Dirk Niebel macht anscheinend Ernst mit der Zusammenarbeit mit der Privatwirtschaft. Sein Engagement für einen Herrenausstatter von zweifelhaftem Ruf, für dessen Outdoor-Mützen er eifrig wirbt, sorgt ja seit geraumer Zeit für Kopfschütteln. Nun knüpft der Entwicklungsminister Kontakte zu neuen Branchen: Im Juli wertete er mit seiner Anwesenheit einen Fototermin auf, bei dem die Stiftung einer großen Fast-Food-Kette einen Scheck für Haiti übergab. Ob der Computertomograph, den ein Kinderkrankenhaus davon anschaffen will, wohl aus deutscher Produktion stammt? Schließlich zählt McDonald’s ja eigentlich nicht zum deutschen Mittelstand.
Doch Initiativen von Unternehmen sind für den Wiederaufbau Haitis wichtig – wer wollte dem FDP-Minister da widersprechen. Mit ein wenig Phantasie lässt sich zudem leicht erkennen, wie der gute Zweck sich mit Markterschließung verbinden ließe. So könnte gerade McDonald’s mit seinen Big Macs und Cheeseburgern dazu beitragen, dass arme Kinder weniger Hunger leiden. Wenn das keine typische Win-Win-Situation ist – schließlich besitzt das Unternehmen unbestritten große Expertise darin, weniger begüterte Schichten wirkungsvoll anzufüttern.
Und das Konzept lässt sich ausbauen. Wir denken zum Beispiel an den auf Soja spezialisierten Futtermittelhersteller, der ein Hilfsprojekt für depressive Indigene aus dem Amazonas-Regenwald vorstellt. Auch das ergäbe mindestens einen schönen Fototermin mit dem Minister. „Ein großes Problem“, kann er da den Reportern in die Blöcke diktieren. Wenn er kurz ins Grübeln kommt, muss er sich nur der nahrhaften Frikadellen entsinnen und sein Blick wird sich aufhellen bei der Einsicht: „Nun ja, auch die Rindviecher brauchen schließlich etwas zu fressen.“