Deutschland engagiere sich bereits mit 3,5 Milliarden Euro an Zuschüssen und Krediten in Städten von Partnerländern, sagte Norbert Kloppenburg von der KfW-Entwicklungsbank. Gefördert würden beispielsweise Projekte der Dezentralisierung, zur Verbesserung der Infrastruktur in Slums oder zum Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.
Solche oder andere auf Mobilität ausgerichtete Vorhaben will Müller nun ausbauen. Auch neue Finanzprodukte für die urbane Infrastruktur soll es geben, teilweise in Kooperation mit regionalen Entwicklungsbanken. Deutschland könne viel Wissen zur Verfügung stellen, betonte Müller anlässlich eines KfW-Fachgesprächs über „Smart Cities“ in Berlin; er nannte unter anderem den Siemens-Konzern, mit dem er bereits gesprochen habe. Auch die Autoindustrie müsse überlegen, wie sie Märkte der Zukunft etwa in der indischen Metropole Mumbai bedienen wolle.
Der ungeordnete Zuzug in die Städte weltweit lässt vor allem Slums anschwellen. Der öffentliche Nahverkehr hält mit der Entwicklung nicht Schritt. So hat Tunesien, das mit deutscher Hilfe 1985 die erste Tram Afrikas startete, mit dem Bau eines S-Bahn-Systems im Großraum Tunis begonnen. Auch daran ist ein deutscher Förderkredit beteiligt.
Größere Städte, mehr Verkehr, höhere Emissionen
Zugleich erhöht die Verstädterung die Belastung der Umwelt. Allein um die notwendige Infrastruktur zu bauen, seien so viel Stahl und Beton notwendig, dass deren Herstellung 50 Prozent zum CO2-Ausstoß der Menschheit beitragen werde, betonte Müller. Die weltweite Emissionsbelastung aus dem Straßenverkehr – heute etwa 30 Prozent – könnte sich bis 2050 verdoppeln.
Müller sagte, Städte sollten ihre Verkehrssysteme klimafreundlicher, gesünder, gerechter, sicherer und attraktiver machen. Experten mahnen zugleich, dass dafür höchst unterschiedliche Ansätze angebracht seien. So sei es in Indien nicht zuletzt eine Frage der Kultur, welches Verkehrsmittel man wähle: Wer es sich leisten könne, kaufe lieber ein zweites Auto, statt auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen – soweit diese überhaupt vorhanden sind. Auch bedeute Verstädterung nicht automatisch weniger Armut, warnt der jüngste Wirtschaftsausblick der Afrikanischen Entwicklungsbank mit Schwerpunkt Urbanisierung.
Die Autoren verweisen unter anderem auf Städte wie Accra, die unkontrolliert in die Fläche gehen. Die großen Entfernungen machten es schwer, Arbeitsplätze oder Schulen zu erreichen. Afrika weise zudem zwei Besonderheiten auf: Neben überquellenden Megacities wie Lagos, Kinshasa oder Dakar würden vor allem kleinere und mittlere Städte wachsen, deren Verwaltungen überfordert seien. Und zugleich wachse die Bevölkerung des Kontinents nicht nur in den Städten, sondern weiterhin auch auf dem Land.
Auch Minister Müller betonte, die ländliche Entwicklung dürfe nicht aus dem Blick geraten. Die Zukunft der Menschheit werde sich weiter auf dem Land entscheiden, an Fragen von Ernährungssicherheit, Wasser-, Boden- und Klimaschutz.
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