Neues Wissen im Blick

Heft 7 / 2013

Der Austausch von Wissen bringt die Forschung voran. Wissen lässt sich zwar nicht ohne weiteres auf andere Gesellschaften übertragen. Doch es kann genutzt werden, um Lösungen zu entwickeln, die an lokale Probleme und Verhältnisse angepasst sind.
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Wissensaustausch

Heftschwerpunkt

Mit dem Projekt der Tschad-Kamerun-Pipeline wollte die Weltbank ein Modell des verantwortlichen Umgangs mit Öleinnahmen in den Tschad verpflanzen. Die Regierung des Sahel-Staates hat die Verein­barungen bald außer Kraft gesetzt. Doch das Geld, das in die Fördergebiete fließt, hat dort unvorhergesehene Folgen für die sozialen Beziehungen.
Chinesische Unternehmen werden zunehmend zur Konkurrenz für den Westen. Unter Chinas Führern regt sich die alte Angst, dass sich mit fremder Technik auch westliche Werte einschleichen.
Franck Ditengou lebt und forscht in Freiburg. Gemeinsam mit anderen Gabunern hat der 43-jährige Wissenschaftler das internationale Netzwerk Gabiomed gegründet. Sie wollen ihre Landsleute unterstützen – möglichst praktisch, etwa bei Mülltrennung und Gartenbau. Doch nicht alle Gabuner finden das gut.
Von der internationalen Wissensproduktion abgeschottet und hoffnungslos verkrustet: Dieses Bild zeichneten die Vereinten Nationen vor zehn Jahren von der Bildungs- und Kulturpolitik arabischer Länder. Seitdem ist einiges in Bewegung geraten.
Die meisten Computer­programme beruhen auf wenigen gängigen Programmiersprachen, vor allem von US-Firmen. Lua, entwickelt in Rio de Janeiro, hat sich trotzdem durchgesetzt: die Geschichte eines unerwarteten Erfolges.
Wer im Mittelalter reisen wollte, musste an vielen Stellen Wegezoll an die Landesherren entrichten. Heute muss für Reisen in der Welt der digitalisierten Kenntnisse vielfach Zoll gezahlt werden: Für die meisten öffnet sich das Tor dazu nur, wenn sie für die Nutzung der Computer und der auf ihnen laufenden Programme Lizenzen gekauft haben.
Viele Organisationen aus Geberländern fördern heute unter anderem den Austausch unter ihren Partnern im Süden. Die österreichische Organisation HORIZONT3000 hat 2010 ein groß angelegtes Projekt dazu begonnen. Thomas Vogel erklärt, welche Erfahrungen sie damit gemacht hat und warum es wichtig ist, Fehler in Projekten aufzuspüren.

Welt-Blicke

In der syrischen Metropole ist der Krieg nie weit weg. Die Zusammen­­setzung der Rebellen ändert sich ständig. Doch inmitten der Kämpfe werden schon Pläne für eine neue Verwaltung gemacht. Eine Reise an die Front.
Bei den Kommunalwahlen in Venezuela haben die Bürger ihrem sozialistischen Präsidenten Nicolás Maduro den Rücken gestärkt. Die Sozialpolitik des Landes steht zu Unrecht im Ruf, nur Geld aus Öleinnahmen zu verteilen. Maduros Vorgänger Chávez hat auch die Selbstorganisation der ärmeren Schichten ge­fördert, weil er dem Staatsapparat nicht trauen konnte.
In Europa und den USA stillt „urban gardening“ die Sehnsucht hipper Städter nach Selbstversorgung und Bodenständigkeit. In Nairobis Slums sichert es den Ärmsten das Überleben.
Brasilien hat mehr als einen Berlusconi: Zehn Familien kontrollieren die Medienlandschaft. Politische und wirtschaftliche Interessen sind eng miteinander verzahnt. Alle Versuche, das zu ändern, sind bislang gescheitert.
Sie heißen Betterplace, 2aid.org oder Globalgiving: Neue Entwicklungshilfe-Initiativen nutzen das Inter­net, um Geld zu sammeln und einen engeren Kontakt zu Spendern zu kriegen. Für manche ist das der Weg nach vorn.

Standpunkte

Sogenannte „Jahrhundertfluten“ wie unlängst im Osten von Deutschland treten auch hierzulande viel häufiger aus, als der Begriff suggeriert. In vielen armen Ländern wiederum sind vom Klimawandel verstärkte Naturkatastrophen längst Alltag. Für diese Länder sind sie eine noch viel schwerere Bürde als für uns. Und Menschen mit Behinderungen drohen überall auf der Welt als erste unterzugehen.
Der Westen und seine Gegner betreiben Geopolitik – auf dem Rücken der Bevölkerung
Konzentriert sich der Internationale Strafgerichtshof einseitig auf Afrika? Das behaupten manche seiner Kritiker. Jetzt fordern afrikanische Staatschefs sogar, dass laufende Verfahren ausgesetzt werden. Aber die Afrikanerinnen und Afrikaner wissen, warum der Gerichtshof wichtig für sie ist.
Die Gruppe der acht führenden Industrieländer (G8) möchte Unternehmen für private Investitionen in Afrikas Landwirtschaft gewinnen. Die bisher neun afrikanischen Partnerländer haben Reformen zugesagt, um dafür attraktiver zu werden. Ob das wirklich den Armen hilft, ist zweifelhaft.
Lieber Herr de Maizière. Schauen Sie mal, was die Jungs von der US-Firma Matternet machen. Die wollen mit Hilfe kleiner Modellbaudrohnen die Transportprobleme in Afrika lösen. Das wäre doch auch eine tolle Einsatzmöglichkeit für den „Euro-Hawk“!

