Kino im Süden

Heft 6 / 2020

Viele Filme aus Ländern in Afrika, Asien und Lateinamerika befassen sich phantasievoll mit gesellschaftlichen Fragen. Unter welchen Bedingungen arbeiten Regisseurinnen in Algerien, Marokko und Tunesien? Warum sind afrikanische Religionen und Riten ein Thema im jungen nigerianischen Kino? Und wie geht ein indonesischer Regisseur mit Drohungen religiöser Fanatiker um?
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Kino im Süden

Heftschwerpunkt

Seit sechs Jahren arbeitet die salvadorianische Filmemacherin Brenda Vanegas an ihrem ersten Spielfilm. In ihrem Film „Volar“ verarbeitet sie auch ihre eigene Biografie. Jetzt ist er fast fertig, aber die Corona-Krise hat ihn vorerst auf Eis gelegt.
Der Iran hat nach Indien die zweitgrößte Kinoindustrie Asiens. Ambitionierte Regisseure müssen zahlreiche Tabus umschiffen und machen trotzdem mit wenig Mitteln immer wieder innovative Filme.
Mehrere Hundert Filme produziert Nigerias Traum­fabrik Nollywood jedes Jahr. Früher ging es oft darum, dass gute Christen gegen böse Mächte und Hexerei kämpfen. Jüngere Regisseure zeichnen ein differenzierteres Bild von afrikanischen Riten und traditionellem Glauben.
Auch Mitarbeitende von „welt-sichten“ sehen gern Filme. Vier von ihnen erzählen, welche Streifen sie mögen, was in ihrem Heimatland gezeigt wird und ob man sich Kinobesuche leistet oder eher eine DVD einwirft.
Mit Subventionen und Steuererleichterungen hat Kolumbien die nationale Filmindustrie aufgepäppelt. Gefeiert werden ihre anspruchsvollen Produktionen vor allem bei internationalen Filmfestivals. 
Lange haben im Maghreb Männer die Filmindustrie dominiert, wie in vielen anderen Ländern auch. Doch immer mehr Filmemacherinnen erschüttern in Tunesien, Algerien und Marokko mit ihren Werken patriarchale, koloniale Machtstrukturen und setzen der Darstellung von unterdrückten Frauen etwas entgegen. 
Als Wanderer zwischen den Zeiten und ästhetischen Welten versteht sich der indonesische Regisseur Garin Nugroho. „Ich mische alles“, sagt er. International hat ihm das viel Anerkennung eingebracht, in seiner Heimat hingegen stößt er mit seinen Filmen vor allem bei muslimischen Gruppen auf Ablehnung.

Welt-Blicke

Je tiefer der Mensch in die Lebensräume von Wildtieren vordringt, desto mehr liefert er sich auch den Krankheitserregern aus, die sie übertragen. Wissenschaftler plädieren für ein ganzheitliches Verständnis von Gesundheit.
In Armenien engagieren sich seit Jahren Menschen für Aufforstung im Land. Die neue Regierung verspricht nun zehn Millionen neue Bäume in nur einem Jahr – und lässt zugleich die größten Verursacher der Waldzerstörung gewähren. 
Guyana, die frühere britische Kolonie in Südamerika, wollte Vorreiter sein beim Umweltschutz. Ölfunde haben stattdessen Gier, Korruption und politische Instabilität entfacht. Die Rolle der Ölkonzerne ist ebenso dubios wie die der Weltbank.
Mit einem rabiat durchgesetzten Lockdown versucht die indische Regierung, das Coronavirus einzudämmen. Unter den Folgen leiden vor allem arme Wanderarbeiter, Slumbewohner und die muslimische Minderheit des Landes.
Kenianische Läuferinnen und Läufer gewinnen Goldmedaillen und brechen Welt­rekorde. Nun stellt eine junge Firma auch Schuhe für Athleten im Land her. Wie schwer der Weg dahin war, ist bezeichnend für die Probleme der afrikanischen Wirtschaft.

