Was macht Sie wütend und was treibt Sie an?
Wütend bin ich, wenn ich erlebe, dass Journalisten „Aufreißer“ brauchen, um über komplexere Themen berichten zu dürfen – zum Beispiel über ethische Geldanlage. Dass sie leichter Aufmerksamkeit bekommen, wenn sie Bilder von grausamen Attentaten zeigen, als wenn sie Lösungsansätze für ein alternatives Wirtschaftsmodell vorstellen. Was mich antreibt, ist die Gemeinschaft mit Mitstreitern, bei denen ich dieselbe Wellenlänge spüre. Und das Wissen, dass ich auftanken kann: in der Natur, beim Volleyball, im Gespräch auf der Terrasse mit meiner Lebenspartnerin.
Wen würden Sie mit dem alternativen Nobelpreis auszeichnen?
All jene, die sich im Alltag „ nobel verhalten“ – ohne Pauken und Trompeten. Als Signal gegen „Geiz ist geil“ und „Ich bin doch nicht blöd“. Konkret könnte das ein „Nobel-Preis“ sein mit je 1000 Euro für 100 „Gewinner“, die eingeladen würden, ihrerseits einen Teil des Preises an von ihnen gewählte Gewinner weiterzugeben, die dann ihrerseits eingeladen würden usw.
Mit wem würden Sie gerne einmal streiten?
Ich träume davon, mit unseren Politikern über eine wirklich langfristige Ausrichtung unserer Wirtschaft und unserer Politik zu streiten.
Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz, was ist Ihnen besonders gelungen?
Oikocredit lädt Menschen dazu ein, Geld sinnvoll anzulegen – mit sozialer Wirkung. Ein Bauer in Ecuador kann von so angelegtem Geld Saatgut kaufen und mit den Ernte-Erlösen im besten Fall seine Familie ernähren. Aber es geht mir auch darum, mich generell einzumischen in die Wirtschaft. Wir müssen den Wandel selbst in die Hand nehmen. So haben wir in Mainz eine Oikocredit-Aktivengruppe initiiert und organisieren fast jeden Monat einen Infostand, eine Spieleveranstaltung oder einen Vortrag zum Thema gerechte Verteilung. Sechs Unternehmen sind auf dem Sprung, dieses Gemeinwohl-Ökonomie-Konzept bei sich umzusetzen.
Was ist schief gegangen und wieso?
Es ist eigentlich weniger das „Schiefgegangene“, das nagt. Sondern eher die Momente, in denen ich mich nicht getraut habe, Position zu beziehen, aus der Deckung zu kommen. Die nagen, ohne dass es eines richtigen „Pleiten-Highlights“ bedarf.
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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