Indien: Großmacht im Wartestand

Heft 6 / 2015

In Indien nimmt der Wohlstand der Mittelschicht zu; laut der Regierung soll die Wirtschaft des Landes demnächst schneller wachsen als die Chinas. Der Wandel geht auch an
den Religionen, die das öffentliche Leben stark prägen, nicht spurlos vorbei – hier liest ein hinduistischer Sadhu, ein Heiliger Mann, Zeitung.
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Indien

Heftschwerpunkt

Bei globalen Klima-Verhandlungen tritt Indien als Bremser auf. Dabei betreibt es zu Hause schon mehr Klimaschutz als die meisten anderen Schwellenländer.
Die Berge der Western Ghats sind reich an Naturschätzen. Die sind bei Unternehmen und Touristen gleichermaßen begehrt – auf Kosten der Umwelt.
Das hinduistische Kastensystem ist in Indien offiziell längst abgeschafft. Aber die damit verbundene Mentalität lebt weiter – da hilft auch kein Wechsel der Religion.
Narendra Modi will Indiens Einfluss auf der internationalen Bühne vergrößern. Dabei greift er auch zu ungewöhnlichen Mitteln.
Indien steigert seine Entwicklungshilfe in Südasien, aber auch in Afrika – ganz im eigenen Interesse. Noch ist der Wandel des Landes vom Nehmer zum Geber nicht ganz vollzogen.
Indische Schulkinder lernen wenig über den Nordosten ihres Landes. Diese Missachtung hat Tradition – die Einwohner wehren sich.
In Indien leben seit langem viele Kulturen und Religionen. Einflussreiche Hindu-Bewegungen wollen nun Muslime und Christen verstärkt in den Schoß der nationalen Religion, des Hinduismus, zurückholen – und haben auch mit dem Einfluss westlicher Sitten ihre Probleme.

Welt-Blicke

Die Präsidentschaftswahlen im westafrikanischen Togo sind nach bekanntem Muster abgelaufen: Der Amts­inhaber hat Proteste unterdrückt und seine Gegner ausgespielt.
Eine entfernte Außengrenze der Europäischen Union verläuft im Indischen Ozean. Ähnlich wie im Mittelmeer hier spielt sich hier ein Flüchtlingsdrama ab: Tausende Afrikaner versuchen, auf die Insel Mayotte zu gelangen – und damit nach Frankreich.
Das Simón-Bolívar-Jugendorchester aus Venezuela wird weltweit gefeiert – für seine Konzerte und für seine sozialen Verdienste. Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus?
Südafrika steckt in der Krise und der Ruf nach einer neuen, sauberen Regierung wird lauter. Doch das allein wäre kein Ausweg aus der Misere – das Problem liegt tiefer.

Standpunkte

Die Kohlekraft ist noch immer ein Exportschlager der Industrieländer. Das belegt ein aktueller Bericht mehrere Umweltorganisationen. Doch ein striktes „Nein“ zur Kohle ignoriert die Energiearmut in vielen Ländern. Sie brauchen jede Hilfe, wie wir ihnen zukommen lassen können.
Europäische Länder kooperieren unter anderem mit Eritrea und Sudan, um die Ursachen von Migration zu bekämpfen und sie besser zu steuern. Dabei sind es gerade diese Regime, die Tausende in die Flucht treiben. Ein Kommentar von Gesine Kauffmann.
Das Erdbeben, das im April über 8000 Tote gefordert und Millionen obdachlos gemacht hat, war eine Katastrophe mit Ansage: Die Gefahr war bekannt und das Land schlecht vorbereitet. Doch das liegt nicht einfach an unfähigen und korrupten Politikern.
Grundlegender gesellschaftlicher Wandel geht aus dem Zusammenwirken vieler kleiner Veränderungen auf lokaler Ebene hervor und lebt von der Vielfalt der Kräfte, die sie vorantreiben. In den Beratungen über neue UN-Nachhaltigkeitsziele ist davon wenig zu spüren.
Europäische Wissenschaftler haben schon vor Jahrzehnten festgestellt, wie verbreitet das Ebola-Virus in Westafrika ist. Doch diese Einsicht wurde unbeachtet in Fachgazetten begraben.

