Die UN-Mission Minusca patroulliert weiterhin in der Zentralafrikansichen Republik.
Vor einem halben Jahr haben in Khartum (Sudan) Vertreter der zentralafrikanischen Regierung mit den Chefs von 14 Rebellengruppen ein Friedensabkommen unterzeichnet. Es war das achte in sechs Jahren. Und wie die sieben anderen Abkommen zuvor wurde auch dieses von einzelnen Gruppen bereits gebrochen. Zum Beispiel Ende Mai, als bei einem Angriff auf Dörfer im Westen des Landes 34 Menschen getötet wurden.
Das Abkommen ist damit aber nicht unbedingt gescheitert. Einige Milizen haben in den letzten Monaten tatsächlich die Waffen niedergelegt. Und die Regierung hält an ihrer Zusage fest und versucht, befriedete Rebellengruppen in die Politik einzubinden. Die Bischofskonferenz konstatierte Ende Juni eine leichte Verbesserung der Lage. Anders als in den Vorjahren könnten viele Schulen wieder ungestört arbeiten und die staatlichen Prüfungen hätten stattgefunden, schreiben die Bischöfe.
Flüchtlinge sollen in die Heimat zurückkehren
Vorsichtig optimistisch äußern sich auch die Vereinten Nationen. So berichtete Anfang Juli Laurent Wastelain, der Regionalleiter der UNO-Blauhelm-Mission MINUSCA in der nordwestlichen Region Ouham-Pende, dass die Rebellengruppen aus der Gegend verschwunden seien. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen UNHCR hat indes mit der ZAR und Kamerun Ende Juni in Bangui ein Abkommen unterzeichnet, das die Rückkehr von 295.000 Flüchtlingen aus Kamerun regeln soll. Die Situation in Zentralafrika habe sich stabilisiert, heißt es vom UNHCR. Alle drei Parteien seien der Ansicht, dass die Flüchtlinge nach Hause zurückkehren können, zitieren afrikanische Medien den Vertreter des UNHCR in Bangui, Buti Kale.
Aufgrund der inneren Konflikte sind seit 2013 Hundertausende der insgesamt 4,6 Millionen Zentralafrikaner in Nachbarländer geflohen. Heute leben noch 450.000 als Flüchtlinge in Kamerun, im Tschad, in der Republik Kongo und in der Demokratischen Republik Kongo. Darüber hinaus gibt es nach Angaben des UNHCR nach wie vor 650.000 Binnenflüchtlinge. Die ZAR gilt nach UNO-Angaben als das ärmste Land der Welt mit einer der niedrigsten Lebenserwartungen und einer hohen Analphabetenrate.
Der Aufbau eines funktionierenden Staates erfordert internationale Hilfe
Maria Klatte, Leiterin der Afrika-Abteilung von Misereor, bestätigt eine leichte Verbesserung der Sicherheitslage seit dem Friedensabkommen vom Februar. Erst kürzlich habe ein Bischof berichtet, dass sich die Situation in seiner Diözese Bambari deutlich verbessert habe. Einige staatliche Dienste hätten ihren Dienst wieder aufgenommen, und die stärkere Präsenz von staatlichem Militär und Blauhelmen wirkten sich günstig auf die Sicherheit aus. Menschen in der Diözese könnten sich wieder freier bewegen und der Transport von lebensnotwendigen Gütern sei wieder möglich. „Es darf aber nicht vergessen werden, wie fragil die ZAR nach wie vor ist“, warnt Klatte. Zwar sei die Regierung demokratisch gewählt. „Der Präsident kann sich aber außerhalb der Hauptstadt kaum durchsetzen, solange es dort kaum Strukturen und zu wenig Sicherheitskräfte gibt.“
Vor diesem Hintergrund sei der Ruf nach einer Intervention der internationalen Gemeinschaft, der auch von hochrangigen Vertretern der katholischen Kirche in der ZAR zu hören ist, verständlich. „Die ZAR braucht internationale Hilfe, um überhaupt erst einmal einen funktionierenden Staat aufbauen zu können“, sagt Klatte. Erst kürzlich habe sie Kardinal Dieudonné Nzapalainga, Erzbischof von Bangui und einer von drei religiösen Führern der Interreligiösen Plattform zur Förderung von Frieden in der ZAR, getroffen. Nzapalainga betone, „dass der Konflikt kein Religionskonflikt sei, sondern dass es um politische Macht und wirtschaftliche Interessen gehe“, sagt Klatte. Die ZAR verfüge über viele wertvolle Rohstoffe wie Gold, Diamanten und Öl, zudem wecke der illegale Waffenhandel immer wieder Begehrlichkeiten.
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