Krieg und Frieden

Marén Gröschel für welt-sichten

Kriege und Bürgerkriege sind Hauptgründe für Hungersnöte, Elend und Flucht. Streit zwischen Großmächten begünstigt sie nun wieder, so in Mali, Jemen, Myanmar und Sudan und in der ganzen Region Nahost. Was treibt Kriege an, wie überstehen Menschen sie, wo und wie konnte man sie beilegen?

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Friedensaktivisten in Deutschland
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Flucht aus Gaza
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Nach Ende des Assad-Regimes
Der Sturz des Diktators Bashar al-Assad hat in Syrien große Hoffnungen ausgelöst. Aber eine drückende Wirtschaftskrise und politische Instabilität prägen nun den Alltag.
Hinter einem Tisch mit Mikros und Namensschildern zwei Frauen (Mitte) und zwei Männer (außen).
Friedensförderung
Friedensförderung und zivile Krisenprävention führen seit der Zeitenwende ein Schattendasein in der öffentlichen Wahrnehmung. Wie ist sie bisher aufgestellt, wo sind ihre Schwachstellen?

Gut zu wissen

Kriegsbeilegung
Wie kommt man zum Frieden ?
Kriege enden auf unterschiedliche Weise. Dass eine Seite entscheidend siegt, ist selten, besonders in Bürgerkriegen; die Niederlage der tamilischen Rebellen in Sri Lanka 2009 war so ein Fall. Viel öfter werden Kriege in Verhandlungen beigelegt.

Ob das gelingt, hängt von der Art des Krieges ab. Kämpfe zwischen den regulären Armeen zweier Staaten wie jetzt in der Ukraine sind heute die Ausnahme. In Afrika, dem Nahen Osten und Teilen Asiens wie Afghanistan, Kaschmir und Myanmar hat man es meist mit internationalisierten Bürgerkriegen zu tun: mit Rebellionen gegen die Regierung oder Kämpfen um die Macht im Staat, in denen mehrere Seiten von außen unterstützt werden. 

Für Friedensverhandlungen müssen einige Bedingungen günstig sein. So darf keine Kriegspartei mehr hoffen, ihre Ziele militärisch erreichen zu können. Ein unparteiischer, aber von einflussreichen Ländern unterstützter Vermittler ist wichtig. Und die Verhandler müssen die Autorität haben, Kompromisse in der eigenen Truppe durchzusetzen. Das macht Bürgerkriege in schwachen Staaten schwer lösbar: Dort entstehen oft immer mehr Rebellen- und Selbstverteidigungsgruppen, einige sind schwach organisiert, manche leben vom Krieg.

In den 1990er Jahren konnten viele Bürgerkriege in Afrika, Asien und Mittelamerika beigelegt werden, etwa in Angola, Mosambik, Kambodscha und El Salvador. Dafür war entscheidend, dass die Supermächte nach dem Ende des Kalten Krieges gemeinsam Kriegsparteien unter Druck setzten, Frieden zu schließen, und die Vereinten Nationen mit Friedensmissionen die Umsetzung garantieren konnten. Diese Voraussetzungen sind nicht mehr gegeben: Die USA, Russland und China rivalisieren wieder um Einfluss im Süden und Regionalmächte wie die Türkei und Saudi-Arabien schüren vermehrt Kriege etwa in Jemen und Syrien. 

Kriege können aber noch anders enden als mit einem Sieg- oder Verhandlungsfrieden: Manchmal flauen Kämpfe mit der Zeit aus Erschöpfung ab, ohne dass ihr Ende vereinbart wird; der Übergang zwischen Krieg und Frieden kann fließend sein. Möglich ist auch, dass äußere Mächte oder die UN intervenieren und einen Frieden erzwingen. Eins der ganz wenigen erfolgreichen Beispiele dafür ist das Eingreifen Großbritanniens in Sierra Leone im Jahr 2000. Doch in den meisten Fällen ist so etwas gescheitert, zuweilen katastrophal wie in Libyen 2011.

Hintergrund

In vielen Kriegen versuchen lokale Gruppen, interessierte Staaten und internationale Gremien wie die UN, zu vermitteln und Gewalt einzudämmen. Der Erfolg hängt stark von der weltpolitischen Lage und dem Verhalten der Großmächte ab. Die machen seit zwei Jahrzehnten Friedenskräften die Arbeit sehr schwer.

Infografik

Balkendiagramm zu Kriegstoten nach dem Zweiten Weltkrieg je Region

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Tipp

Der US-amerikanische Historiker Rashid Khalidi analysiert in seinem Buch den Nahostkonflikt vom Ende des Osmanischen Reiches bis heute. Und ist überzeugt: Für eine friedliche Koexistenz braucht es gleiche Rechte.
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