Im Aufwind in der Nische

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Fairer Handel
Der Handel mit fair produzierten Waren ist in Deutschland weiter im Aufwind. Um einer größeren Zahl von Bauern und Herstellern im globalen Süden ein gerechtes Auskommen zu sichern, sehen Aktivisten aber die Politik am Zug.

Mehr als eine Milliarde Euro haben deutsche Verbraucher im vergangenen Jahr für fair gehandelte Produkte ausgegeben, ein Drittel mehr als im Jahr zuvor. Innerhalb von drei Jahren habe sich der Umsatz verdoppelt, gab das Forum Fairer Handel am 5. August auf seiner Jahrespressekonferenz bekannt. Besonders beliebt seien Kaffee, Südfrüchte, Blumen und Textilien. Trotz der befürchteten Preissteigerungen aufgrund der Euro-Schwäche gegenüber dem US-Dollar erwartet das Forum auch 2015 ein ungebrochenes Wachstum.

Allerdings gäben die Deutschen durchschnittlich pro Kopf bislang nur 13 Euro im Jahr für faire Waren aus, so das Netzwerk des Fairen Handels in Deutschland. Spitzenreiter ist die Schweiz mit 57 Euro, gefolgt von Großbritannien mit 33 Euro. Es gebe also noch viel Luft nach oben, sagte Armin Massing, politischer Referent des Forums.

„Für gerechtere Wirtschafts- und Handelsstrukturen reichen individuelle Konsumentscheidungen und freiwillige Unternehmensinitiativen alleine nicht aus“, betonte Massing. Deshalb fordert das Netzwerk eine Veränderung der politischen Rahmenbedingungen. Konkret solle die Bundesregierung in ihrem für Mai 2016 geplanten Aktionsplan „Wirtschaft und Menschenrechte“ Unternehmen für Menschenrechtsverstöße entlang ihrer Lieferketten in die Pflicht nehmen.

"Firmen wissen über Zustände in Lieferketten Bescheid"

Obwohl sich zeige, dass Freiwilligkeit nicht funktioniere, sei dies der von der Wirtschaft bevorzugte Weg, so Massing. Daran hätten auch Lippenbekenntnisse bei den jüngsten Beschlüssen der sieben führenden Industrienationen (G7) nichts geändert. Dabei wüssten Firmen im Allgemeinen Bescheid über die Abläufe in ihren Lieferketten und wären in der Lage, entsprechende Verträge durchzusetzen.

Ausgehend von den UN-Prinzipien für Menschenrechte und Unternehmensverantwortung in Entwicklungsländern erwartet die Europäische Union (EU) von ihren Mitgliedstaaten derzeit, diese Grundsätze in nationale Pläne umzusetzen. Frankreich sei dabei, gesetzliche Sorgfaltspflichten für größere Unternehmen festzuschreiben, und Großbritannien habe die Berichtspflichten verschärft, erklärte Sarah Lincoln von Brot für die Welt. Vorschläge der EU für striktere Vorgaben würden vor allem von Deutschland verwässert.

So lange Unternehmen nicht für Menschenrechtsverstöße oder Umweltschäden im Ausland zur Rechenschaft gezogen werden, würden weiter große Mengen der in Supermärkten angebotenen Waren unter katastrophalen Bedingungen produziert, lautet das Fazit des Forums Fairer Handel. Dazu trügen auch große Supermarkt- und Discountketten bei, die ihren Preiskampf auf dem Rücken kleiner Bauern und Hersteller austragen.

 

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erschienen in Ausgabe 9 / 2015: Entwicklung - wohin?
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