Unser täglich Fleisch

Heft 12 / 2013

Ein Schwein von mehr als 700 Millionen - so viele Borstenviecher werden pro Jahr in China gemästet und gegessen. Wie in anderen Schwellenländern wächst hier mit dem Wohlstand der Fleischkonsum. Für das Angebot sorgen zunehmend riesige Mastfabriken, die Futtermittel importieren, große Umweltprobleme verursachen und den Tieren ein elendes Leben bereiten.
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Fleisch

Heftschwerpunkt

Der 34-jährige Marcos Girón hat seinen Stand in der Markthalle in San Salvador von seiner Mutter übernommen. Seine Geheimnis: Frische Ware und gute Bedienung.
Der „Fleischatlas 2014“ zeigt: In Deutschland und den USA geht der Fleischkonsum leicht zurück, in Asien und Schwellenländern wächst er hingegen rasant – mit enormen sozialen und ökologischen Folgen.
Manche Inder sterben lieber, als einem Tier etwas zuleide zu tun oder es gar zu verspeisen. Andere essen möglichst viel Fleisch, als gelte es, etwas aufzuholen.
Viele, die sich in der Entwicklungspolitik engagieren, ernähren sich vegetarisch. Für Kleinbauern in armen Ländern sind Tiere und ihr Fleisch jedoch überlebenswichtig. Ein Plädoyer für Schweine, Rinder und anderes Vieh.
Die Regierung Äthiopiens will die Fleisch­erzeugung und die Einnahmen aus dem Viehexport steigern. Unterstützung für nomadische Hirten trägt zum Erfolg dieser Strategie bei. Doch bald könnte sie die Böden und die Wasservorräte überstrapazieren.
Strikte Kontrollen sorgen in Europa dafür, dass Verbraucher unbesorgt Fleisch essen können – jedenfalls meistens. In ärmeren Ländern ist es um die Tiergesundheit weniger gut bestellt. Das schadet den Bauern dort und begünstigt die Ausbreitung von Seuchen.
Ungeziefer oder Delikatesse? Viele Fachleute sind überzeugt, dass Insekten einen wichtigen Beitrag zur Ernährungs­sicherung leisten könnten. Andere sind skeptisch: Wir wissen einfach noch zu wenig über die Sechsbeiner.
In China boomt die Produktion von Schweinefleisch: Die Hälfte aller Schweine weltweit wird dort aufgezogen und verzehrt. Das geht nur mit riesigen Futtermittelimporten. Und auf Umwelt- und Gesundheitsrisiken wird kaum Rücksicht genommen.
Afrika wird mit billigem Geflügelfleisch aus dem Ausland überschwemmt, deutsche Züchter haben ihre Exporte drastisch erhöht. Die Industrie verkauft das als Segen – für die Afrikaner.

Welt-Blicke

Im April stürzte die Fabrik Rana Plaza ein und riss 1100 Menschen in den Tod. Textilfirmen werden nach wie vor nur lasch kontrolliert, viele Familien der Opfer warten auf Entschädigung.
Eine-Welt-Dokumentationen haben sich einen festen Platz in deutschen Kinos erobert. Aber die Macher tun sich zunehmend schwer, für ihre Filme Geld aufzutreiben.
Die Eskalation der Gewalt hat im Irak eine neue Stufe erreicht. Zum ersten Mal haben radikale Islamisten eine ganze Provinz unter ihre Kontrolle gebracht. Die irakische Regierung hat mit ihrer Politik die Spaltung zwischen Schiiten und Sunniten vertieft.
Der 49-jährige Rithy Panh ist einer der renommiertesten Regisseure Asiens. Er leitet ein Filmzentrum in Phnom Penh und bildet junge Leute aus. Sie sollen die Geschichte ihres Landes verstehen lernen.
Ausgerechnet in einer der Metropolen der Globalisierung hat der Ökumenische Rat der Kirchen zur großen Kritik am Kapitalismus ausgeholt: Auf seiner Vollversammlung im südkoreanischen Busan haben Kirchen aus armen und reichen Ländern eine gerechte Handelsordnung gefordert.
„welt-sichten“ ist gut – und kann noch besser werden. Mehr als 300 Leserinnen und Leser haben sich an unserer Umfrage im September beteiligt. Sie haben uns viel Lob und konstruktive Kritik mit auf den Weg gegeben. Wir werden sie ernst nehmen.
Der König von Swasiland, Mswati III., gerät mit seinem Regierungsstil zunehmend in die Kritik. Mehr Mitsprache des Volkes lehnt er ab. Sein Modell einer „monarchistischen Demokratie“ stößt auf wenig Begeisterung.

Standpunkte

Menschen mit Behinderungen stoßen auf Hindernisse, die ihnen ein Leben in Würde erschweren. Die alten Millenniumsentwicklungsziele nahmen davon keine Notiz. Und auch in der Debatte um Nachfolgeziele für die Zeit nach 2015 haben behinderte Menschen bislang keine Stimme. Das muss sich ändern.
Stiftungen finanzieren ihre Arbeit großenteils aus den Erträgen ihrer Geldanlagen. Doch das Gewinnstreben führt teilweise dazu, dass sich Stiftungszweck und Anlageverhalten widersprechen. Auch beim Umgang mit dem Vermögen sollten ethische Grundsätze gelten.
Soll die Europäische Union in der Verkehrspolitik weiter auf Biotreibstoff setzen? Dient das dem Klimaschutz? Sind die Kosten vertretbar? Ein Pro und Kontra.
Junge Deutsche gehen nach Afrika, um dort Erfahrungen zu sammeln. Aber wehe ein Afrikaner dreht den Spieß um.
Der Koalitionsvertrag steht – und es stellt sich der Eindruck ein, als seien den Unterhändlern im letzten Kapitel zur Entwicklungszusammenarbeit die Lust und die Ideen ausgegangen. Oder war das sogar Absicht?

