Welthandel: Vom Segen zur Gefahr?

Heft 10 / 2016

Der Zweifel an den Segnungen des Freihandels wächst: Zehntausende Menschen haben Mitte September gegen die Freihandelsabkommen TTIP und CETA demonstriert. Sind ihre Ängste berechtigt, dass es viele Verlierer und wenige Gewinner geben könnte? Und hilft Handel nicht armen Ländern, ihre Wirtschaft zu entwickeln?
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Welthandel

Heftschwerpunkt

Chinas Hunger nach Rohstoffen hat Lateinamerika zehn Jahre lang hohe Export­einnahmen verschafft. Doch die Staaten der Region
haben sie nicht sinnvoll genutzt.
Heute wird ein viel größerer Teil der Güter international gehandelt als noch vor zwanzig Jahren. Handys oder Flugzeuge kann man nur für globale Märkte entwickeln, und Firmen verteilen die Produktion auf viele Standorte. Das erzeugt Druck, Handelshemmnisse weiter abzubauen.
26 Staaten Afrikas wollen eine große Freihandelszone gründen. Wenn sie nicht gleichzeitig gezielt die Produktion modernisieren, droht das einen riesigen Absatzmarkt für Industrie- und Schwellenländer zu schaffen.
Viele Freihandelsabkommen verpflichten die Vertragspartner, die Arbeitnehmerrechte in ihren Ländern zu stärken. Aber was passiert, wenn sie sich nicht daran halten?
Informelle Kleinhändler wickeln in Afrika einen Großteil des Außenhandels ab und schaffen Einkommen für Millionen Menschen. Dabei müssen sie ständig gegen bürokratische Hürden ankämpfen.
Wer verdient mit Dienstleistungen und wie hat sich der Welthandel in den vergangenen Jahrzehnten verändert? Fakten zum Heft-Schwerpunkt.
Deutschland rühmt sich Jahr für Jahr seiner Exporterfolge. Das ist absurd, denn sie beruhen auf der Ausweitung des Niedriglohnsektors und stürzen andere Länder in Schwierigkeiten.
Reiche Länder treiben bilaterale und regionale Freihandelsabkommen voran, um globale Regeln bei neuen Handelsthemen zu setzen. Ranja Sengupta vom Third World Network erklärt, wo die Gefahren liegen und weshalb sie einen früheren Gegner unterstützt.

Welt-Blicke

Erst leichtsinnige Reisende, jetzt verzweifelte Migranten: Die Dschihadisten in Nord­afrika und im Nahen Osten verdienen Millionen mit Entführungen und dem Transport von Flüchtlingen.
Der Kampf gegen die Ungleichheit steht ganz oben auf der politischen Tagesordnung. Wie kann er gewonnen werden?
Alle Welt schaut nach Syrien, kaum jemand nach Jemen. Aber auch dort leben die Menschen im permanenten Ausnahmezustand.
Städte sollen lebenswerte Orte für alle werden – mit diesem Ziel befasst sich die Konferenz Habitat III in Quito. Marco Kusumawijaya erklärt, wie er in seiner Heimatstadt Jakarta dazu beitragen will.

Standpunkte

Andreas Scheuer hat es schwer. Die Parteifreunde distanzieren sich feige, die Linke will ihn abgesetzt sehen und niemand sieht ein, dass nun einmal selbst ein bayerisch sprechender, ministrierender Senegalese nicht ins Bild passt...
Die OECD hat die Kooperation mit Sicherheitskräften erleichtert, die EU will Militäreinsätze in Afrika mit Entwicklungshilfe finanzieren. Wird die Entwicklungspolitik der militärischen Logik geopfert oder wächst jetzt endlich zusammen, was zusammengehört?
Präsident Kabila weigert sich, sein Amt abzugeben. Polizisten schießen auf Demonstranten. Und die katholische Kirche hat ihre Vermittlerrolle aufgegeben. Das verheißt nichts Gutes.
Wenn sich die Staatschefs der bedeutendsten Länder zusammensetzen, hofft man, dass sie Lösungen für globale Krisen zumindest näher bringen. Doch sie werden ihren globalen Aufgaben nicht gerecht.

