Aktivistinnen und Aktivisten spielen im November 2018 in einer Credit-Suisse-Filiale in Lausanne Tennis, um gegen deren klimaschädliche Geschäfte zu protestieren. Der Tennisstar Roger Federer wird von der Bank gesponsert.
Im November 2018 nahmen Klimaaktivisten eine Filiale der Credit Suisse (CS) in Lausanne für eine aufsehenerregende Aktion ins Visier. Sie veranstalteten ein Tennismatch in der Filiale und riefen den Schweizer Tennisstar Roger Federer auf, sich von der Bank als Sponsor zu trennen, weil sie weiterhin in fossile Brennstoffe investiere.
Die CS klagte wegen Hausfriedensbruch. Am 13. Januar fällte ein Bezirksgericht in Lausanne ein von der „Neuen Zürcher Zeitung“ als historisch bezeichnetes Urteil: Die zwölf Aktivisten wurden freigesprochen mit der Begründung eines „rechtfertigenden Notstands“ der Klimakrise.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die CS zieht den Fall zur nächsten Instanz. Doch die Botschaft der Aktivisten ist angekommen. Auch bei Roger Federer, der in einem öffentlichen Statement „großen Respekt und Bewunderung“ für die Jugendklimabewegung ausdrückte und versprach, mit seinem Sponsor den Dialog zu suchen.
Solche Tennismatchs gab es auch in Bankfilialen in Basel und Genf. Sie gehören zu einer Reihe von Aktionen von Klimaaktivisten des Genfer Kollektivs Break Free. Im Herbst 2019 hatte das Kollektiv vor Filialen der Credit Suisse in Zürich und der Schweizer Großbank UBS in Basel protestiert. 83 Aktivisten wurden verhaftet und angezeigt. In diesen Fällen sprachen Richter Strafen in Höhe von insgesamt Zehntausenden Franken aus. Die Aktivisten bezeichnen die Vorgehensweise der Banken als „repressiv“.
Das Thema in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt
Dass Banken in fossile Brennstoffe investieren, ist bekannt, aber die Aktionen der Klimaaktivisten, das Urteil in Lausanne und die Reaktion des Tennisstars haben das Thema in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit gerückt. Die Aktivisten machen Druck – mit Aktionen, mit Hashtag-Kampagnen und der Webseite „DisCreditSuisse.ch“, mit der sie auf eine Pressemitteilung der Credit Suisse vom 13. Januar geantwortet haben. Gemäß CS verbreitet die Kampagne falsche Informationen und ignoriert Fakten. Nur rund drei Prozent der CS-Anlagen seien in fossile Energien investiert.
Auf diese Angaben antworten die Aktivisten mit Zahlen aus Untersuchungen von Organisationen wie Greenpeace Schweiz und dem 2019 veröffentlichten Bericht „Banking on Climate Change“, in dem NGOs unter anderem aus den Niederlanden und den USA die Investitionen von 33 privaten international tätigen Banken untersucht haben. Er zeigt, dass diese seit der Verabschiedung des Pariser Klimaschutzabkommens 1,9 Billionen US-Dollar in fossile Brennstoffe investiert haben. Die sechs größten US-Banken sind für 37 Prozent der weltweiten Finanzierung fossiler Brennstoffe verantwortlich. Die Credit Suisse liegt demnach auf Rang 14.
Gemäß einem im Jahr 2018 von Greenpeace Schweiz veröffentlichten Bericht mit dem Titel „Analyse der von Credit Suisse und UBS finanzierten Emissionen aus fossilen Brennstoffen“ haben die zwei Banken zwischen 2015 bis 2017 insgesamt 12,3 Milliarden US-Dollar für Unternehmen bereitgestellt, die „besonders dreckige“ fossile Brennstoffe nutzbar machen. Damit haben sie laut Bericht 182,9 Millionen Tonnen Treibhausgasemissionen finanziert.
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