Standpunkte

Die Corona-Krise schafft neue Verteilungskämpfe und verschärft bestehende, meint Bernd Ludermann.
Der Sudan verbietet die Verstümmelung weiblicher Genitalien. Andere Länder sollten schleunigst folgen, meint Melanie Kräuter.
In Notzeiten wie diesen geht es nicht um Hilfe für andere, sondern um globale Zusammenarbeit.
Lichtblicke in düsteren Zeiten: Deutschland rettet den Spargel mit einer Luftbrücke nach Osteuropa – und fliegt eine Handvoll Flüchtlingskinder ein.
Der Politikwissenschaftler Marco Overhaus erklärt, warum die USA wieder Landminen einsetzen wollen.

Bewegungsmelder

Deutschland sollte die EU-Ratspräsidentschaft für eine Kehrtwende in der Afrikapolitik nutzen, meint Pirmin Spiegel.

Journal

Die EU-Kommission hat eine Studie zur Bewertung neuer gentechnischer Verfahren wie der Mutagenese gestartet. Zivilgesellschaftliche Organisationen kritisieren das Vorhaben.
Es war als ein Schlüsselevent des Jahres geplant: Eine große mehrtägige Konferenz in Berlin sollte Anfang Juni dem Kampf gegen Hunger mit Blick auf das Zieljahr der Agenda 2030 neue Impulse geben. Wegen der Corona-Krise zerfällt das „SDG-2-Event“ nun in Einzelteile. Die politische Botschaft aber soll nicht verpuffen. 
Die Umsätze der Weltläden sind als Folge des Lockdowns stark eingebrochen. Kreative Lösungen helfen eine Zeitlang weiter. Schwieriger wird es für die Produzenten der fair gehandelten Waren.
Die Corona-Krise durchkreuzt den Zeitplan für ein mögliches deutsches Lieferkettengesetz. Das Auswärtige Amt hat die zweite und letzte Runde der Unternehmensbefragung verlängert, die Aufschluss darüber geben soll, in welchem Maß heimische Firmen ihren Zulieferern freiwillig menschenrechtliche Sorgfaltspflichten abverlangen.
Zwei Initiativen, in denen es um den Export und die Finanzierung von Kriegsmaterial geht, haben einen schweren Stand in der Regierung und im Parlament – aber gute Chancen, dass sie bei Volksabstimmungen angenommen würden.
Bei blutigen Auseinandersetzungen sind Ende März in Guinea zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Das evangelikale Hilfswerk Open Doors berichtet nur von den Opfern auf christlicher Seite. In Guinea dagegen setzen sich Christen und Muslime dafür ein, dass aus einem politischen kein religiöser Konflikt wird. 
Es ist eine Steigerung, die nur wenige stolz machen dürfte: Die Ausfuhren von Abfall aus den 27 EU-Staaten in Drittländer haben sich laut Statistikamt Eurostat von 2004 auf 2019 um zwei Drittel auf 31 Millionen Tonnen vergrößert. Hinzu kommen illegale Exporte. Der Abfall wird sowohl an Industriestaaten als auch an Schwellen- und Entwicklungsländer verkauft. In der EU wird nun über weitere Auflagen oder sogar ein Exportverbot diskutiert.
In einem offenen Brief monieren Kritiker, große Institutionen der Ökumene seien zu lasch in ihrem Kampf gegen den Klimawandel und für Nachhaltigkeit. Während der Ökumenische Rat der Kirchen sich nicht angesprochen fühlt, reagieren Vertreterinnen der EKD irritiert.
In Berlin, Brüssel, Bern und Wien werden Teile der Entwicklungshilfe für die Bekämpfung der Corona-Pandemie umgewidmet. Frisches Geld gibt es hingegen kaum. Hilfsorganisationen fürchten deshalb, dass Geld für andere Aufgaben fehlen könnte.
Mit der Reform BMZ 2030 soll Gesundheitsversorgung nicht mehr zwischenstaatlich, sondern ausschließlich multilateral gefördert werden. Das sorgt für Kritik – und seit der Corona-Pandemie denkt auch Entwicklungsminister Gerd Müller offenbar wieder anders über das Thema.
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