Metropolen: Magnet und Molloch

Heft 8 / 2010

Die Megastädte in den Ländern des Südens wachsen und damit auch ihre Probleme, die Einwohner mit Strom, Wasser und sanitären Einrichtungen zu versorgen. Das gilt vor allem für die Elendsviertel, die sich ungeplant und meist illegal an den Rändern der Metropolen ausbreiten. Deren Bewohner kämpfen um bessere Lebensbedingungen und mehr politische Beteiligung. Ihre Chancen, den Slums zu entkommen, sind jedoch gering. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist nirgends größer als in Millionenstädten.
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Städte

Heftschwerpunkt

Das brasilianische Sozialdrama „City of God“ und der in Mumbai angesiedelte Oscar-Gewinner „Slumdog Millionaire“ haben Kinobesuchern in aller Welt das Leben in Armensiedlungen näher gebracht.
Ein ausgeklügeltes System sorgt für Lebensmittelnachschub vom Land in die Stadt. Die Versorgung könnte mit Hilfe größerer Produktionsgemeinschaften noch verbessert werden, doch der Staat bremst.
Die Hoffnung auf ein besseres Einkommen zieht viele Menschen in die urbanen Zentren. In ihren Slums herrschen Zustände, die denen in den Armenvierteln Hamburgs um die Mitte des 19. Jahrhunderts ähneln.
Nach dem Erdbeben in Haiti sollte die Hauptstadt Port-au-Prince zügig wieder aufgebaut werden. Doch sieben Monate nach der Katastrophe leben die meisten der Opfer noch in Zeltstädten.
Bücher zum Thema

Welt-Blicke

Jahrzehntelang galt Afrika als hoffnungsloser Fall, der wirtschaftlich nie zum Rest der Welt aufschließen wird. Doch seit einigen Jahren verzeichnet der Kontinent beachtliche Wachstumsraten.
In Indien dürfen Bauern mit einer Lizenz der Drogenbehörde Schlafmohn anbauen. Aus dem Rohopium wird Morphium und Codein für Schmerzmittel gewonnen. Seit einigen Jahren wird darüber diskutiert, ob das auch in Afghanistan funktionieren könnte.
Äthiopiens Regierung baut im Süden des Landes den zweitgrößten Staudamm Afrikas und will damit Strom in die gesamte Region exportieren. Bei Menschenrechtlern und Umweltschützern löst das Projekt heftige Kritik aus.
In Südostasien wächst die Bedeutung des Islam, seiner Gelehrten und seiner Organisationen. Doch die Entwicklungen in Malaysia und Indonesien, in denen die Bevölkerung mehrheitlich muslimisch ist, unterscheiden sich in wesentlichen Punkten.

Standpunkte

Dirk Niebel macht anscheinend Ernst mit der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Jetzt wertete er mit seiner Anwesenheit einen Fototermin auf, bei dem die Stiftung einer großen Fast-Food-Kette einen Scheck für Haiti übergab.
Auswärtige Kräfte haben mit ihrer Einmischung in Somalia bislang mehr Schaden angerichtet als Gutes bewirkt. In Somaliland hingegen spielen sie eine stabilisierende Rolle.
Es ist bequem, an klaren Freund-Feind-Schemata festzuhalten. Multinationale Unternehmen zum Beispiel gehören für viele entwicklungspolitisch Engagierte klar zu den Feinden. Doch derlei festgefahrene Weltbilder führen in die Sackgasse. Wer das Gute will, braucht Verbündete – und das können auch Multis sein, die ihre soziale Verantwortung ernst nehmen.
Der Gewaltausbruch zwischen Usbeken und Kirgisen im Süden ­Kirgistans Mitte Juni hat viele Ursachen und eine Versöhnung erscheint schwierig. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will nun 52 Polizeiberater in die Region entsenden, die beim Abbau der ethnischen Spannungen helfen sollen. Die Entwicklungsexpertin Tatiana Kotova stellt der kirgisischen Übergangsregierung ein schlechtes Zeugnis aus. Sie habe die Gewalt ignoriert und das Vertrauen der Menschen enttäuscht.

