Sie tragen Namen wie Confidor, Nativo, Gramoxone und Matador. Und sie sollen die Schädlinge auf den Feldern indischer Bauern bekämpfen. Hergestellt und vertrieben werden diese Pestizide von den Chemiekonzernen Bayer und Syngenta – und die stehen deshalb jetzt in der Kritik. Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen werfen ihnen vor, die Bauern nicht ausreichend über Risiken und Schutzmaßnahmen im Umgang mit den giftigen Stoffen zu informieren. Sie gefährdeten damit die Gesundheit von Zehntausenden Menschen, heißt es in einem Bericht, den das Europäische Zentrum für Verfassungs- und Menschenrechte (ECCHR) gemeinsam mit Brot für die Welt, der Schweizer Erklärung von Bern sowie zwei asiatischen Organisationen Mitte Oktober in Berlin veröffentlicht hat.
Die Organisationen fordern einen sofortigen Vertriebsstopp für die „hochgefährlichen“ Pflanzenschutzmittel in Indien. Ihre Vorwürfe stützen sich auf Untersuchungen im nordindischen Punjab. Im dortigen Baumwollgürtel leidet die Mehrheit der Bevölkerung laut einer Studie vom März 2015 an Hautausschlägen, Übelkeit und Augenschmerzen. Auch die Krebsrate sei im Vergleich zu anderen Teilen des Landes erhöht. Die Organisationen kritisieren, Informationen über Gesundheitsrisiken und Sicherheitsvorschriften bei der Verwendung der Pestizide seien meist in Hindi verfasst, einer Sprache, die nur acht Prozent der Bevölkerung in Punjab sprechen. Viele Bäuerinnen und Bauern versprühten die giftigen Produkte praktisch ungeschützt. Die Behälter würden häufig wiederverwendet, so dass auch die Familienangehörigen Vergiftungsrisiken ausgesetzt sind.
Die Konzerne verweisen auf Schulungen
Die Menschenrechts- und Entwicklungsorganisationen sind der Ansicht, dass beide Konzerne gegen den Verhaltenskodex zum Umgang mit Pestiziden der Welternährungsorganisation FAO verstoßen. Sie haben deshalb bei einem Expertengremium der FAO Beschwerde eingelegt.
Bayer und Syngenta haben in Stellungnahmen Dialogbereitschaft mit den Autoren des Berichtes signalisiert und auf das indische Zulassungssystem für Pestizide hingewiesen, an dessen Regeln sich Unternehmen halten müssen. Mit regelmäßigen Schulungen sorge man dafür, dass die Bauern die nötigen Sicherheitsvorkehrungen kennen und einhalten, erklärte der Bayer-Konzern. Im vergangenen Jahr seien mehr als vier Millionen indische Bauern geschult worden, alleine in Punjab mehr als 80.000. Von Seiten des Syngenta-Konzerns hieß es, man werde „die Richtigkeit der Vorwürfe untersuchen und falls notwendig, Maßnahmen einleiten, um seine Verpflichtungen zu erfüllen“. In Indien nutzten 2014 fast 1,4 Millionen Bauern Produkte des Konzerns. Mehr als ein Drittel hätten an Schulungen teilgenommen.
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