Kann die Gentechnik dazu beitragen, den Hunger in der Welt zu bekämpfen? Oder wenigstens die Lage von Bauern im globalen Süden verbessern helfen? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Nein, antworten Kritiker etwa aus Hilfsorganisationen wie Brot für die Welt und Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace. Für sie ist erwiesen, dass gentechnisch verändertes Saatgut lediglich das Modell einer aus ihrer Sicht zerstörerischen industrialisierten Landwirtschaft zementiert und fette Profite in die Kassen der Agrarkonzerne spült.
Und sie liegen nicht falsch damit: Seit vor gut zwanzig Jahren die ersten genveränderten Pflanzen wie insektenresistente Baumwolle und pestizidtoleranter Mais auf den Markt kamen, wurden sie vor allem in großen Monokulturen in Nord- und Südamerika angepflanzt, genveränderte Baumwolle auch in China und in Indien. Profitiert haben davon große Agrarkonzerne und Saatguthersteller wie Monsanto, das seit 2018 zum Bayer-Konzern gehört.
Diese alte Gentechnik, bei der artfremdes Erbgut in eine Pflanze eingebaut wird, um bestimmte Merkmale wie Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge zu erzeugen, hat nicht zur Reduzierung von Hunger und Armut beigetragen; in Afrika spielt genverändertes Saatgut außer in Südafrika praktisch keine Rolle. Auch entwicklungspolitisch ausgerichtete Projekte wie der mit Vitamin A angereicherte Goldene Reis, an dem seit mehr als zwanzig Jahren geforscht wird, haben bislang vor allem viel Geld gekostet. Sie haben aber nicht geholfen, die Ernährung in ärmeren Ländern zu verbessern.
Doch das könnte sich mit den neuen gentechnischen Werkzeugen wie der Gen-Schere ändern. Hier wird kein artfremdes Erbgut gebraucht, sondern das Genmaterial einer Pflanze gezielt so verändert, dass eine bestimmte Eigenschaft verstärkt oder beseitigt wird. Diese Technik ist viel einfacher und billiger als die bisherigen Verfahren. Fachleute sehen in der Gen-Schere deshalb großes Potenzial auch für kleine Saatguthersteller und öffentliche Forschungsstellen. Davon, so die Hoffnung, könnten auch Kleinbauern etwa in Afrika profitieren, die Pflanzen brauchen, die besser mit Trockenheit oder Schädlingen zurechtkommen. So arbeiten Forscher in Kenia bereits mit der Gen-Schere an einer Hirsesorte (Sorghum), die widerstandsfähig gegen eine in Afrika verbreitete Schädlingspflanze sein soll.