Entwicklung - wohin?

Heft 9 / 2015

Was bedeutet Entwicklung? Das kann für den Einzelnen sehr unterschiedlich sein. Die Familie im südafrikanischen Armenviertel Soweto auf dem Titelbild würde sich vermutlich fließendes Wasser und Strom wünschen. Solche Grundvoraussetzungen für Entwicklung müssen erfüllt werden – darüber gibt es keinen Streit. Wohl aber darüber, wie die Menschheit künftig wirtschaften und konsumieren soll ohne die Grenzen der Erde zu sprengen.
Wenn Sie das gesamte Heft als PDF lesen wollen, melden Sie sich an oder schließen Sie ein Abo ab
Entwicklung

Heftschwerpunkt

Die Wirtschaft soll dem Gemeinwohl dienen: Dafür setzt sich eine internationale Bewegung ein. Einige Unternehmen probieren das schon aus – sie lassen sich an Werten wie Solidarität, Umweltfreundlichkeit und Mitbestimmung messen.
Costa Rica will bis 2021 klimaneutral werden. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Kritiker werfen der Regierung Augenwischerei vor.
Konsum war gestern: Nur ein neues Wirtschaftsmodell kann das Überleben der Erde sichern. Die Asiaten sollten bei seiner Entwicklung vorangehen.
Das Konzept des „Vivir Bien“ aus den Anden gilt als Alternative zum westlichen Glauben an Fortschritt und Modernisierung. Eine Berliner Theatergruppe will ein breites Publikum dafür begeistern.
Wissenschaft und Technik haben das Leben vieler Menschen verbessert. Die große Mehrheit der Inder profitiert aber noch nicht von diesen Errungenschaften. Man darf sie ihnen nicht vorenthalten.
Zunächst die Kolonialherren, dann die Industrienationen: Stets definierten die Mächtigen, was Entwicklung bedeutet. Nun stellen aufstrebende Länder aus dem Globalen Süden den Sinn und die Strukturen der internationalen Entwicklungspolitik infrage.
Ob die neuen globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung Afrika voranbringen werden, ist fraglich. Denn am neo­liberalen wirtschaftspolitischen Rahmen ändern sie nichts.

Welt-Blicke

Die arabischen Diktatoren stellen sich als Bollwerk gegen den islamistischen Terror dar. Doch in Wahrheit fördern sie ihn. Denn ihr Hauptziel ist, die demokratischen Bewegungen auszuschalten.
Menschenhändler wie der Äthiopier Ermias Ghermay verdienen viel Geld mit dem Elend von Flüchtlingen. Wenn sie in Italien angekommen sind, übernimmt die dortige Mafia.
Der Mönch Anselm Adodo hat in Nigeria das Unternehmen Paxherbals gegründet. Darin vereint er traditionelle Pflanzenheilkunde mit moderner Wissenschaft. Ein durch­schlagender Erfolg – wenn nur die Chinesen nicht wären.
Nach 17 Jahren an der Spitze von Alliance Sud, der Arbeitsgemeinschaft der sechs großen Schweizer Hilfswerke, geht Peter Niggli in den Ruhestand. Der Journalist, Lokalpolitiker und Globalisierungskritiker erzählt von politischen Kämpfen und wirft einen kritischen Blick auf Gegenwart und Zukunft der Entwicklungshilfe. Er beklagt das Schwinden der Solidarität mit den Armen.

