Der Gewalt entgegenwirken

Heft 2 / 2025

UN-Friedensmissionen haben es seit Jahren schwer, weil Großmächte auf Konfrontationskurs sind. Das schwächt auch die friedensfördernde Kraft des Völkerrechts. Hoffnung machen lokale Initiativen: Im Tschad entschärfen Dorfkomitees Konflikte zwischen Bauern und Viehhirten, in Nigeria bringt eine Aktivistin christliche und muslimische Frauen zusammen und in der Stadt Tumaco in Kolumbien bietet ein Jugendzentrum Auswege aus der Gewalt.
Wenn Sie das gesamte Heft als PDF lesen wollen, melden Sie sich an oder schließen Sie ein Abo ab
Friedenskräfte

Heftschwerpunkt

Noch immer werden viele Frauen von UN-Blauhelmsoldaten missbraucht, obwohl das schon viele Skandale ausgelöst hat und Gegenmaßnahmen eingeleitet wurden. Aber die Täter werden so gut wie nie zur Verantwortung gezogen.
Die Streitbeilegung zwischen Staaten und der Schutz der Menschenrechte mit Hilfe internationaler Gerichte ist ein zivilisatorischer Fortschritt. Wer ihn erhalten will, darf bei der Anwendung des Rechts nicht mit zweierlei Maß messen.
Auf dem Jos-Plateau in Zentralnigeria bekämpfen sich seit Jahrzehnten Christen und Muslime; der ethnisch-religiöse Konflikt fordert jedes Jahr viele Menschenleben. Esther Ibanga bringt christliche und muslimische Frauen zusammen, um das Blutvergießen zu beenden.
Der deutschen Friedensbewegung fehlt Nachwuchs und sie gibt zuweilen auch kein überzeugendes Bild ab. Doch die Engagierten erinnern an die Gefahren einer Militarisierung und suchen nach besseren Friedenskonzepten.
In vielen Kriegen versuchen lokale Gruppen, interessierte Staaten und internationale Gremien wie die UN, zu vermitteln und Gewalt einzudämmen. Der Erfolg hängt stark von der weltpolitischen Lage und dem Verhalten der Großmächte ab. Die machen seit zwei Jahrzehnten Friedenskräften die Arbeit sehr schwer.
Die Stadt Tumaco an der Pazifikküste Kolumbiens halten bewaffnete Banden im Griff. Ein Jugendzentrum bietet jungen Leuten Alternativen zur Kriminalität, während Angebote der neuen Regierung zur Friedensförderung in Tumaco wenig helfen.
Hinter einem Tisch mit Mikros und Namensschildern zwei Frauen (Mitte) und zwei Männer (außen).
Friedensförderung und zivile Krisenprävention führen seit der Zeitenwende ein Schattendasein in der öffentlichen Wahrnehmung. Wie ist sie bisher aufgestellt, wo sind ihre Schwachstellen?
Im Tschad hat Mahamat Déby, der 2021 seinen Vater als Staatschef beerbt hat, seine Herrschaft nun mit Wahlen gefestigt. Kämpfe zwischen Hirten und Bauern fordern aber weiter häufig Tote. Eine einheimische Organisation versucht, sie zu befrieden. Gespräch mit Abderamane Gossoumian von einem Netzwerk für Frieden im Tschad
Donald Trump hat Bewegung in die Versuche gebracht, Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine zu beenden. Europa sollte sich seiner Initiative anschließen, statt sie schlechtzureden, sagt der Politikwissenschaftler Johannes Varwick.

Welt-Blicke

Die Versuche, für weltweiten Klimaschutz, Armuts- und Hungerbekämpfung genug privates Geld einzuwerben, sind gescheitert. Öffentliche Banken haben die Mittel, die Lücke zu füllen, müssten dazu aber demokratischer werden.
Im Nationalpark Yasuní wird weiter Erdöl gefördert, obwohl 60 Prozent der Ecuadorianer im August 2023 dafür gestimmt haben, das im Block 43 einzustellen. Die Regierung Noboa hintertreibt den Ausstieg.
In Brasilien ging Landwirtschaft jahrzehntelang mit Abholzung einher. Diese Zeiten sind vorbei, heute steigt die Agrarproduktion nicht mehr auf Kosten des Waldes. Das sollten auch Kritiker des Handelsabkommens der EU mit dem Mercosur verstehen.
In Saudi-Arabien gibt es eine kleine gesellschaftliche Revolution: Kronprinz Mohammed bin Salman sorgt dafür, dass mehr Frauen arbeiten gehen, sie Unternehmen gründen dürfen und kein Kopftuch mehr tragen müssen. Doch diese Reformen werden von scharfen Repressionen begleitet.
Eine Frau kommt über eine staubige Straße, hinten  niedrige Hütten und junge Männer.
In Kenia leben Hunderttausende in großen Flüchtlingslagern, zum Teil schon ihr ganzes Leben. Viele wollen nicht zurück in ihre Herkunftsländer und fühlen sich als Kenianer, doch die Regierung tut kaum etwas, sie im Land zu integrieren.

