Schuften für den Weltmarkt

Heft 3 / 2020

Ausbeutung auf Bananenplantagen, krank machende Schufterei in Bergwerken, gefährliche Entsorgung von Industrieabfällen: Wer ist verantwortlich für miese Arbeitsbedingungen in der globalisierten Wirtschaft und in Lieferketten? Arbeitgeberverbände sagen: Wir nicht. Aber selbst Unternehmen fordern mittlerweile verbindliche Regeln.
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Lieferketten

Heftschwerpunkt

Das wichtigste Lieferland für die Bananen in deutschen Supermärkten ist Ecuador. Die Billigangebote in unseren Regalen gehen auf Kosten der Arbeitskräfte auf den Plantagen – ihnen werden grundlegende Rechte
vorenthalten.
Einer der größten Rohstoffhändler der Welt will im Kongo die Situation von Kleinschürferinnen verbessern. Wer profitiert davon?
In einem Dorf bei Mombasa waren die Arbeiter und ihre Familien jahrelang schutzlos den giftigen Bleiabfällen einer Recyclinganlage für Autobatterien ausgesetzt. Die Kenianerin Phyllis Omido hat nun vor Gericht eine hohe Entschädigung erkämpft.
In der Initiative Lieferkettengesetz fordern zahlreiche Organisationen die Einführung eines Gesetzes, Wirtschaftsverbände mauern hingegen. Armin Paasch, Referent für Wirtschaft und Menschenrechte, und Peter Clever, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDA, zur Debatte über Unternehmensverantwortung für Menschenrechte.
Was steckt hinter Lieferketten, welche Chancen entstehen dadurch für Entwicklungsländer und wo werden besonders viele Arbeitsplätze geschaffen? Um diese und weitere Fragen geht es in diesem Text.
Der Bergbau im südlichen Afrika verschmutzt vielerorts die Umwelt und zerstört die Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Wer das ändern will, muss den betroffenen Gemeinden helfen, sich dagegen zu wehren.
In manchen Ländern und für manche Branchen müssen Unternehmen bei Auslandsgeschäften schon Sorgfaltspflichten erfüllen.
Von Bio- und Nachhaltigkeits­siegeln erhoffen sich Verbraucher Gewissheit über die Herkunft ihrer Einkäufe. Der Bio-Kontrolleur Albrecht Benzing erklärt, welche Schwachstellen Bio- und Nachhaltigkeitssiegel haben.

Welt-Blicke

Wirtschaftswachstum vor Meinungsfreiheit: Benins Präsident Patrice Talon errichtet eine Entwicklungsdiktatur. Drei politisch engagierte junge Frauen beurteilen das ganz unterschiedlich.
Seit acht Jahren baut die Regierung von Laos zusammen mit China sieben Staudämme am Nam Ou. Eine Reise den Fluss entlang zeigt: Das geht auf Kosten der Menschen im Flusstal.
Im Osten des Kongos kämpfen Ärzte und Pfleger gegen Ebola – und werden immer wieder von der Bevölkerung angegriffen. Warum? Wer das verstehen will, muss sich ein Bild vor Ort machen.
Islamistische Gruppen im Sahel haben nun auch in Burkina Faso eine Spirale der Gewalt entfesselt. Sie sind aus dem Nachbarland Mali eingesickert – und konnten Fuß fassen, weil sie eine Vielzahl lokaler Konflikte ausnutzen.

Standpunkte

Mexiko will die feministische Außenpolitik einführen – und vernachlässigt die Frauen im Inland, kommentiert Melanie Kräuter.
Saubere Produkte müssen im Welthandel bevorzugt werden, fordert Jürgen Maier.
Milliarden Heuschrecken haben am Horn von Afrika ganze Landstriche befallen. Der Insektenforscher Stefan Diener erklärt, warum die Plage viele überrascht hat und was jetzt noch getan werden kann.

Bewegungsmelder

Die Anwerbung von Pflegekräften muss so gestaltet werden, dass sie Entwicklung fördert, meint Cornelia Füllkrug-Weitzel.

Journal

Die EU-Kommission stockt die Finanzierung für ein Straßenbauprojekt in Eritrea auf, bei dem Rekruten des berüchtigten National Service mitarbeiten sollen. Ein Menschenrechtsanwalt prüft rechtliche Schritte dagegen.
Seit Dezember häufen sich die Angriffe von Boko Haram und anderen Terrorgruppen auf Christen im Nordosten von Nigeria. Nationale und internationale Kirchenverbände üben heftige Kritik an der Regierung von Präsident Muhammadu Buhari. Der wiegelt ab.
Das Oberste Gericht in Neu-Delhi will prüfen, ob christliche und muslimische Dalits künftig als gelistete Kasten (scheduled caste) anerkannt werden sollen. Das würde ihnen Zugang zu allgemeinen Gleichstellungsprogrammen verschaffen, den sie im Unterschied zu Dalits mit anderer Religionszugehörigkeit nicht haben.
Mit Aktionen des zivilen Ungehorsams machen Schweizer Klimaaktivisten Druck auf Schweizer Großbanken. Sie nehmen Geldstrafen in Kauf, um diese zum Ausstieg aus klimaschädlichen Investitionen zu bewegen.
Die politische und wirtschaftliche Krise in Venezuela bekommt in Brüssel viel Aufmerksamkeit. Großes Gewicht liegt auf der humanitären Hilfe. In Zukunft könnte die Entwicklungshilfe wieder mehr Gewicht bekommen.
In Deutschland verarbeitete Rohstoffe sollen möglichst fair und umweltgerecht abgebaut werden, heißt es in der neuen Strategie der Bundesregierung. Änderungsbedarf sieht Berlin vor allem in den Abbauländern. Nachhaltig geht anders, moniert die Opposition – und auch die Recyclingindustrie.
Einige Städte und Bundesländer haben ihre Bereitschaft signalisiert, zusätzlich Flüchtlinge aufzunehmen. Doch das Bundesinnenministerium mauert.
Jedes Jahr legen das deutsche Entschuldungsbündnis erlassjahr.de und Misereor einen Schuldenreport vor. In der neuesten Auflage fordern sie einen besonderen Schutz für Länder, denen aus dem Wiederaufbau nach Extremwetterereignissen weitere Schulden drohen. Doch selbst das Entwicklungsministerium zeigt sich reserviert gegenüber diesem Vorschlag.
Die katholische Kirche wird im Zentrum von Ruandas Hauptstadt Kigali eine Kathedrale auf dem Gelände des ehemaligen Nyarugenge-Gefängnisses bauen. Der Präsident des Landes und die Kirchenführung sind begeistert von den Plänen, manche Ruander nicht so sehr.
Mit 93 Projekten hat die Schweiz in den vergangenen zehn Jahren Bulgarien und Rumänien unterstützt, um die sozialen und wirtschaftlichen Ungleichheiten mit Europa zu verringern. Eine Fortsetzung dieses Erweiterungsbeitrags für Staaten in Osteuropa ist im Prinzip bewilligt. Doch bevor es zur Auszahlung kommt, müssen Bern und Brüssel einen Streit beilegen.
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