Journal

Die Regierung in Kabul hat Ende Mai zwei christlichen Hilfsorganisationen bis auf weiteres die Arbeit in Afghanistan verboten. Derzeit prüft das zuständige afghanische Wirtschaftsministerium den Vorwurf, Norwegian Church Aid (NCA) und Church World Service (CWS) aus den USA hätten ihre Arbeitserlaubnis zum Missionieren genutzt. Beide Organisationen weisen die Vorwürfe entschieden zurück. Das Missionieren und das Konvertieren vom Islam sind in Afghanistan gesetzlich verboten.
Mikrofinanzdienste haben in der Armutsbekämpfung eine große Wirkung. Außer Entwicklungsagenturen investieren zunehmend auch Privatanleger in sie. Auf einer internationalen Konferenz in Bern wurden Kriterien für eine sozial nachhaltige Vergabe von Mikrokrediten formuliert.
Von der Haltung Chinas in den internationalen Klimaverhandlungen distanzieren sich inzwischen manche chinesische Umweltorganisationen. NGOs aus der Volksrepublik suchen zunehmend Kontakt zu Organisationen aus westlichen Ländern. Doch die Suche nach gemeinsamen Positionen gestaltet sich schwierig, weil für die meisten Chinesen andere Umweltprobleme drängender sind.
Die Bundesregierung hat der Neuordnung der staatlichen Entwicklungsorganisationen zugestimmt. Doch der Entwurf des Entwicklungsministerium (BMZ) hat Federn lassen müssen. Andere Ressorts haben den BMZ-Führungsanspruch ausgebremst. Und der viel beschworenen „neuen Effizienz“ stehen sinkende Haushaltsansätze für das BMZ gegenüber.
Die Einführung einer Steuer auf Finanzmarktgeschäfte in Europa rückt näher; im September wollen die EU-Finanzminister offiziell darüber beraten. Auf globaler Ebene findet sich aber weiter keine Mehrheit für eine Steuer, die die Spekulation eindämmen soll.
Wer Männer erziehen will, darf ihren Stolz nicht verletzen. Diese Einsicht liegt einem Projekt der österreichischen Organisation „Frauen ohne Grenzen“ zugrunde, das die häusliche Gewalt in Indien bekämpfen will.
Ende des Jahres 2010 will die EU-Kommission einen ersten Vorschlag für den Haushaltsrahmen der Europäischen Union für die Jahre 2014 bis 2020 vorlegen. Die heftigste Schlacht wird wahrscheinlich um den Anteil der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ geschlagen.
2007 hat Bayern als erstes Bundesland beschlossen, keine Produkte mehr aus ausbeuterischer Kinderarbeit zu beziehen. Drei Jahre danach sind sechs weitere Bundesländer dem bayerischen Vorbild gefolgt, zwei legen sogar noch strengere Kriterien an. Nichtstaatliche Organisationen kritisieren jedoch die unzureichende Verwirklichung der Beschlüsse.
Das „Hilfswerk der Evangelischen Kirchen der Schweiz“, besser bekannt unter dem Kürzel HEKS, hat nach einem neuen Namen gesucht. Zu sperrig sei diese Kurzform, wenig attraktiv und nichtssagend vor allem bei der nichtkirchlichen Bevölkerung.
Die Schweizer Regierung (Bundesrat) hat dem Parlament nun doch einen Zusatzkredit für die öffentliche Entwicklungshilfe vorgelegt, um bis 2015 das 0,5-Prozent-Ziel zu erreichen. Die Schweizer Hilfswerke begrüßen das, monieren aber, dass fast ein Drittel der zusätzlichen Mittel für den Klimaschutz verwendet werden soll.
Als nicht zeitgemäß und dringend korrekturbedürftig bewerten umwelt- und entwicklungspolitische Organisationen die EU-Agrarpolitik. Die für 2013 geplante Reform müsse sich von einseitigen Produktions- und Exportsteigerungen in den Industrieländern verabschieden und der kleinbäuerlichen Produktion bessere Chancen eröffnen.
Die erste Weltmissionskonferenz 1910 gilt als Beginn der ökumenischen Bewegung. Hundert Jahre später haben sich im Juni 300 Theologinnen und Theologen aller christlichen Konfessionen wieder im schottischen Edinburgh getroffen, um zu diskutieren, was heute unter Mission zu verstehen ist. Das Verständnis von Mission hat sich gewandelt, während ihr Verhältnis zum Entwicklungsdienst weiter umstritten ist.

Süd-sichten

Gespräch mit Colette Solomon, Sozialanthropologin und Direktorin der südafrikanischen nichtstaatlichen Organisation „Women on Farms“. 2004 ist daraus eine Gewerkschaft für Saisonarbeiterinnen in der Landwirtschaft hervorgegangen.
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