G7: Merkel soll Frauenrechte stärken

(12.5.2015) Bundeskanzlerin Angela Merkel soll sich während der diesjährigen G7-Präsidentschaft stärker für die Rechte von Frauen und Mädchen einsetzen. Im Mittelpunkt müsse die sexuelle und reproduktive Gesundheit stehen, fordern Fachleute.

Die Industrieländer und Russland (G8) hatten vor fünf Jahren im kanadischen Muskoka beschlossen, mehr gegen Kinder- und Müttersterblichkeit zu tun. Diese Initiative läuft in diesem Jahr aus. Merkel stellt ihren G7-Vorsitz entwicklungspolitisch zwar unter das Motto, die Gesundheitssysteme und die wirtschaftliche Rolle von Frauen in armen Ländern zu stärken. Vielen nichtstaatlichen Organisationen fehlt aber die Verbindung zwischen beidem: der Bezug zur Müttergesundheit. 

Parlamentarier aus 50 Ländern und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft forderten Merkel und die G7 Ende April in Berlin auf, erneut ein Zeichen zu setzen, um ungewollte Schwangerschaften von Mädchen einzudämmen und die Versorgung werdender Mütter zu verbessern. Das Engagement für die sexuelle und reproduktive Gesundheit und Rechte müsse verstärkt werden, erklärten die Teilnehmer der Konferenz „she matters“. Körperliche Selbstbestimmung etwa durch Zugang zu Sexualaufklärung und Verhütungsmitteln sei die Voraussetzung für ein gesundes und produktives Leben.

Veranstaltet wurde die Konferenz von der Stiftung Weltbevölkerung, dem European Forum on Population and Development (EPF) und dem Beirat für Bevölkerung und Entwicklung. Dessen Vorsitzende, die österreichische Europaabgeordnete Petra Bayr, betonte, noch immer stürben weltweit täglich 800 Frauen bei der Geburt. Ein Drittel aller Geburten fände ohne ärztliche Begleitung statt und bei 21,6 Millionen unsicheren Abtreibungen verlören jährlich 27.000 Mädchen und Frauen ihr Leben.

Religiöse Hardliner verhindern Aufklärung und Familienplanung

Diese Zahlen zeigten, dass die sexuellen Rechte von Frauen noch immer nicht gesellschaftlich akzeptiert würden, erklärte Bayr. Im Gegenteil: Religiös-fundamentalistische Gruppen verteufelten und behinderten Aufklärung und Familienplanung zunehmend, vor allem in Afrika.

Die Millenniumsentwicklungsziele, laut denen die Mutter-Kind-Sterblichkeit drastisch reduziert werden sollen, sind – anders als globale Armutsziele – bei weitem nicht erfüllt. Daher fordern zahlreiche Organisationen, dass die Vereinten Nationen die Sexualberatung und Mutter-Kind-Gesundheit ausdrücklich in die Folgeziele aufnehmen. Die G7 gilt dafür als Impulsgeber. Aber die deutsche Präsidentschaft zeigt sich zurückhaltend und setzt auf übergreifende Ziele.

Eine Neuauflage der Muskoka-Initiative werde es nicht geben, stellte Ingrid Hoven, Abteilungsleiterin im Entwicklungsministerium,  jüngst klar. Es gehe um einen „breiteren Aufschlag“ für die Stärkung von Institutionen, die Ausbildung von Ärzten und Verhaltensänderungen. „Die Gesellschaft muss Frauen wirtschaftliche Möglichkeiten eröffnen“, betonte Hoven. Und wenn sie das tue, werde auch darüber nachgedacht, wie viele Kinder dazu gehörten.

Investitionen in die sexuelle Gesundheit sind wirtschaftlich sinnvoll

Der Bund will somit weiter 100 Millionen Euro jährlich für Familienplanung bewilligen und sieht darüber hinaus seinen Beitrag von 600 Millionen Euro für die internationale Impfkampagne Gavi als wichtigen Beitrag für die Mutter-Kind-Gesundheit. In den Nachhaltigkeitszielen der UN sei das Anliegen bisher gut abgedeckt, findet Hoven. Es gehe nun darum, die richtigen Indikatoren für die Messung der Erfolge zu finden.

Wirtschaftlich seien Investitionen in die sexuelle Gesundheit sehr sinnvoll, argumentieren Bevölkerungswissenschaftler. So spare jeder Dollar für Aufklärung und Verhütung 1,47 Dollar an Ausgaben zur Begleitung von Schwangerschaften und Aids-Behandlungen von Frauen und Neugeborenen. Würde der Bedarf an modernen Verhütungsmitteln  bis 2030 gedeckt, und könnte bis dahin jede Frau Dienste der sexuellen und reproduktiven Gesundheit in Anspruch nehmen, stiegen die Einsparungen pro investiertem Dollar sogar auf 120 Dollar. 
 

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erschienen in Ausgabe 6 / 2015: Indien: Großmacht im Wartestand
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