Am „Welttoilettentag“ am 19. November erinnerte das Rote Kreuz daran, wie wichtig sanitäre Einrichtungen für die Vorbeugung von Seuchen sind. Auch abseits von Katastrophen gehört der Mangel an sanitärer Grundversorgung zu den größten Problemen in Entwicklungsländern. Auf den Philippinen haben unter normalen Umständen 90 Prozent der Bevölkerung Zugang zu Toiletten. Aber in vielen anderen Ländern Asiens und Afrikas gibt die Unterversorgung Anlass zur Sorge.
Autor
Ralf Leonhard
war bis zu seinem plötzlichen Tod im Mai 2023 freier Journalist in Wien und ständiger Korrespondent von "welt-sichten".Die Zahl der Menschen, die mangels Zugang zu Latrinen ihre Notdurft im Freien verrichten, wird auf bis zu 2,5 Milliarden geschätzt. „Die Gefahr dabei ist, dass Krankheitserreger aus den nicht entsorgten Fäkalien in die Nahrungskette gelangen“, sagt Robert Burtscher, Fachmann für Wasser und Siedlungshygiene in der Austrian Development Agency (ADA), der Agentur der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Pro Tag sterben weltweit etwa 5000 Kinder an Durchfallerkrankungen. Vier von fünf Todesfällen weltweit aufgrund unzureichender sanitärer Versorgung könnten durch saubere Einrichtungen und einfache Hygienemaßnahmen wie Händewaschen mit Seife verhindert werden. Laut der WHO gehen jährlich 272 Millionen Schultage durch Krankheiten verloren, die von verdrecktem Wasser verursacht werden. Viele Mädchen brechen ihre Ausbildung ab, wenn sie ins Menstruationsalter kommen, weil es in der Schule keine angemessenen sanitären Anlagen gibt. 2009 hat das Rote Kreuz Österreich ein Service Center Water and Sanitation eingerichtet, in dem Fachleute für Wasser und Siedlungshygiene den ganzheitlichen Ansatz in Projekten in aller Welt verwirklichen und über Schulungen verbreiten.
In Uganda wirbt Österreich für den Bau von Toiletten
Auch die österreichische Entwicklungszusammenarbeit setzt sich für die Verbesserung der sanitären Versorgung weltweit ein. Als Vorzeigeprojekt gilt die Arbeit in der ugandischen Stadt Kitgum, wo die ADA die Nachfrage und Dienstleistungen im Sanitärbereich fördert. Es gehe darum, für den Bau von Toiletten zu werben und gleichzeitig darauf zu achten, dass das Material und der Wartungsservice bereitstehen, erklärt Erwin Künzi, Programmreferent für Wasser und Siedlungshygiene im ADA-Auslandsbüro in Uganda.
Selbst in Europa gibt es noch Länder, in denen die schlechte sanitäre Infrastruktur als Gesundheitsproblem gesehen wird. Etwa in der Republik Moldau, wo nur 47 Prozent der Haushalte an die Kanalisation angeschlossen sind oder über eine sanitäre Grundversorgung verfügen. In Zusammenarbeit mit der Schweizer Entwicklungszusammenarbeit setzt die ADA dort auf Pflanzenkläranlagen – eine umweltfreundliche und günstige Lösung für ländliche Regionen.
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