Als neutrales Land wolle die Schweiz einen besseren Zugang zu wichtigen staatlichen Akteuren und zu Partnern vor Ort, einen wirksameren Schutz der Zivilbevölkerung, des Völkerrechts und humanitärer Grundsätze sowie besser zur Friedenskonsolidierung beitragen können, heißt es in der Medienmitteilung des Außendepartements (EDA). Darüber hinaus wolle sie den Nexus zwischen humanitärer Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit stärken. Die Schweiz leistet seit 2009 in der Zentralafrikanischen Republik humanitäre Hilfe, sie gehört zu den zehn wichtigsten humanitären Gebern im Land.
Die Zentralafrikanische Republik ist eines der ärmsten Länder der Welt und liegt im Index für menschliche Entwicklung des UN-Entwicklungsprogramms auf dem vorletzten Rang. In den vergangenen zehn Jahren ist das Land immer wieder von Konflikten zwischen verschiedenen Milizen durchgeschüttelt worden. Über sechzig Prozent der Bevölkerung oder rund drei Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Schutz der Zivilbevölkerung und der Einhaltung des humanitären Völkerrechts
Laut dem EDA liegen die Schwerpunkte der Schweizer Hilfe insbesondere auf dem Schutz der Zivilbevölkerung und der Einhaltung des humanitären Völkerrechts. Dabei unterstütze die Schweiz Aktivitäten ihrer multilateralen Partner wie der UN, des Roten Kreuzes oder des Welternährungsprogramms WFP und setze sich für eine bessere Koordination der humanitären Hilfe und eine stärkere Einbindung lokaler Organisationen ein. Über die Stiftung Hirondelle unterstützt das Departement für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) außerdem seit mehreren Jahren den lokalen Radiosender „Ndeke Luka“. Der unabhängige Sender deckt als einer der wenigen auch in Krisenzeiten das ganze Land ab.
Die Koordination des Schweizer Engagements fand bisher vom Nachbarland Kamerun aus statt, wo die Schweiz eine Botschaft unterhält. Anfang des Jahres bewilligte der Bundesrat das Zentralafrika Büro, mit zwei Schweizern und einer Handvoll lokaler Mitarbeiter. „Es ist weder Botschaft noch Konsulat“, sagt der Leiter des Büros, Eric Marclay, in einem Interview gegenüber Radio SRF. Die Präsenz vor Ort sei eine sehr bescheidene Investition, ein kleines Büro und eine kleine Repräsentation.
„Wir möchten näher an unseren internationalen Partnern sein“
Die Schweiz wolle damit die Arbeit in Zentralafrika besser überwachen und mitbestimmen können. „Wir möchten näher an unseren internationalen Partnern sein“, sagt Marclay. „So sehen und verstehen wir besser, was sie vor Ort machen.“ Außerdem könne die Schweiz in der humanitären Diplomatie ihre Stimme einbringen.
Das begrüßt auch Lorenz Indermühle, der Geschäftsleiter von Fairmed. Die nichtstaatliche Hilfsorganisation ist seit über 60 Jahren in der Zentralafrikanischen Republik tätig, leistet medizinische Nothilfe in abgelegenen Regionen und setzt sich für eine verbesserte Gesundheitsversorgung ein, etwa für die indigene Bevölkerungsgruppe Aka, die im Regenwald lebt.
„Für uns als kleine Organisation ist es manchmal nicht einfach, an die wichtigen staatlichen Akteure heranzukommen“, sagt Indermühle. „Eine Präsenz der Schweiz vor Ort könnte unterstützend wirken und uns diesen Zugang erleichtern“, hofft er. Die DEZA bezeichnet er als einen wichtigen Partner für Fairmed, der Kontakt sei eng. Seit vergangenem Jahr erhält die NGO auch Programmbeiträge der DEZA, die rund einen Drittel ihres Budgets ausmachen.
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