ICCO befindet sich in einer schwierigen Lage: Die Regierung in Den Haag wird dem Zusammenschluss kirchlicher Hilfswerke und Entwicklungsorganisationen ab dem kommenden Jahr nicht mehr wie bisher 70 Millionen Euro, sondern nur noch 7 Millionen Euro überweisen. Der Betrag darf zudem nur noch für die Lobby- und Advocacy-Arbeit verwendet werden. Bisher hatten die staatlichen Fördermittel etwa zwei Drittel des Gesamtbudgets von ICCO ausgemacht. Wie die Arbeit des Hilfswerks und seiner 900 lokalen Partner in 44 Ländern nach diesem Einschnitt weitergehen soll, weiß derzeit niemand genau zu sagen.
Klar ist nur, dass es Kürzungen bei den 95 Beschäftigten in der Geschäftsstelle in Utrecht und den 256 Mitarbeitenden in den Regionalbüros geben wird. Zudem wird man sich von einigen Projektpartnern trennen müssen; von welchen, mag derzeit aber niemand sagen. „Entweder wir finden andere Sponsoren für die einzelnen Projekte, oder aber wir können die Zusammenarbeit nicht weiterführen“, sagt Ben Nijkamp, der bei ICCO Investments, dem Investmentzweig des Hilfswerks, die Garantiefonds managt. Der Einschnitt sei nicht über Nacht gekommen, sagt Nijkamp. Schon länger denke man bei ICCO über neue Strategien nach, Mittel einzuwerben, und habe in den vergangenen Jahren stark in den Fundraising-Bereich investiert. Ob das reichen wird, könne aber nicht gesagt werden.
Auch andere NGOs sind betroffen
Auf seiner Suche nach neuen Wegen hat sich ICCO an Brot für die Welt gewandt, das als kirchliches Hilfswerk einen ähnlichen Hintergrund hat. Man werde prüfen, welche Projekte man übernehmen könne, heißt es dort. Bei gemeinsamen Partnern sei dies relativ einfach. Da würde Brot für die Welt dann den ICCO-Anteil in der Finanzierung übernehmen. Auch wolle man Projekte von Partnern, mit denen ICCO schon seit vielen Jahren gut zusammenarbeite, prüfen, ob sie in das eigene Portfolio passten. Noch stünden die inhaltlichen Kriterien aber nicht fest.
Bereits vor fünf Jahren musste ICCO einen empfindlichen Rückgang der staatlichen Fördermittel verkraften. Damals waren die Zuschüsse von 130 Millionen Euro auf 70 Millionen Euro zurückgefahren worden. Hintergrund der Kürzungen ist ein radikaler Politikwechsel der niederländischen Regierung, die in der Entwicklungszusammenarbeit künftig stärker bilateral mit Partnern zusammenarbeiten und nicht länger die Arbeit von nichtstaatlichen Organisationen (NGO) kofinanzieren möchte. Neben ICCO sind auch andere NGOs betroffen.
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