Journal

Diplomatisch korrekt zufrieden zeigten sich die Minister der EU und der in der AKP-Gruppe zusammengefassten Länder Afrikas, der Karibik und der Pazifik-Region auf ihrem gemeinsamen Treffen Anfang Juni. Doch keines der anstehenden Probleme wurde gelöst.
Die EU-Entwicklungsminister zeigen „ernsthaft besorgt“ darüber, dass die Entwicklungshilfe der Union und der Mitgliedsstaaten 2012 weiter gesunken ist. Da hilft auch kein Schönrechnen mithilfe konzessionärer Kredite an Entwicklungsländer.
Die Schweizer Stiftung swisspeace will Dokumente von Wahrheitskommissionen und internationalen Gerichten bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich machen. Doch oft fehlt es an Geld und politischem Willen.
In Tansania lebten Christen und Muslime lange Zeit friedlich zusammen. In jüngster Zeit sorgen jedoch Attentate auf Geistliche und Brandanschläge auf Kirchen für Angst und Schrecken.
Die Europäische Union will helfen, instabile Gesellschaften widerstandsfähiger gegen Katastrophen und Konflikte zu machen. Über die Ursachen von Instabilität sagt ihr Konzept allerdings nichts.
Die Organisationen Fastenopfer und Brot für alle haben im vergangenen Jahr ihre Einnahmen gesteigert.
Um Klimaschutz geht es im neuen Projekt der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt bei Engagement Global: Deutsche Kommunen haben mit afrikanischen Partnerstädten in Ghana, Südafrika und Tansania Programme erarbeitet.
Der Lutherische Weltbund (LWB) macht sich für Frauen stark. Der LWB-Rat beschloss bei seiner Tagung eine Strategie für mehr Gender-Gerechtigkeit.
Auf den Philippinen soll eine der größten Kupferminen der Welt entstehen, betrieben vom Bergbauunternehmen Sagiattrius Mines Inc., Tochter des Rohstoffgiganten GlencoreXstrata. Laut Hilfswerken werden Menschenrechte dabei missachtet.
Mehr als ein Drittel aller Frauen weltweit erfahren mindestens einmal in ihrem Leben sexuelle Gewalt. Die Gesundheitssysteme in vielen Ländern müssten sich auf ihre Versorgung besser einstellen, heißt es in einem Bericht der WHO.
Im vergangenen November hatte das Parlament einen Antrag verabschiedet, der eine Aufstockung der Entwicklungshilfe empfahl. Doch Ende Mai stimmten die Regierungsparteien geschlossen für weitere Kürzungen.
Anlässlich des „Deutschen Rohstofftages“ fordert das Netzwerk Attac „eine Abkehr von der wachstumsorientierten Rohstoffstrategie der Bundesregierung“. In der Kritik steht auch das Vorhaben, mit Peru eine Rohstoffpartnerschaft einzugehen: Umwelt und Menschenrechte könnten auf der Strecke bleiben.
Die Bundesregierung überraschte mit einer Zusage von einer Milliarde Euro für den Ausbau erneuerbarer Energien in Indien. Das BMZ rechtfertigt die Investition als entwicklungspolitisch sinnvoll.
Tawadros II. hat im Februar den ägyptischen Kirchenrat ins Leben gerufen. Im Mai hat er den neuen römisch-katholischen Papst Franziskus in Rom besucht. „Wir brauchen diese Einheit gerade in der jetzigen Zeit“, sagt der 61-Jährige, der seit November 2012 im Amt ist.
Gegen Kinderarbeit auf Kakaoplantagen wenden sich Hilfswerke und Gewerkschaften in Österreich.
Die Verfassung von Ecuador scheint eine gute Grundlage für nachhaltige Entwicklung zu bieten. Ampam Karakras, Berater des Indi­genen-Verbandes CONAIE, erklärt, warum er trotzdem unzufrieden ist mit der Politik der Regierung von Präsident Rafael Correa.
Bis zum Jahr 2030 soll die extreme Armut weltweit beseitigt werden. So verlangt es eine UN-Expertengruppe, deren Bericht den Rahmen für die weitere Debatte über neue globale Entwicklungsziele vorgeben soll. Doch Fachleute deutscher Hilfswerke sind skeptisch.
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