"Regierungen suchen Südenböcke"

Bewegungsmelder
Wir fragen Menschen aus der Szene, was sie bewegt und was sie wütend macht. Dieses Mal: Markus Nkrumah Beeko, Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International.

Was treibt Sie an und was macht Sie wütend?
Mich treibt das Selbstverständnis an, dass zum „Mensch sein“ ein selbstbestimmtes Leben gehört: Selbstbestimmt im Rahmen unserer Möglichkeiten und Umstände – und weitgehend frei von der Willkür anderer. Und die Hoffnung, dass wir alle die Bereiche des Lebens für uns finden, in denen wir „Selbstwirksamkeit“ unseres Tuns erfahren dürfen. Wütend kann mich machen, wenn Menschen übergriffig anderen die Möglichkeit nehmen, selbst zu handeln – egal ob gut gemeint oder rücksichtslos.

Wen würden Sie mit dem alternativen Nobelpreis auszeichnen?
Die unerschrockenen Richter und Staatsanwälte, die weltweit – sei es in den USA, in Simbabwe, Südafrika oder wo immer eine unabhängige Justiz gefragt ist – nicht davor zurückschrecken, auch gegen Regierungshandeln Recht einzufordern oder zu sprechen.

Mit wem würden Sie gerne einmal streiten?
Mit Kwame Nkrumah, dem 1972 verstorbenen ersten Staatspräsidenten von Ghana und einem Großonkel von mir. Mit ihm würde ich gerne über seinen Kampf für die Unabhängigkeit dieses Landes sprechen, außerdem über die Idee eines vereinten Afrikas. Und auch über die Verstöße gegen die Menschenrechte, die Amnesty International während  seiner Regierungszeit dokumentiert hat.

Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz?
In einigen Jahren werde ich hoffentlich stolz darauf sein, dass Amnesty International in einer kritischen Zeit, in der es galt, die historische Errungenschaft der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte weltweit zu verteidigen, zahlreichen Menschen Möglichkeiten geboten hat, sich dafür aktiv einzusetzen.

Was ist schief gegangen und wieso?
Dass die Welt immer noch dringend eine Organisation wie Amnesty International braucht, um gegen Menschenrechtsverletzungen zu kämpfen. Noch immer setzen weltweit Regierungen auf einfache Lösun­­­gen und suchen Sündenböcke für Probleme, die sie selbst nicht beheben können oder wollen. Unsere Bemühungen, uns selbst überflüssig zu machen, waren daher noch nicht erfolgreich. Aber wir arbeiten weiter daran.

Das Gespräch führte Barbara Erbe.

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erschienen in Ausgabe 4 / 2017: Die Versuchung des Populismus
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