Handgemacht und maßgeschneidert

Heft 10 / 2022

Kleidung stiftet Identität und schafft Aufmerksamkeit, auch für politische Fragen. Sie verbindet Welten und Kulturen und sie kann sogar helfen, dass Feinde von einst sich versöhnen. Modedesigner in Kenia, Kolumbien, Mexiko, Indonesien und Bangladesch zeigen mit ihren Kreationen, dass es ihnen um mehr geht als um die Frage: „Was ziehe ich an?“
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Mode im globalen Süden

Heftschwerpunkt

Mexikos Kongress hat ein Gesetz über kulturelle Aneignung verabschiedet, das indigenes Kunsthandwerk schützen soll. Das ist kompliziert – nicht nur wegen des Widerstands der Modebranche.
Die afrikanische Modebranche ist im Aufwind. Mit Erfolg mischen Designer aus Nigeria, Kenia und dem Senegal westliche und afrikanische Stoffe für ihre ganz eigenen Kreationen. Die kommen inzwischen auch weit über Afrika hinaus gut an. 
Wer jung ist und wenig Geld hat in Indonesiens Hauptstadt Jakarta, hat nicht viel zu melden. Einige Jugendliche aus ärmeren Vororten wollen das ändern und präsentieren deshalb sich selbst und ihre Klamotten im Herzen der Stadt. Die Modenschau auf dem Zebrastreifen ist mittlerweile ein Medienereignis.
„Modest Fashion“, also „anständige“ oder auch „zurückhaltende“ Mode, entwickelt sich aus einer religiösen Marktnische zum milliardenschweren Industriezweig. Das zeigt das Wachstum der Branche in Bangladesch. 
Eine Modemarke macht vor, wie Kolumbien die politische Spaltung überwinden könnte: Für „Manifiesta“ nähen frühere Guerilleros, aber auch Angehörige von Soldaten, die der Guerilla zum Opfer gefallen sind. 
Für manche ist ein modisches Outfit wichtig, für andere muss es vor allem adrett sein und dem Anlass entsprechen, oder aber die eigene Identität ausdrücken. Drei Menschen aus Tansania, Südafrika und Peru berichten, warum sie welche Kleidung am liebsten tragen.

Welt-Blicke

In Algerien beschäftigt der informelle Sektor die Hälfte der arbeitenden Bevölkerung; er erzielt hohe Profite, entzieht sich aber jeder Besteuerung. Dem Staat entgeht so ein großer Teil der Einnahmen, die für soziale Sicherungssysteme gebraucht würden.
Die UN-Friedensmission MONUSCO ist seit über 20 Jahren in der DR Kongo stationiert, um die einheimische Bevölkerung zu schützen. Die aber fühlt sich trotzdem nicht sicher – und protestiert gegen die Blauhelme. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Im nigerianischen Bundesstaat Ondo sterben doppelt so viele Menschen an Lassafieber wie am Coronavirus. Dennoch sind Gesundheitsprojekte dazu selten und unterfinanziert.
Konzerne aus Frankreich und China wollen eine fast 1500 Kilometer lange Ölpipeline von Uganda nach Tansania bauen. Die Regierungen beider Länder versprechen Wachstum und Wohlstand, doch die Bevölkerung entlang der Strecke hat bisher nur Nachteile. Der Widerstand wächst.

Standpunkte

Die befürchteten Unruhen bei der Präsidentschaftswahl in Kenia sind ausgeblieben. Dass der Oberste Gerichtshof unabhängig das Wahlergebnis geprüft hat, ist ein Zeichen für eine gut funktionierende Demokratie. 
Ende August kamen 4000 Delegierte zur 11. Vollversammlung des Ökumenischen Rats der Kirchen zusammen. Ohne ihn wäre die Welt ärmer, meint Katja Dorothea Buck.
Seit kurzem hat Nigeria einen Klimaschutzrat. Was das für das Land bedeutet, erklärt der Aktivist 'Seyifunmi Adebote.
Was haben Waffenlieferungen an die Ukraine mit der Bestellung von Dönern zu tun? Unsere Glosse.
Die Europäische Union will auf Importgüter eine Abgabe erheben, wenn sie weniger klimaschonend hergestellt wurden als vergleichbare Produkte europäischer Unternehmen. Nitya Nanda, Direktor des Council for Social Development in Neu-Delhi, hält das für keine gute Idee.

Bewegungsmelder

Man darf die Diskussion über die Folgen der Klimakrise nicht auf technologische Lösungen beschränken. Es gilt, Konsummuster zu verändern.
Die Filmtage Globale Perspektiven eröffnen einen anderen Blick für Fragen und Themen des globalen Südens. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Günter Haverkamp.

Journal

Die Bundeswehr hat ihre Operation in der UN-Mission in Mali nach einer Unterbrechung Anfang September wieder aufgenommen. Auch das Entwicklungsministerium (BMZ) will im Land aktiv bleiben. Zu tun gibt es genug.
Im August hat die Schweiz ein Länderbüro in der Hauptstadt der Zentralafrikanischen Republik Bangui eröffnet. Sie gehört damit zu einem sehr kleinen Kreis westlicher Länder, die über eine lokale Vertretung im Land verfügen.
In Nicaragua verschärft sich der Konflikt zwischen der Regierung und der katholischen Kirche. Beobachter sprechen mittlerweile von „religiöser Verfolgung“. Der Papst hält sich allerdings mit öffentlichen Äußerungen zurück.
Weltläden kämpfen so wie der Einzelhandel insgesamt mit den Folgen von Corona und anderen Problemen. Eine engere
Zusammenarbeit mit Kommunen könnte neue Perspektiven eröffnen.
Im Bundestag steht ein hartes Tauziehen um den Haushalt 2023 bevor. Im Entwurf wird bei der Entwicklungspolitik und der humanitären Hilfe stärker gespart als in den meisten anderen Ressorts.
Zuhören, bestärken und im Zweifel Druck machen: So versteht Frank Schwabe seine Aufgabe als Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit. Bei seiner Reise nach Nigeria hat er genau das getan.
Die Schweizer Zivilgesellschaft wirft der Regierung vor, sie engagiere sich nicht ausreichend für die Agenda 2030. Sie beschränke sich auf das politisch Machbare und vermeide Konflikte.
Der Österreicher Volker Türk wird neuer UN-Menschenrechtskommissar, Jerry Pillay übernimmt das Amt des Generalsekretärs des Ökumenischen Rats der Kirchen und Rory Stewart ist neuer Geschäftsführer der Hilfsorganisation GiveDirectly. Unsere Personalmeldungen im Oktober.
Mit „Antimarketing“ will Österreichs Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) gegen illegale Migration vorgehen. So will er der Darstellung krimineller Schlepper begegnen, die potenziellen Klienten ein Bild von Milch und Honig in Europa malen.
In Brüssel interessiert sich die Außenpolitik zunehmend für Afrika – eine Folge des Ukrainekriegs. Geraten entwicklungspolitische Anliegen in den Hintergrund?
Ohne Umverteilung lassen sich globale Krisen nicht lösen, sagt Cornelia Möhring von den Linken.
Sechzigstes Jubiläum feiert die Welthungerhilfe dieses Jahr. Innovationen seien wichtig, aber kein Selbstzweck sagt der zuständige Teamleiter, Florian Landorff.
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