Journal

Beifang darf nicht wieder ins Meer gekippt werden, und Fördergelder dürfen nur noch dazu verwendet werden, die Fischerei umweltverträglicher zu machen. Diese Eckpunkte der geplanten EU-Fischereireform gelten aber nur für die Hoheitsgewässer der EU.
Das internationale „Netzwerk Steuergerechtigkeit“ hat ein Ranking der schädlichsten Schattenfinanzzentren der Welt erstellt. Deutschland kommt dabei nicht gut weg.
Der internationale Flüchtlingsdienst der Jesuiten bietet syrischen Flüchtlingen in Jordanien ein Fernstudium mit Kursen für Fremdenverkehr, Krankenpflege, Jura und Sozialarbeit an.
Die katholische Kirche in Deutschland hat im Jahr 2012 mit insgesamt 532 Millionen Euro pastorale und soziale Projekte in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa gefördert.
So geräuschlos wie Christ- und Sozialdemokraten um die Entwicklungspolitik der nächsten vier Jahre gerungen haben, so unspektakulär ist das Ergebnis: Es wird weiter ein eigenes Ministerium geben, von einer Aufwertung und mehr Kompetenzen aber ist im Entwurf der Koalitionsvereinbarung keine Rede.
Das neue Institut soll der Weiterbildung dienen, „damit die Kirchen ihre gesellschaftliche Verantwortung stärker wahrnehmen können“.
Jährlich werden zwei Millionen Mädchen unter 15 Jahren schwanger. Die Entwicklungspolitik kümmert sich zu wenig darum, heißt es im diesjährigen Weltbevölkerungsbericht.
Aufgrund einer neuen Studie zum Bergbau in Peru appelliert Misereor an die neue Bundesregierung, ein bereits ausgehandeltes Rohstoffabkommen mit dem lateinamerikanischen Land nicht zu unterzeichnen.
Straßennamen erinnern an die deutsche Kolonialgeschichte. Die Kommunen streiten über einen angemessenen Umgang mit dem schwierigen Erbe. Nach Hamburg und Berlin stellt sich jetzt auch München mit einer Ausstellung im Stadtmuseum der Diskussion.
Die Millennium Challenge Corporation der US-Regierung hat die beste Informationspolitik. Das findet die Initiative Publish What You Fund, die sich für mehr Transparenz in der Entwicklungshilfe einsetzt.
Die staatliche Außenwirtschaftsförderung für deutsche Unternehmen ist eine „Blackbox“. Wer wissen will, ob und wie von Berlin geförderte Geschäfte auf Umwelt- und Menschenrechtsverträglichkeit geprüft wurden, stößt schnell an Grenzen.
Die EU-Kommission redet die Entwicklungshilfe klein und betont die Bedeutung anderer Finanzströme.
Die Bildungskoalition NGO hat eine Befragung von 300 Jugendlichen in Auftrag gegeben. Auf dieser Grundlage fordert sie nun mehr Mitsprache bei der Ausarbeitung des „Lehrplans 21“.
Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) verliert ihren Direktor: Martin Dahinden wird Schweizer Botschafter in Washington. Über die Gründe des Wechsels wird gerätselt. Die einst starke und eigenständige DEZA musste bereits in den vergangenen Jahren Macht abgeben. Mit der Personalrochade droht eine weitere Schwächung.
Einwanderern stehen die Schweizer skeptisch gegenüber. Über Zuwanderung soll in naher Zukunft an der Urne entschieden werden – damit stehen dem Land emotionale Debatten bevor.
Auf der philippinischen Insel Leyte will das Österreichische Rote Kreuz nach dem Taifun Haiyan die sanitäre Grundversorgung für bis zu 40.000 Menschen wiederherstellen.
Das Forum Umwelt und Entwicklung wertet die „German Food Partnership“ (GFP) des Entwicklungsministeriums als Missbrauch von Entwicklungshilfe für die Interessen deutscher Agrar- und Chemiekonzerne.
Mehr als eine Milliarde Menschen weltweit können keine medizinischen Dienste nutzen. Das will die Weltgesundheitsorganisation WHO mit ihrem Konzept der allgemeinen Gesundheitsversorgung ändern. Bei einem Symposium in Basel diskutierten Experten über Inhalte und Grenzen des Ansatzes.
Welternährung war das Schwerpunktthema auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland im November in Düsseldorf. In ihrer Kundgebung dazu ruft sie zu geistlicher und politischer Umkehr auf und fordert, den Hunger völlig zu beseitigen.
Internationale Bergbauunternehmen sollen bei Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung auch in ihren Heimatländern zur Rechenschaft gezogen werden können. Das haben 30 Partnerorganisationen von Misereor aus Lateinamerika bei einer Anhörung vor der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte in Washington gefordert. Sie sind auf offene Ohren gestoßen, wie Misereor-Mitarbeiterin Susanne Friess berichtet.
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