Personalia

Wer, wo, was?

Katharina Thote vertritt seit Ende Februar den UN-Flüchtlingskommissar UNHCR in Deutschland. Christina Schnepel leitet seit März das Zentrum Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Die Ernennung von Sophia Tesfamariam aus Eritrea zur UNICEF-Vizepräsidentin stieß auf scharfe Kritik. Muhsin Hendricks, der erste offen schwul lebende Imam weltweit, wurde auf offener Straße in Südafrika erschossen. Unsere Personalmeldungen im April.

UNHCR

Katharina Thote vertritt seit Ende Februar den UN-Flüchtlingskommissar UNHCR in Deutschland. Die Politikwissenschaftlerin und Amerikanistin ist seit über 20 Jahren beim UNHCR tätig und war außer in der Zentrale in Genf in Eritrea, Mauretanien, Guinea und Kolumbien im Einsatz. Sie freue sich auf die neue Aufgabe, sagte Thote, „auch wenn ich mir der Herausforderung vor dem Hintergrund der aktuellen Debatten bewusst bin“. Deutschland sei ein „großes Aufnahmeland“ und wichtiger Unterstützer des UNHCR. Andere Länder verfolgten „mit Interesse, wie Deutschland mit den Herausforderungen von großen Zahlen von Flüchtlingen umgeht“.

Zentrum Oekumene der EKHN und der EKKW

Die Theologin Christina Schnepel ist seit März neue Leiterin des Zentrums Oekumene der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) und der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck (EKKW). Sie folgt auf Detlev Knoche, der in den Ruhestand geht. Schnepel war zuvor im Zentrum Oekumene Referentin für die Partnerkirchen in Europa und den USA sowie für das Programm „Hoffnung für Osteuropa“.

 

 

Österreichisches Friedenszentrum

Der Politikwissenschaftler Tobias Lang leitet seit März das Österreichische Friedenszentrum ACP in Schlaining. Er folgt auf Moritz Ehrmann, der ins Außenministerium zurückkehrt.

Neue UNICEF-Vizepräsidentin ist umstritten 

Sophia Tesfamariam aus Eritrea ist eine der vier Vizepräsidentinnen des UN-Kinderhilfswerks UNICEF für das Jahr 2025. Die 65-jährige Diplomatin ist seit sechs Jahren Ständige Vertreterin Eritreas bei den Vereinten Nationen in New York. Ihre Ernennung zu einer der UNICEF-Vizepräsidentinnen, die jedes Jahr neu bestimmt werden, stieß bei Menschenrechtsorganisationen und Eritrea-Expertinnen auf scharfe Kritik. Tesfamariam sei eine „leidenschaftliche Unterstützerin“ des diktatorischen Regimes von Präsident Isaias Afewerki in Eritrea, heißt es in einer Stellungnahme der World Peace Foundation.
In UN-Berichten werden der Regierung Afewerki, die seit Eritreas Unabhängigkeit 1993 im Amt ist, immer wieder gravierende Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen. Im Zentrum steht dabei oft der nationale Militär- und Arbeitsdienst, dem alle Eritreer prinzipiell lebenslang unterworfen sind. Tesfamariam habe diesen Dienst stets „mit Nachdruck“ unterstützt, heißt es bei der World Peace Foundation: „Die Vorkämpferin einer Regierung, die die Bildung und die Erziehung ihrer jungen Landsleute militarisiert, ist jetzt zu einer der höchsten Vertreterinnen von UNICEF ernannt worden.“ 
Mit dieser Personalentscheidung sende UNICEF „eine entmutigende Botschaft an die Opfer und die Überlebenden von Eritreas Verbrechen“, kommentiert die in Großbritannien ansässige Organisation Human Rights Concern Eritrea. Das gefährde das Vertrauen in den Einsatz von UNICEF für das Wohlergehen und die Rechte von Kindern weltweit.

Imam Muhsin Hendricks ist tot

Am 15. Februar 2025 wurde Muhsin Hendricks, der erste offen schwul lebende Imam weltweit, auf offener Straße in Südafrika erschossen.

Am 15. Februar 2025 wurde Muhsin Hendricks, der erste offen schwul lebende Imam weltweit, auf offener Straße in Südafrika erschossen. Sein Mörder floh unerkannt. Geboren wurde Hendricks 1967 in einer muslimischen Coloured-Familie in Kapstadt. Seine Mutter war Lehrerin, sein Vater spiritueller Heiler und sein Großvater Imam. Seine Vorfahren waren aus Indonesien und Indien verschleppte Sklaven und politische Gefangene. Der tiefgläubige Muhsin, der an inklusiven Deutungen des Korans und religiöser Schriften arbeitete, betonte den Stellenwert des toleranten Sufi-Erbes seiner indonesischen Vorfahren. 
Von 1990 bis 1994 studierte er an der Jamia Al Dirasat-Al Islamia Universität in Pakistan islamisches Recht und islamische Theologie, danach lehrte er an Moscheen und Madrassen in Kapstadt und unterrichtete Arabisch. 1996, im Jahr seines Coming-out, eröffnete er in seiner Heimatstadt The Inner Circle, eine islamische Einrichtung für das spirituelle und soziale Wohl sexueller Minderheiten. 1998 gründete er Al-Fitrah, die erste homosexuelle muslimische Organisation in Südafrika. 2011 folgte die inklusive Masjidul-Ghurbaah Moschee und 2018 die Al-Ghurbaah-Foundation für queere Muslime - beide in Kapstadt.
Als 23-Jähriger stimmte Imam Muhsin einer arrangierten heterosexuellen Ehe zu. Nach sechs Jahren ließen er und seine Frau sich scheiden. Später heiratete er einen schwulen Hindu, was auch wegen der anderen Glaubensrichtung auf Kritik von konservativen Muslimen stieß.
Durch den Dokumentarfilm „A Jihad for Love“ wurde Muhsin 2007 international bekannt. Beim diesjährigen Evangelischen Kirchentag in Hannover Anfang Mai sollte er über Diversität und Religion sprechen. Ihn betrauern unter anderem die Evangelische Kirche in Hessen-Nassau, die Rainbow Pilgrims of Faith und das Global Interfaith Network. Imam Muhsin verstand sich als Maulana, als mitfühlender Beschützer. Die Welt hat einen standhaften Pionier für die Menschenrechte gläubiger sexueller Minderheiten verloren.
Rita Schäfer

erschienen in Ausgabe 2 / 2025: Der Gewalt entgegenwirken

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