Misshandelt an Körper und Seele

(20.6.2013) Mehr als ein Drittel aller Frauen weltweit erfahren mindestens einmal in ihrem Leben sexuelle Gewalt. Die Gesundheitssysteme in vielen Ländern müssten sich künftig auf ihre Versorgung besser einstellen, heißt es in einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation WHO.

Sexuelle Gewalt habe für Frauen gravierende Folgen – das Spektrum reiche von Knochenbrüchen über Komplikationen in der Schwangerschaft bis hin zu psychischen Problemen und sozialem Rückzug. Für Frauen, die vergewaltigt, geschlagen oder genötigt wurden, verdopple sich das Risiko, depressiv oder alkoholabhängig zu werden, so die Autoren des Berichtes. Ferner steige die Gefahr, sich mit einer sexuell übertragbaren Krankheit wie HIV/Aids anzustecken, und ungewollt schwanger zu werden. Frauen, denen Gewalt angetan wurde, treiben laut dem Bericht doppelt so häufig ab wie andere Schwangere.

Medizinisches Personal reagiert oft hilflos auf vergewaltigte Frauen

WHO-Generaldirektorin Margaret Chan nannte Gewalt gegen Frauen ein „globales Gesundheitsproblem mit endemischen  Ausmaßen“. So müssten sämtliche Anstrengungen verstärkt werden, um die sozialen und kulturellen Wurzeln zu bekämpfen. Dazu zählen Präventionsprogramme ebenso wie die Reform diskriminierender Familiengesetze und der Abbau von Ungleichheit bei Gehältern und höherer Bildung. Darüber hinaus müssten jedoch die Gesundheitssysteme besser auf die Versorgung von vergewaltigten Frauen eingestellt werden – viele Gesundheitshelfer wüssten nicht, wie sie auf solche Fälle reagieren sollten.

Die WHO hat 36 zum Teil sehr detaillierte Leitlinien entwickelt, die in Aus- und Weiterbildung von medizinischem Personal integriert werden sollen. Nach einer Vergewaltigung müsse eine Frau innerhalb von 72 Stunden medizinisch versorgt werden, heißt es darin. Dazu zählen psychologische Unterstützung, Notfall-Empfängnisverhütung sowie die Prophylaxe von Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten. Ab Ende Juni will die WHO die Leitlinien zunächst in südostasiatischen Ländern umsetzen. In der Region ist häusliche Gewalt weltweit am weitesten verbreitet, während bei Gewalt gegen Frauen insgesamt Afrika an der Spitze liegt. (gka)

World Health Organization
Global and Regional Estimates of Violence against Women
Genf, Juni 2013, 60 Seiten,
www.who.int

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erschienen in Ausgabe 7 / 2013: Neues Wissen im Blick
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