Da gibt es einige. Die Dokumentation „Ich habe getötet“ von Alice Schmid beispielsweise aus dem Jahr 1999 zeichnet die Erfahrungen von fünf ehemaligen Kindersoldaten in Liberia nach. Als Kinder mussten sie in den Krieg ziehen, sie kämpften im blinden Glauben an die großen Versprechen der Rebellenführer. Nichts wurde wahr. Heute können sie weder lesen noch schreiben. Dabei sind es vor allem die Berichte der drei Mädchen, die erschüttern. Der Film ist nur 25 Minuten lang, und er ist hervorragend für die entwicklungspolitische Arbeit mit Jugendlichen geeignet.
Warum finden Sie Filme für die entwicklungspolitische Arbeit so wichtig?
Sie zeigen Bilder, die man nicht mehr vergisst. Wie oft quälen wir die Leute mit drögen Vorträgen. Dabei können Filme vieles so viel besser rüberbringen – sie holen das Publikum ganz nah an das Geschehen und die Menschen heran und sprechen viele Sinne an.
Welche Rolle spielen die Filmtage Globale Perspektiven dabei?
Mit ihnen schafft der Veranstalter, der Fernsehworkshop Entwicklungspolitik, Aufmerksamkeit für all die Einblicke und die Energie, die gute Filme bieten. Sie sind Schätze, die gehoben werden müssen! Der Filmpreis rückt diese Schätze ins Rampenlicht, und auch abseits von Filmtagen und Preisverleihungen erschließen wir ständig Möglichkeiten, Filme stärker in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit einzubauen. Wir sind überrascht, dass die Autorinnen und Autoren in diesem Jahr ein so großes Gewicht auf die Situation von Frauen gelegt haben.
Wie sind Sie selbst zur Filmarbeit gekommen?
Ich wurde 1999 als Journalist zum Promoter Eine-Welt für Medien berufen. Damals wurde bereits der Filmpreis des Fernsehworkshops verliehen. Ich erlebte, wie viel Arbeit in so einem Film steckt, und lernte die Leute kennen, die für ihre Ideen brannten. Ich war so begeistert, dass ich den Eine-Welt-Filmpreis NRW ins Leben rief, den Vorläufer des Globalen Filmpreises.
Trennen Sie eigentlich Ihre berufliche und politische Arbeit und Ihr privates Leben?
Nein, das lässt sich alles gar nicht trennen. Gerade jetzt, wo der Karren pandemiebedingt stehen geblieben ist und wir ihn wieder neu anschieben müssen – und wollen! Der Vorteil des Von-vorn-Anfangens ist, dass sich auch die alte Blase, in der wir uns bewegt haben, aufgelöst hat – wir brauchen neue Leute und neue Ideen, das ist eine riesige Chance für die (Weiter-) Entwicklung der Bildungsarbeit. Wenn ich wirklich mal ausspannen, Abstand von allem gewinnen und in Ruhe nachdenken will, dann fahre ich Fahrrad – morgens, mittags, abends oder auch in der Nacht.
Das Gespräch führte Barbara Erbe.
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