Fesche Mode gegen Menschenhandel

Faire Kleidung
Die österreichische Entwicklungsagentur fördert Unternehmer, die nicht nur auf Profit aus sind. Einige Social Entrepreneurs stellten in Wien ihre Arbeit vor.

Zuvor hatte die Entwicklungsagentur ADA (Austrian Development Agency) im Rahmen einer Social Entrepreneurship Challenge zum Einreichen von Projekten aufgerufen. Eine Fachjury wählte 15 von insgesamt 35 Projekten aus, die die ADA jetzt mit je 20.000 bis 100.000 Euro unterstützt. Insgesamt hat die Agentur eine Million Euro dafür bereitgestellt.

Bei einer Veranstaltung zum Beitrag von Social Entrepreneurs zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele Anfang September in Wien erklärte UN-Untergeneralsekretär Thomas Gass, worum es geht: „Die Globalen Ziele sind so ambitioniert, dass wir sie nur erreichen werden, wenn wir alle Beteiligten auf privater, öffentlicher, nationaler und internationaler Ebene an Bord holen.“ Soziale Unternehmen seien dabei wesentliche Impulsgeber und Beispiel für neue Partnerschaften zwischen Wirtschaft und Entwicklung.

So ein Unternehmen ist Swimsol, das von seinem Gründer Dominik Schmitz vertreten wurde. Swimsol hat auf dem südasiatischen Inselstaat Malediven, wo Treibstoffimporte einen bedeutenden Teil des Staatshaushalts verschlingen, aber zu wenig Platz für Photovoltaikanlagen zur Verfügung steht, schwimmende Sonnenkraftwerke installiert. Sie versorgen die Inseln über Kabel mit Energie. Die Industrielle Katharina Turnauer wiederum fördert mit ihrer Privatstiftung Sozialprojekte in zahlreichen europäischen Ländern, auch in Österreich. Derzeit werden etwa Obdachlose in Wien unterstützt, die unter dem Namen „Supertramps“ Stadtführungen durch ihre Welt abseits von Hofburg und Stephansdom anbieten.

Soziale Reinigungsfirma in Bolivien startet bald

Die ADA hat auch das faire Modelabel Joadre der gebürtigen Nigerianerin Joana Adesuwa Reiterer prämiert. Die Modefirma richtet sich gegen Menschenhandel in Nigeria, indem sie in betroffenen Gegenden Produktionsstätten unterhält. Frauen in prekären Lebenssituationen werden als Näherinnen angestellt und laufen so nicht Gefahr, von Menschenhändlern in die Prostitution nach Europa gelotst zu werden. Daneben kümmert sie sich um afrikanische Opfer von Frauenhandel in Wien, die zu ihr als schwarzer Frau eher Vertrauen aufbauen als zu weißen.

Die Organisation Licht für die Welt startet im kommenden Januar in Bolivien eine inklusive, soziale und zugleich gewinnorientierte Reinigungsfirma in der Stadt Sacaba, unweit der Großstadt Cochabamba. Der erwirtschaftete Gewinn wird einerseits in die Firma reinvestiert, damit diese weiter wachsen und neue Mitarbeiter anstellen kann, andererseits werden junge Menschen mit Behinderungen in ihrer Ausbildung gefördert. In Bolivien finden neun von zehn behinderten Menschen keine Arbeit. Junge Erwachsene und Jugendliche werden von einer Partnerorganisation ausgebildet. So können jederzeit neue qualifizierte Kräfte für das Reinigungsunternehmen rekrutiert werden. Ein Entwicklungsziel sei erst dann erreicht, wenn es auch für Menschen mit Behinderungen in Armutsgebieten erfüllt sei, sagt Johanna Mang, Geschäftsführerin von Licht für die Welt.

Die ADA hat zuletzt 5,3 Millionen Euro für Wirtschaftspartnerschaften ausgegeben. Davon ist nach ADA-Angaben erstmalig und vorerst einmalig eine Million in die Förderung von sozialen Unternehmen geflossen. Der zuständige ADA-Programmmanager Stephan Nunner erklärt, das soziale Unternehmertum werde auch künftig seinen Platz in der entwicklungspolitischen Wirtschaftsförderung haben. Man arbeite mit dem Yunus Social Business, der österreichischen Abteilung des Impact Hub und Ashoka zusammen.

Ashoka ist die weltweit führende Agentur zur Förderung von Social Entrepreneurs, der Impact Hub ist ein Netzwerk von sozialen Unternehmen mit Mitgliedern in 73 Ländern. Yunus Social Business geht auf den Gründer der Grameen Bank für Mikrokredite Mohammed Yunus zurück. Gemeinsam mit Impact Hub und Yunus Social Business fördert die ADA derzeit 150 Klein- und Kleinstunternehmen in den sechs Westbalkanstaaten.

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erschienen in Ausgabe 10 / 2016: Welthandel: Vom Segen zur Gefahr?
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