Standpunkte

Kinder und Jugendliche zu respektieren und sie schon früh in das gesellschaftliche und politische Leben einzubeziehen, ist für ein funktionierendes Miteinander unerlässlich.
Donald Trump fördert mit seiner Zoll- und Steuerpolitik die soziale Ungleichheit und die Macht der Reichsten weltweit. Das beste Gegenmittel für Europa wäre eine andere Abkehr vom Freihandel: Es sollte auch Firmen im Ausland besteuern, die ihre Gewinne dort deklarieren, meint Gabriel Zucman.
Der Präsident der Philippinen hat seinen Vorgänger Rodrigo Duterte an den Internationalen Strafgerichtshof ausgeliefert. Der hat das verdient – aber es ist kein Zeichen für die Stärke des internationalen Rechts, meint Bernd Ludermann.
Donald Trump zerschlägt die US-Entwicklungshilfe – mit fatalen Folgen für die Menschen im globalen Süden. Um die Lücke zu füllen, müssen neue Wege probiert und bisherige Strukturen reformiert werden, kommentiert Melanie Kräuter.

Bewegungsmelder

In Brasilien entscheidet der Nationalkongress demnächst über einen Gesetzentwurf, der die Diskriminierung dicker Menschen ebenso unter Strafe stellt wie die aufgrund von Ethnie, Hautfarbe, Religion oder Herkunft.
Katharina Thote vertritt seit Ende Februar den UN-Flüchtlingskommissar UNHCR in Deutschland. Die Ernennung einer UNICEF-Vizepräsidentin erntet scharfe Kritik. Muhsin Hendricks, der erste offen schwul lebende Imam weltweit, wurde in Südafrika erschossen. Unsere Personalmeldungen im April.
„Wir müssen mehr kämpfen, dadurch werden wir aber auch noch bewusster und entschlossener“, sagt Gundula Büker. Sie hat mit ihrer Familie mehrere Jahre in Mali gelebt und motiviert nun als Fachpromotorin für Globales Lernen Menschen, trotz der multiplen Krisen, die sie bedrücken, solidarisch zu handeln. Dabei gehe es auch um Schutz für People of Color in den Reihen der Aktiven.

Journal

Was bringt die Kooperation von Entwicklungspolitik und Privatwirtschaft? Das ist oft nicht klar und zudem schwer zu messen. Das Entwicklungsministerium (BMZ) will das ändern – pünktlich zum Start der neuen Bundesregierung.
Neue Forschungen zeigen, dass die Habsburgermonarchie weit stärker in koloniale Strukturen verwoben war, als man bisher dachte – vor allem über die Beteiligung an Infrastrukturprojekten wie dem Suezkanal.
Die Schweiz lässt ihre Entwicklungshilfe in Eritrea auslaufen. Eigentlich wollte die Regierung mit der Zusammenarbeit migrationspolitische Ziele erreichen. Das ist laut einer Evaluierung aber nicht gelungen.
Katholische und protestantische Kirchenführer in der Demokratischen Republik Kongo wollen mit einer breit angelegten Friedensinitiative zu einem Ende der Gewalt im Ostkongo beitragen. Dabei berufen sie auch auf afrikanische Traditionen.
Im Brüsseler Sekretariat der Organisation Afrikanischer, Karibischer und Pazifischer Staaten herrschten offenbar jahrelang Misswirtschaft und Betrug. Die EU-Kommission hat ihre finanzielle Unterstützung gestoppt.
Die EU-Kommission überlegt, in ihren Auslandsdelegationen rund um den Globus die Entwicklungspolitik neu zu organisieren. Das könnte den Beitrag der EU zum Kampf gegen Armut und Hunger in den ärmsten Ländern weiter schwächen.
Am 12. April wird in Gabun ein neuer Präsident gewählt. Brigadegeneral Brice Oligui, der seit dem Putsch vom August 2023 die Übergangsregierung leitet, gibt sich als Reformer. Aber er etabliert sich als Autokrat, sagt Martin Acheampong, Wissenschaftler am GIGA Institute for African Affairs (IAA).
Für das Menschenrecht der Religionsfreiheit gibt es in Deutschland seit acht Jahren einen eigenen Beauftragten. Drei Jahre war das Frank Schwabe (SPD). Er erklärt, warum das Amt wichtig ist, und warum ihn auch in Deutschland der muslimische Gebetsruf vom Minarett nicht stört.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!