Standpunkte

Universelle Ziele für nachhaltige Entwicklung wollen die Vereinten Nationen im September auf ihrer Generalversammlung verabschieden. Wie sie aussehen werden, ist nun weitgehend klar. Aber ob die hehren Ansprüche eingelöst werden, ist sehr fraglich.
Amnesty international will sich weltweit für die Legalisierung der Prostitution einsetzen. Damit tut die Organisation sich und der Sache der Frauen keinen Gefallen.
Der Präsident und der Rebell unterschreiben einen Friedensvertrag – und beschuldigen sich anschließend sofort, die Vereinbarung gebrochen zu haben. Die Südsudanesen leiden weiter unter ihren skrupellosen Führern und einer unfähigen Staatengemeinschaft.
70 Jahre nach ihrer Gründung stößt die Weltorganisation an ihre Grenzen. Sie muss lernen, ihre Autorität mit anderen Spielern der Weltpolitik zu teilen.
Die Schweiz ist Heimat vieler international tätiger Konzerne. Doch etliche von ihnen sorgen mit Menschenrechtsverletzungen für Schlagzeilen. Eine Volksinitiative setzt sich für mehr Sorgfalt und Verantwortung von Firmen ein.
Um sich im Wettbewerb mit anderen Geldgebern zu behaupten, will die Weltbank ihre Umwelt- und Sozialstandards aufweichen. Dabei achtet die Bank schon heute bei vielen Projekten zu wenig auf Mensch und Umwelt.

Journal

Die Bergbauindustrie kämpft um ein besseres Image und will künftig als Entwicklungspartner auftreten. Die Kirche dürfe sich von dieser Charme-Offensive nicht blenden lassen, warnen Basisgruppen. Von der angekündigten Dialogbereitschaft sei in den betroffenen Gemeinden bisher nichts zu spüren.
Nach dem Bericht von Amnesty International über die Zustände im Aufnahmelager Traiskirchen reagiert die Politik nur verhalten. Der Fall zeigt, wie gespalten die Gesellschaft in Flüchtlingsfragen ist: Die einen wettern weiter, die anderen engagieren sich mehr denn je.
Kaum hat sich die Europäische Union auf eine Notreparatur am Emissionshandel geeinigt, da rudert die EU-Kommission schon wieder zurück. Ob der Emissionshandel je genug Geld für die Klimafinanzierung im Süden einbringen kann, bleibt fraglich.
Das niederländische Hilfswerk ICCO hat Brot für die Welt angefragt, die Förderung für eine Reihe seiner Partner zu übernehmen. Denn die staatlichen Zuschüsse für seine Arbeit werden im kommenden Jahr drastisch sinken.
Der Handel mit fair produzierten Waren ist in Deutschland weiter im Aufwind. Um einer größeren Zahl von Bauern und Herstellern im globalen Süden ein gerechtes Auskommen zu sichern, sehen Aktivisten aber die Politik am Zug.
Der Schweizer Altersvorsorge-Fonds stoppt Investitionen in Nahrungsmittel. Der Grund: Die politische Sensibilität für diese Anlageform sei gestiegen. Druck kommt von einer Volksinitiative, über die noch gar nicht abgestimmt worden ist.


Seit langem fordern Entwicklungsorganisationen, mehr Licht in die Steuerzahlungen von Konzernen und die Verschiebung großer Vermögen zu bringen. Das EU-Parlament drängt nun ebenfalls darauf – aus Sorge um die Steuereinnahmen in Europa.
Wirbelstürme, Dürren und Überschwemmungen: Die Folgen des Klimawandels sind oft verheerend – und der Bedarf an schneller Nothilfe steigt. Das Deutsche Rote Kreuz entwickelt nun ein Frühwarnsystem, das schon vor der Katastrophe greift.
Baden-Württemberg ist seit einem Jahr offiziell in einer Partnerschaft mit Burundi verbunden. Wegen der politischen Krise in dem zentralafrikanischen Land ruhen die staatlichen Kontakte, doch das Engagement aus der Gesellschaft geht weiter.
Die Schweiz hat in den vergangenen Jahren vermehrt auf Migrationspartnerschaften gesetzt, um die Migration zu bremsen und abgewiesene Asylsuchende einfacher abzuschieben. Das Instrument sei nützlich, aber wenig wirksam, meint die Flüchtlingshilfe.
In den 20 Jahren seines Bestehens hat der Verein Kinderrechte Afrika Zehntausende inhaftierte Mädchen und Jungen unterstützt. Der Vorsitzende Horst Buchmann erzählt, wie es in den Gefängnissen zugeht, und warum man den Staat trotzdem nicht auf die Anklagebank setzen sollte.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!