Fragwürdige Rendite für den guten Zweck

Stiftungen finanzieren ihre Arbeit großenteils aus den Erträgen ihrer Geldanlagen – je höher die Rendite, desto mehr Geld für den guten Zweck. Doch das Gewinnstreben führt teilweise dazu, dass sich Stiftungszweck und Anlageverhalten widersprechen. Auch beim Umgang mit dem Vermögen sollten ethische Grundsätze gelten.

Die weltgrößte Privatstiftung von Bill und Melinda Gates hatte im vergangenen Jahr rund 38,3 Milliarden US-Dollar angelegt. Das brachte 3,4 Milliarden Gewinn – immerhin fast zehn Prozent Rendite. Wie der Profit zustande kommt, interessiert Bill Gates nach eigenem Bekunden wenig. Mit der Verwaltung des Vermögens wolle er nichts zu tun haben, sagte er jüngst in einem Zeitungsinterview.

Wer das Geld erwirtschaftet, mit dem die Stiftung weltweit Krankheiten, Mangelernährung und Armut bekämpft, zeigt ein Blick ins Portfolio. Die drei Milliarden Dollar schweren Aktienanteile an Coca-Cola und McDonald’s dienen wohl kaum der Förderung der Gesundheit. Genauso wenig wie die Anteile an den Energiekonzernen BP und ExxonMobil im Wert von knapp einer Milliarde US-Dollar. Die Firmen gehören zu den größten Verursachern von Kohlendioxid weltweit. Und die Erwärmung infolge des Klimawandels verstärkt zum Beispiel die Ausbreitung der Malaria, die Bill Gates mit seiner Stiftung eigentlich ausrotten will.

Öffentliche Kritik zeigt Wirkung

Noch widersinniger ist es, wenn große Umweltorganisationen wie die amerikanische „Wildlife Conservation Society“ oder „The Nature Conservancy“ ihr Vermögen in der Öl- oder Kohleförderung anlegen. Dass es auch anders geht, zeigt die deutsche Bundesstiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die einst zur Entschädigung von NS-Zwangsarbeitern gegründet worden war. Weil die Stiftung ihr Geld nicht mit moderner Zwangsarbeit verdienen will, hat sie ihre Anteile an Apple, Walmart und Shell verkauft.

So viel Transparenz und Konsequenz ist eher die Ausnahme. Stiftungen sollten deshalb stärker in die Pflicht genommen werden, zumindest nicht gegen ihren gemeinnützigen Zweck zu investieren. Öffentliche Kritik hat in der Vergangenheit auch bei der Gates-Stiftung Wirkung gezeigt: Wertpapiere umstrittener Pharmakonzerne und der Agrarfirmen Monsanto und Cargill hat sie wieder verkauft. Dass sie trotzdem noch fragwürdige Investitionen im Stiftungsportfolio hat, liegt nicht nur am fehlenden Interesse der Verantwortlichen. Die vielen Milliarden der Gates-Stiftung komplett nach ethischen Spielregeln mit kalkulierbarem Risiko zu investieren, ist wohl kaum möglich. Dafür ist zu viel Geld im Spiel – und es gibt zu wenige Möglichkeiten, große Summen ethisch und nachhaltig korrekt anzulegen. 

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erschienen in Ausgabe 12 / 2013: Unser täglich Fleisch
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