Woran arbeiten Sie gerade?
Ich bereite eine Fortbildung zum Thema „Sozialökologische Transformation“ für Multiplikatoren im Bereich des Globalen Lernens vor. Wir stellen unter anderem pädagogische Konzepte einer Bildung für nachhaltige Entwicklung vor.
Wie sieht das praktisch aus?
Wir nutzen beispielsweise Körperarbeit, indem Teilnehmende unter theaterpädagogischer Anleitung drei Standbilder entwickeln. Zunächst stellen sie eine Krise dar, beispielsweise ein Bild von Ungerechtigkeit, dann eine Utopie, beispielsweise Gerechtigkeit, und drittens einen Weg, wie man vom ersten zum zweiten Bild kommt, beispielsweise Solidarität. Solche handlungsorientierten Methoden können die Multiplikatoren dann in ihre jeweiligen Veranstaltungen einflechten, um die Menschen für Themen des Globalen Lernens zu sensibilisieren und zu motivieren.
Erinnern Sie sich an eine besonders erfolgreiche Aktion?
Vor zehn Jahren haben wir mal eine Woche zum Thema „Solidarisches Handeln“ veranstaltet. Dabei hat sich eine Gruppe von Aktiven gebildet, die sich regelmäßig darüber austauschen, wie sie das Gelernte umsetzen. Sie sind noch heute miteinander vernetzt, was mich sehr freut.
Entwicklungspolitische Bildung hat in der Politik gerade einen besonders schweren Stand. Wie gehen Sie damit um?
Es stehen uns weniger Ressourcen zur Verfügung als noch vor einigen Jahren, und das wird nicht besser. Ich sehe die Gefahr, dass vieles ins Ehrenamt ausgelagert wird, dass es unter Hauptamtlichen in zivilgesellschaftlichen Organisationen mehr Selbstausbeutung gibt und dass auch Inhalte ganz wegfallen, wenn Projektstellen nicht verlängert werden. So etwas beeinträchtigt natürlich die Qualität der Arbeit.
Die Menschen nehmen die vielen Krisen in der Welt wahr, sind bedrückt und geängstigt. Gleichzeitig werden viele auch weniger solidarisch. Im Bereich der Inlandsarbeit werden wir stärker angegriffen, und in unserer Arbeit verschiebt sich gerade etwas. Es geht oft nicht mehr vor allem darum, wie wir uns gegenseitig stärken, sondern es geht mittlerweile immer mehr auch darum, wie wir uns besser schützen können. Und zwar ganz konkret auch People of Color in unseren Reihen, die sich zunehmend bedroht und unsicher fühlen. Wir müssen mehr kämpfen, dadurch werden wir aber auch noch bewusster und entschlossener.
Wie sind Sie persönlich zum Globalen Lernen gekommen?
Ich bin in einem politischen und radikal pazifistischen Pfarrhaus aufgewachsen. Ich wollte die Welt verstehen, aber auch kreativ arbeiten, deshalb habe ich Soziologie und praktisches Theater studiert. Ich habe mit meinem Mann und meinen Kindern viele Jahre im Ausland gelebt, unter anderem drei Jahre in Mali, und dort in Kunst- und Bildungsprojekten mitgewirkt. Als ich zurückkam, bin ich als Referentin beim Programm „Bildung trifft Entwicklung“ von Engagement Global eingestiegen, einer Arbeit, die mich sehr erfüllt.
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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