Investitionen in Nahrungsmittel sind umstritten. Sie können zu spekulativen Preisanstiegen und somit zu Versorgungsproblemen führen. In der Schweiz haben die Jungsozialisten (JUSO), die Sozialdemokraten (SP), die Grünen und mehrere Hilfswerke deshalb im Frühling 2014 eine Volksinitiative eingereicht, die Spekulationen mit Nahrungsmitteln verbieten will. Darüber abgestimmt wird frühestens 2016.
Doch die Forderung zeigt bereits jetzt Wirkung: Die Führung des Schweizer Sozialwerks hat laut Jahresbericht 2014 beschlossen, ab diesem Jahr nur noch in Energiewerte und Edelmetalle zu investieren. In Agrarrohstoffe und Viehwirtschaft legt der Fonds kein Geld mehr an. Begründet wird der Strategiewechsel mit der erhöhten „politischen Sensibilität“ für das Thema.
JUSO und SP begrüßen die Entscheidung. Der Fonds verwalte öffentliche Mittel und habe somit eine spezielle Sorgfaltspflicht, schreibt die SP. JUSO-Präsident Fabian Molina deutet den Beschluss als Zeichen dafür, dass „der Druck der Spekulationsstopp-Initiative wirkt“. Er zeige, „dass sich die Fonds-Verantwortlichen der verheerenden Auswirkungen der Spekulation mit Agrarrohstoffen bewusst sind“.
Der Fonds von Alters- und Invalidenversicherung sowie Erwerbsersatzordnung ist mit einem Vermögen von mehr als 30 Milliarden Franken (gut 28 Milliarden Euro) einer der größten öffentlichen Investoren. Mit großen finanziellen Einschnitten ist seine Strategieänderung nicht verbunden: Im Jahr 2014 investierte der Fonds nur 1,6 Prozent oder knapp 500 Millionen Franken (gut 471 Millionen Euro) seines gesamten Anlagevermögens in Rohstoffe. 41 Prozent davon entfielen auf landwirtschaftliche Produkte.
JUSO-Chef Molina betont dennoch, der Beschluss sei „ein klarer Wink mit dem Zaunpfahl an den Nationalrat“, etwas gegen die Nahrungsmittelspekulation zu unternehmen. Im Herbst wird die große Kammer des Parlamentes über die Initiative beraten. In der kleinen Kammer hatte die Idee keine Chance. Und auch der Bundesrat empfiehlt, die Initiative abzulehnen.
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