Journal

Entwicklungspolitische Organisationen sehen es als Teil ihres Auftrags, die Politik in Entwicklungsländern zu beeinflussen - mit Hilfe von Kampagnen oder Studien und Gutachten. Doch was kommt davon wirklich an?
Im Anlauf zum EU-Gipfel im Juni zum Thema Sicherheit und Verteidigung legt die EU-Kommission Konzepte vor, die klarstellen: In Brüssel sieht man die Welt zunehmend als Hort von Gefahren, gegen die es sich zu verteidigen gilt.
Treibhausgasgutschriften aus dem europäischen Emissionshandel sind zu billig. Das weiß auch die Kommission. An eine umfassende Reform wagt sie sich trotzdem nicht.
In der Schweiz herrscht wie in Deutschland ein Mangel an Fachkräften. Hochqualifizierte Migranten könnten helfen, den Bedarf zu decken, zeigt eine Studie des Hilfswerks der evangelischen Kirchen Schweiz (HEKS).
Pünktlich zum Ramadan lädt die Evangelische Allianz zum Gebet für die islamische Welt ein. Christen sollen für den „Durchbruch des Evangeliums unter muslimischen Menschen und Völkern“ beten. Manchen Kirchenvertretern geht das zu weit.
Bundeskanzlerin Angela Merkel soll sich während der diesjährigen G7-Präsidentschaft stärker für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzen. Im Mittelpunkt müsse die sexuelle und reproduktive Gesundheit stehen, fordern Fachleute.
Im Mai kam heraus, dass ein Bundespolizist in Hannover Flüchtlinge misshandelt haben soll. Einen Tag später veröffentlichte der Anti-Rassismus-Ausschuss der Vereinten Nationen seinen Bericht zu Deutschland. Fazit: Vorfälle wie der in Hannover sind wohl kein Zufall, Rassismus und Ausländerfeindlichkeit nehmen zu hierzulande.
Die Evangelische Kirche fordert ihre Mitglieder dazu auf, einen größeren Beitrag zur Sicherung der Welternährung zu leisten. Viele Kirchengemeinden und Einrichtungen vernachlässigten bislang die Förderung einer nachhaltigen Lebensweise.
Das Klimabündnis europäischer Städte engagiert sich seit 25 Jahren gegen den Klimawandel. Die ursprünglichen Ziele waren allerdings zu ambitioniert.
Ein neuer Bericht wirft kein gutes Licht auf Glencores Kohleabbau in Kolumbien. Der Schweizer Rohstoff-Multi weist die Vorwürfe zurück. Eine Bürgerbewegung aus dem Wohnsitzkanton des Glencore-Chefs will sich damit nicht zufrieden geben.
Der Agrarkonzern Monsanto will in Afrika einen neuen Genmais auf den Markt bringen. Er soll Kleinbauern helfen, sich an den Klimawandel anzupassen. Kritiker halten das für eine irreführende Vermarktungsstrategie.
Mit Nigerias neuem muslimischen Präsidenten, Muhammadu Buhari, verbinden auch viele Christen große Hoffnungen. Die interreligiösen Beziehungen werden nach Meinung von Fachleuten allerdings von anderen Faktoren bestimmt.

Das verheerende Erdbeben in Nepal und die Flüchtlingstragödien im Mittelmeer haben die Debatte über die humanitäre Hilfe und die sinkenden Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit in Österreich angeheizt. Die Regierung will die Bilanz vor allem schönrechnen.
Die Doku „Blickwechsel“ hat eingefangen, wie die Gastgeber in Afrika über junge Freiwillige aus dem Norden denken. Christian Weinert, Bildungsreferent und Co-Regisseur, erklärt, warum sich bei den Begegnungen Enttäuschungen nicht vermeiden lassen.
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