Mission und Macht

Heft 9 / 2019

Afrikanische Pfingstler in Großbritannien, salafistische Koranverteiler in Frankfurt und Berlin: Missionsbewegungen sind heute vielfältiger als früher. Ein äthiopisch-orthodoxer Mönch verbreitet seine Lehre über soziale Netzwerke wie Youtube oder Facebook. Und Saudi-Arabien will kontrollieren, welchen Islam die wahhabitischen Gelehrten im Ausland verbreiten.
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Mission

Heftschwerpunkt

Meditieren, Klangschalen und Achtsamkeitstrainings: Aus dem Buddhismus entlehnte Rituale und Symbole sind hierzulande beliebt. Dafür haben Europäer gesorgt, die passende Elemente dieser Religion ausgewählt und in ihrer Heimat propagiert haben.
Die Vereinte Evangelische Mission in Wuppertal hat Geschichte geschrieben: Sie hat sich vom Missionswerk, das Missionare nach Übersee schickt, radikal gewandelt zur Gemeinschaft gleichberechtigter Kirchen auf drei Kontinenten.
In Saudi-Arabien ist der Wahhabismus Staatsreligion. Lange half der Staat, die strenge Form des sunnitischen Islam im Ausland zu verbreiten. Nun will er mehr Kontrolle über die Lehren und das Geld der Geistlichen.
Sie versprechen den Pilgern die Heilung schlimmer Krankheiten, beruflicher Misserfolge oder von Liebes­kummer. In Äthiopien gewinnen geschäftstüchtige Mönche wie Yohannes Tesfamariam über soziale Medien neue Anhänger.
Indonesien gilt als liberaler muslimischer Musterstaat. Doch konservative Einflüsse nehmen zu. Das ist auch eine paradoxe Folge der Demokratisierung und wachsender religiöser Konkurrenz.
Durch organisierte Mission sind der Buddhismus, das Christentum und der Islam zu Weltreligionen geworden. Dabei sind Zwangsbekehrungen vorgekommen wie zur Kolonialzeit und zuletzt beim „Islamischen Staat“.Doch Glaubensverbreitung mit Gewalt ist eine seltene Ausnahme..

Welt-Blicke

Palästinensische Organisationen haben die Nase voll von der Entwicklungshilfe. Statt auf internationale Geber setzen sie auf lokale Spender und die Erlöse aus Secondhandläden.
Frankreich hat seine früheren Kolonien in Afrika eng an sich gebunden – nicht zuletzt, indem es manchen Herrscher dort an
der Macht hielt. Stabilität hat Vorrang, und immer noch schickt Paris dafür gern Soldaten.
Aus Madagaskar wird Palisander tonnenweise nach China verschifft. Das ist illegal und nur möglich, weil in beiden Ländern Politiker mit den Händlern gemeinsame Sache machen.
Kuba öffnet und modernisiert seine Wirtschaft, und die Regierung bereitet das Land auf den Klimawandel vor. An einigen Errungschaften der Ära Fidel Castro lässt die Bevölkerung aber nicht rütteln.
Menschen mit Albinismus kämpfen in Uganda gegen den Aberglauben und die Strahlen der Sonne. Allmählich trägt der Kampf Früchte.

Standpunkte

Wenn das mit der Erde nichts mehr wird, machen wir es wie die Bärtierchen – und besiedeln den Mond. Oder den Mars.
Die Aussichten sind düster. Trotzdem sollten wir für den Klimaschutz kämpfen, meint Tillmann Elliesen. Allein schon, weil es Spaß macht.
Menschenrechtler haben die EU für ihre Flüchtlingspolitik angeklagt. Zu Recht, findet Melanie Kräuter.
Bildung, Gesundheit und Nothilfe dürfen nicht dem Markt unterworfen werden, meint Bernard DuPasquier.

Journal

Industrieroboter nähen billiger als unterbezahlte Näherinnen, Sprach-Apps ersetzen Call-Center: Technologischer Fortschritt bedroht Arbeitsplätze in Entwicklungs- und Schwellenländern.
Ende Juni haben die EU und der Staatenbund Mercosur die politische Einigung über ihr Handelsabkommen verkündet. Die Wirtschaft freut sich, Kritiker befürchten negative Folgen für Klima, Ureinwohner und Menschenrechte.
Mit den Stimmen von CDU und SPD hat der Bundestag im Juni beschlossen, einer standortgerechten und umweltschonenden Landwirtschaft größeres Gewicht in der Entwicklungszusammenarbeit zu geben. Die Zivilgesellschaft spricht von einem Fortschritt.
Die Kirchenführer im Irak haben einen christlichen Politiker und Milizenchef zurückgepfiffen. Hinter den harschen Worten steckt auch die Frage, wie weit die Christen im Irak mit den Schiiten kooperieren.
Klimaschutz, Geschlechtergleichheit und der Ausbau von Verkehrswegen stehen im Vordergrund der neuen Strategie der Österreichischen Entwicklungsbank (OeEB), die vor dem Sommer präsentiert wurde.
Die BDS-Kampagne, die zum Boycott Israels aufruft, wurde in Palästina von vielen NGOs unterschrieben. Jetzt fürchten deutsche Stiftungen Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit mit Partnern vor Ort.
Asylantrag abgelehnt, und dann? Manche Städte unterstützen Geflüchtete bei der Rückkehr – allerdings in anderer Form als das Entwicklungsministerium.
Zum ersten Mal seit Beginn der gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Zentralafrikanischen Republik vor sechs Jahren sind optimistische Stimmen zu hören. Nach dem achten Friedensabkommen berichten Bischöfe von einer gewissen Stabilisierung.
Erstmals steht ein Chinese an der Spitze der FAO, das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung verjüngt sich. Plus weitere Personalmeldungen.
Die unerwartete Annäherung an den Erzfeind Äthiopien vor einem Jahr hatte die Hoffnung genährt, dass sich auch innerhalb Eritreas die Lage verbessern würde. Dass dem offenbar nicht so ist, hat jetzt die katholische Kirche zu spüren bekommen.
Ein Putschversuch, zunehmende Gewalt zwischen ethnischen Gruppen, fast drei Millionen intern Vertriebene: Steht Äthiopien auf der Kippe? Nicole Hirt vom GIGA Institut sieht dafür keinen Anlass. Sie erklärt, warum nur mehr Demokratie den Vielvölkerstaat zusammenhalten kann.
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