Agrarindustrie: Vitamine aus der Tüte

Heft 12 / 2015

Was wo angebaut und gegessen wird, bestimmt zunehmend die Agrarindustrie. Manche Firmen liefern Saatgut, Dünger oder Landmaschinen. Andere verarbeiten die Ernte oder erschließen im Süden neue Kundengruppen – zum Beispiel mit Hilfe von Peggy Sonti (Titelbild), die in der Township Ivory Park bei Johannesburg mit Vitaminen angereichertes Maismehl vertreibt. Nutzen und Schaden der Ernährungsindustrie sind heiß umstritten.
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Agrarindustrie

Heftschwerpunkt

Tansania will mit dem groß angelegten Projekt „Wachstumskorridor“ die Landwirtschaft modernisieren und den Hunger bekämpfen. Doch der Plan droht das Gegenteil zu bewirken.
Große Agrarkonzerne sind in Mexiko die Gewinner des Freihandels mit Nordamerika. Doch mit genmanipuliertem Saatgut treffen sie auf erbitterten Widerstand.
Die deutsche Entwicklungspolitik will Agarunternehmen in den Kampf gegen den Hunger einbeziehen. Das soll den Firmen nützen und die Ernährungslage im Süden verbessern. Über die Chancen und Gefahren des Ansatzes streiten ein Vertreter der deutschen Agrarwirtschaft und ein Kritiker von der Entwicklungsorganisation Oxfam.
Angereicherte Lebensmittel sind die neue Waffe im Kampf gegen Mangelernährung. Allerdings dienen sie auch als Einfallstor für Konzerne, um Junk Food in armen Ländern zu vermarkten.
Asien ist ein attraktiver Markt für internationale Lebensmittelkonzerne. Große Supermärkte sind auf dem Vormarsch, und die verdrängen Kleinhändler und Bauern.
Von:
Gehört der afrikanische Saatgutmarkt bald einigen wenigen Großkonzernen? Keineswegs. Aber mit kostenlosen lokalen Sorten allein lässt sich die Versorgung auch nicht sichern.
Die „grüne Revolution“ hat in Indien kaputte Böden hinterlassen und viele Bauern in den Ruin getrieben. Noch ist Bio-Anbau eine Nische – doch sie wächst.
Calvince Okello schickt kenianischen Bauern per SMS praktischen Rat aufs Handy. Der junge Unternehmer bringt neues Wissen über Anbautechniken und Absatzmärkte in entlegene Gegenden – und vertraut darauf, dass sie sich dort weiterverbreiten.
Die EU prüft derzeit die Zulassung von Glyphosat für weitere zehn Jahre. Der argentinische Arzt Medardo Avila Vazquez warnt: Das Herbizid sei gesundheitsschädlich – vor allem für Säuglinge.
Das Handelsunternehmen Metro will sein Geschäft in Indien ausweiten. Tino Zeiske aus der Geschäftsführung der Metro Group erklärt, dass dies auch indischen Kleinhändlern und Bauern nutzt.

Welt-Blicke

Burkina Faso hat einen neuen Präsidenten gewählt - die Bevölkerung steht hinter der Demokratie in ihrem Land. Das hat sie auch bei der Niederschlagung eines Staatsstreichs im September bewiesen.
Ein Ende des mehr als fünfzigjährigen Bürgerkrieges in Kolumbien ist in greifbare Nähe gerückt. Doch das Entwicklungsmodell, das die Regierung verfolgt, schafft gleichzeitig neue Konflikte.
Südafrikas Regierung setzt angeblich auf Nachhaltigkeit und erneuerbare Energien. In der Praxis herrschen Konzerne, Kohle und Korruption.
Westliche Länder unterstützen mit viel Geld Wahlen in Afrika – die sich dann oft als manipuliert herausstellen. Warum tun sie das?
Viele Kongolesen suchen in Europa ein besseres Leben – doch nicht alle wollen für immer bleiben. Wer in die Heimat zurückkehren und dort investieren will, hat es aber nicht leicht.

Standpunkte

Die zuständige UN-Behörde denkt offenbar über eine liberalere Drogenpolitik nach. Gut so, es braucht einen globalen Wandel. Vorbild könnte eine deutsche Großstadt sein.
Die Anschläge in Paris waren im Vergleich zu den Anschlägen vom 11. September 2001 amateurhaft. Als Reaktion darauf rufen nun westliche Politiker zum Krieg gegen den IS – und machen damit das Problem nur noch schlimmer.
Die neuen UN-Entwicklungsziele sollen helfen, die Weichen hin zu einer gerechteren und friedlicheren Welt zu stellen. Kritiker halten das für hoffnungslos überambitioniert – und die Ziele deshalb für wertlos. Zu Recht?
Wer in Äthiopien die Regierung kritisiert, lebt gefährlich. Dennoch bleibt die Regierung ein Lieblingskind der internationalen Geber. Doch ohne eine Stärkung der Zivilgesellschaft und der Menschenrechte kann Entwicklungszusammenarbeit auf Dauer nicht wirken.

Journal

Frank-Walter Steinmeier hat mit der ersten Reise eines deutschen Außenministers nach Kuba den symbolischen Auftakt gemacht. Nun ist das Entwicklungsministerium (BMZ) am Zug. Aufbauend auf erste Gespräche sollten bereits im November Verhandlungen für die Aufnahme von Entwicklungshilfe mit Kuba beginnen.
Nach den Parlamentswahlen drohen Kürzungen im Staatshaushalt. Die Entwicklungshilfe wollen die beiden rechten Parteien SVP und FDP nicht erhöhen. In anderen Fragen sind sie sich weniger einig.
Die rasante Urbanisierung gefährdet die Versorgung der Stadtbewohner mit Lebensmitteln. Doch neben Hunger und Mangelernährung wird im globalen Süden auch Übergewicht zum Problem.
Kommunalverwaltungen im globalen Süden sind laut Experten besonders anfällig für Korruption. Deutsche Städte gehen verschiedene Wege, um das Phänomen zu bekämpfen.
Deutschlands Entwicklungspolitik hat vom Entwicklungsausschuss der OECD ein freundliches Zeugnis bekommen. Der Prüfbericht enthält wertvolle Hinweise auf praktische Mängel, die deutsche Politik insgesamt bewertet er recht milde.
Wer wegen einer Naturkatastrophe ins Ausland flüchtet, fällt in eine Schutzlücke. Eine Initiative will Klimaflüchtlinge auf die internationale Tagesordnung bringen.
In Sachen Menschenrechte hat Österreich einigen Aufholbedarf. Das ist das Ergebnis der Universellen Menschenrechtsprüfung der Vereinten Nationen im November in Genf. Österreichs
Die EU-Kommission will die Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation WTO in Nairobi nutzen, um ihre Handelspolitik als Strategie für ein neues umfassendes WTO-Abkommen zu verkaufen. Dabei steht sie im krassen Widerspruch zum Grundprinzip einheitlicher Regeln für den Welthandel.
Deutschland tritt der neuen Asiatischen Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) bei. Kritiker befürchten, dass Umwelt- und Sozialauflagen dabei zu kurz kommen.
Menschenrechtler haben Beschwerde gegen die Chemiekonzerne Bayer und Syngenta eingelegt. Sie sollen indische Bauern nicht ausreichend über die Risiken im Umgang mit ihren Pestiziden informiert haben.
Die großen Kirchen in England oder Schweden sind schon länger dabei, jetzt setzt auch eine deutsche Landeskirche ein Zeichen: Kein Geld mehr für Kohle, Öl oder Gas. Einen echten Wandel aber kann die Bewegung höchstens indirekt erreichen.
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