Bewegungsmelder

Wir fragen Menschen aus der Szene, was sie bewegt und was sie wütend macht. Dieses Mal: Jörg-Arolf Wittig, Vorstandsmitglied von Oikocredit.
Bayer will Monsanto schlucken, der Welternährungstag sowie die UN-Konferenz Habitat stehen vor der Tür und eine argentinische Stadt tut viel für die Umwelt: Was im Oktober wichtig wird.
Das katholische Hilfswerk Misereor skizziert in seinen Positionen zur Bundestagswahl 2017, was sich dringend ändern muss, um tragfähige Modelle guten Lebens zu entwickeln und zu fördern.
Zivilgesellschaftliche Akteure erfreuen sich bei den Vereinten Nationen großer Beliebtheit. Dennoch schränken immer mehr Staaten die Spielräume nichtstaatlicher Organisationen ein. Deutschland sollte dem entgegenwirken.

Journal

Die Arbeitsgemeinschaft Frieden und Entwicklung feiert ihren 15. Geburtstag. Michael Hippler von Misereor berichtet von neuen Herausforderungen und erklärt, warum der Austausch zwischen Friedensorganisationen wichtig ist.
Die OECD lobt die Schweiz für ihre sogenannte „Weißgeldstrategie“. Alliance Sud hingegen kritisiert, Schwarzgeld aus dem Süden sei weiter willkommen in Schweizer Banken.
Wie sollen die Beziehungen der EU zu den Ländern Afrikas, der Karibik und des Pazifik nach 2020 aussehen? Noch dieses Jahr sollen die Beratungen darüber beginnen. Das EU-Parlament will das Verhältnis zu den Ex-Kolonien komplett umkrempeln.
Das Institut „Südwind“ besteht seit einem Vierteljahrhundert. Beim Jubiläum in Bonn wurde diskutiert: Sollen Unternehmen für die Einhaltung der Menschenrechte in ihrer Lieferkette sorgen?
Mit einer ökumenischen Initiative will die Caritas Jordanien christliche Gruppen und Gemeinden, die sich in der Flüchtlingsarbeit engagieren, stärker miteinander vernetzen.
Auch die nächste US-Regierung wird Entwicklungspolitik machen müssen. Was wichtig wird, erklärt Amit Smotrich vom US-amerikanischen Netzwerk Interaction.
Der Kanton Waadt in der Westschweiz will nur noch fair produzierte Computer kaufen. Als erster öffentlicher Auftraggeber in der Schweiz ist der Kanton der internationalen Monitoring-Organisation Electronics Watch beigetreten.
Die österreichische Entwicklungsagentur fördert Unternehmer, die nicht nur auf Profit aus sind. Einige Social Entrepreneurs stellten in Wien ihre Arbeit vor.
Bonn und die chinesische Stadt Chengdu kooperieren in Klimafragen. Das Interesse am Austausch ist groß. Für die Chinesen ist neu, dass nichtstaatliche Organisationen in die Zusammenarbeit eingebunden werden.
Der Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik hat die Geschäfte der Holzindustrie nicht gestört. Im Gegenteil: Die Exporte sind kräftig gestiegen.
Die deutsche Entwicklungspolitik ist im internationalen Vergleich wenig effizient. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht.
Die Bundesregierung will auf der Weltkonferenz Habitat III im Oktober in Ecuador Vorschläge zur Lösung des Verkehrsproblems in Städten vorlegen. Entwicklungsminister Gerd Müller warnt zugleich davor, trotz aller Probleme in den Metropolen die ländliche Entwicklung zu vernachlässigen.
Im Senegal gehen muslimische und christliche Religionsführer gegen illegalen Medikamentenhandel vor.
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