Die Versuchung des Populismus

Heft 4 / 2017

Populisten wollen das Volk vertreten - und halten nichts von abweichenden Meinungen. Zum Beispiel in der Türkei: Nach dem gescheiterten Militärputsch vom Juli 2016 stellten sich tausende hinter den gewählten Präsidenten Recep Tayyib Erdogan wie hier im August in Istanbul. Der hat das geschickt genutzt, um den türkischen Nationalismus anzufachen, seine Gegner zu Feinden zu erklären, den Staatsapparat zu "säubern" und die Meinungs- und Presserfreiheit einzuschränken.
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Populismus

Heftschwerpunkt

In Lateinamerika hat eine Generation von Politikern mit linkspopulistischen Rezepten Sozialreformen vorangebracht. Warum haben sie nach einem Jahrzehnt an der Macht jetzt zu kämpfen?
Populisten scharen Menschen um sich, die finden, dass ihre Sorgen und Ängste von den herrschenden Eliten nicht ernst genommen werden. Doch was genau macht Populismus aus – und warum ist er gefährlich für die Demokratie?
Präsident Rodrigo Duterte genießt Zustimmungs­werte, von denen Donald Trump träumt. Das korrupte poli­tische System auf den Philippinen war der ideale Nährboden für seinen Wahlsieg 2016.
Die Erfolge der Populisten in den westlichen Demokratien sind nur auf den ersten Blick überraschend. Hier rächt es sich, dass Eliten ohne Rücksicht auf die Wünsche des „kleinen Mannes“ die Globalisierung voran­getrieben haben.
Auch in anderen Teilen der Welt wirken engagierte Menschen dem Populismus entgegen. Ein Pfarrer, ein Anwalt, ein Sozialarbeiter und eine Journalistin berichten.
Wer autoritären Demagogen etwas entgegensetzen will, muss eine alte Allianz wiederbeleben: die aus Arbeitern, einfachen Angestellten und der liberalen städtischen Mittelschicht.

Welt-Blicke

Die Türkei trägt ihre inneren Konflikte bis nach Tansania: Die Gülen-Bewegung, die laut der türkischen Regierung hinter dem Putschversuch von Mitte 2016 steckt, betreibt dort viele Schulen. Ankara will, dass sie geschlossen werden.
Konzerne aus China kaufen vermehrt Firmen in Europa. Die deutsche Wirtschafts­ministerin sieht das als Gefahr – und unterschätzt die Chancen für euro­päische Unternehmer.
In der Zentralafrikanischen Republik werden Lager für Vertriebene des Bürgerkriegs aufgelöst. Viele kehren in ihre Stadtviertel zurück –
und dort wachsen die Spannungen wieder.
Die Mapuche wurden in Chile lange Zeit nicht beachtet. Sofía Painequeo Tragnolao hat ­geholfen, das zu ändern – nicht nur mit ihren Liedern.
Mit Sensoren und Kameras wollten Schweizer Gletscherforscher ein Dorf in den Anden vor gefährlichen Schlamm­lawinen warnen.
Sie hatten nicht bedacht, wovor sich die Einwohner
am meisten fürchten.

Standpunkte

Der Islamische Staat hat sich in den vergangenen Monaten zu Anschlägen in Afghanistan bekannt. Katja Mielke vom Internationalen Konversionszentrum in Bonn erklärt, wie das einzuordnen ist.
Nur vordergründig haben Klimawandel und Dürre zur Hungersnot in Ostafrika und im Nahen Osten geführt. Dahinter verbirgt sich ein politisches Desaster. Krieg ist der wichtigste Grund, warum Menschen nicht nur hungern, sondern verhungern.
Nordkorea hat im März vier Mittelstreckenraketen ins Japanische Meer gefeuert. Es scheint, dass das Regime einen Angriff Südkoreas und der USA fürchtet und dafür einen atomaren Erstschlag vorbereitet. Entspannungsgesten aus Washington wären nun dringend nötig.
Fake News haben einen schlechten Ruf. Donald Trump hat sie völlig diskreditiert mit Quatschmeldungen wie der, sein Vorgänger Barack Obama habe ihn abgehört oder in Schweden sei ein Terroranschlag passiert. Aber es gibt auch andere. Eine Auswahl.

Bewegungsmelder

Wir fragen Menschen aus der Szene, was sie bewegt und was sie wütend macht. Dieses Mal: Markus Nkrumah Beeko, Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International.
Private Investitionen gelten den Entwicklungsbanken als Heilmittel gegen Hunger und Armut. Sie sind aber Teil des Problems und nicht der Lösung.
Vorbereitungen auf einen großen Gipfel und eine brisante Wahlentscheidung: Was im April wichtig wird.

Journal

Die katholische Kirche im Südsudan greift die Regierung an: Als „schlechten Witz“ bezeichnete der Weihbischof von Juba einen von Präsident Salva Kiir ausgerufenen nationalen Gebetstag. Die Bischöfe kündigten an, die Konfliktparteien so lange zu nerven, bis sich endlich etwas ändert.
Österreich will noch in diesem Jahr die Vollverschleierung in der Öffentlichkeit und das Tragen eines Kopftuches für bestimmte Berufe gesetzlich verbieten. Das Vorhaben hat eine heftige Debatte ausgelöst.
Die Bundesländer haben die SDGs in ihre Nachhaltigkeitsstrategien und entwicklungspolitischen Leitlinien übernommen. Doch es gibt auch Konflikte mit ihrer Industrie- und Energiepolitik.
Eine Filmcrew aus Nigeria hat jüngst in der winterlich kalten Schweiz Folgen für eine Fernsehserie gedreht. Die Serie wird in Nigeria ausgestrahlt und soll den Leuten dort zeigen, dass es vielleicht doch besser ist, zuhause zu bleiben.
Donald Trump folgt der Tradition republikanischer US-Präsidenten und kürzt die Hilfe für Familienplanung in Entwicklungsländern. Bundesrat und Entwicklungspolitiker im Bundestag appellieren an die Bundesregierung, zusammen mit anderen Geberländern zusätzliche Mittel aufzubringen und die Kürzung auszugleichen.
Die Nationale Evangelische Synode in Syrien und dem Libanon hat die erste Frau im Nahen Osten zur Pfarrerin ordiniert. Ob das Beispiel Schule macht, ist offen. Doch Frauenorganisationen feiern Rola Sleiman schon als „Vorbild Nummer eins“.
Kein guter Befund in Zeiten um sich greifender EU-Skepsis: Die Art und Weise, wie in Brüssel Entscheidungen getroffen werden, ist für die Öffentlichkeit nur schwer nachvollziehbar. Zu viel läuft im Verborgenen ab.
Der Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe (Venro) hat ein Positionspapier zur Bundestagswahl im Herbst vorgelegt. Das Motto lautet Weltoffenheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Unter anderem fordert der Verband von der Bundesregierung mehr Engagement und Geld für die Zivilgesellschaft weltweit.
Erst stellt das Entwicklungsministerium seinen Marshallplan mit Afrika vor, jetzt legt der Finanzminister mit dem „Compact with Africa“ im Rahmen der G20-Präsidentschaft Deutschlands nach. Passt das zusammen?
Die Credit Suisse gerät wegen einiger ihrer Geschäfte zunehmend unter öffentlichen Druck. Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern die Bank auf, die eigenen Ethik-Standards ernster zu nehmen.
Cartoons helfen Menschen mit geringer Bildung, auf ihre Nöte aufmerksam zu machen. Ein indischer Karikaturist hat die Methode vor mehr als 20 Jahren entwickelt - mit großem Erfolg.
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