Wie Hilfe wirklich wirkt

Ein neues Institut evaluiert die deutsche Entwicklungzusammenarbeit
Ein neues Institut evaluiert die deutsche Entwicklungzusammenarbeit

Der vollständige Name lautet: Institution für unabhängige Evaluierung und Sicherung der Qualität der Wirkungsmessung der gesamten Entwicklungszusammenarbeit – kurz: Deutsches Evaluierungsinstitut der Entwicklungszusammenarbeit. Noch kürzer: DEval. Es hat seinen Sitz in Bonn und ist am 6. November offiziell eröffnet worden. Hier lässt Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) die Projekte seines Ministeriums überprüfen auf Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit, Nachhaltigkeit.

Mit dem neuen Institut stelle man sich erstmals einer "wissenschaftlich fundierten, unabhängigen Begutachtung unserer Aktivitäten von außen", betonte der Minister bei der Eröffnung. "Dadurch erhalten wir eine tragfähige Einschätzung unserer politischen Wirkung und können aus den Erfahrungen unserer Arbeit nachhaltig lernen". 

Das neue Institut habe die Aufgabe, auch Misserfolge aufzudecken und bisherige Einschätzungen des Ministeriums und seiner Durchführungsorganisationen gegebenenfalls zu widerlegen: „Damit wir besser werden.“ Dieses Risiko sei ausdrücklich „erwünscht“. Auch die Arbeit zivilgesellschaftlicher Organisationen soll unter die Lupe genommen werden.

"Es darf auch das Wort ,Fehler' verwendet werden", sagt DEval-Chef Helmut Asche

Die Zeiten, in denen der „Schwanz mit dem Hund wedelt“, seien vorbei. Das Ministerium habe nicht nur „den Hammer des Weisungsrechts“ gegenüber seinen Durchführungsorganisationen, sondern mit dem neuen Institut jetzt auch ein „eleganteres Instrument“, um deren Selbsteinschätzungen und Handlungsempfehlungen zu überprüfen.

Man müsse von der Praxis wegkommen, dass die Hilfsagenturen ihre Projekte selbst evaluieren, hatte der Staatssekretär im Entwicklungsministerium, Hans-Jürgen Beerfeltz (FDP), im vergangenen Jahr über das neue Institut gesagt. Es gehe nicht darum darzustellen, „wie viele Brunnen wir finanzieren. Wir müssen herausfinden, wie viele Menschen gesund geblieben sind, weil wir dadurch Krankheiten verhindern konnten.“
 
Wie ehrlich die Ergebnisse des neuen Instituts sein werden, wird sich aber erst noch zeigen müssen. Chef des Hauses ist Helmut Asche – ein Grüner. Kein Mann aus dem Regierungslager, worauf Minister Niebel ausdrücklich hinwies. Asche kennt die Arbeit als Entwicklungshelfer, war Regierungsberater in Afrika, arbeitete als Afrika-Experte bei der früheren GTZ und war Direktor des Instituts für Afrikanistik an der Universität Leipzig. Asche steht nun vor der Aufgabe, unabhängige Urteile zu fällen - unabhängig auch von der politischen Zugehörigkeit. Seine Aufträge erhält er schließlich vom FDP-geführten Entwicklungsministerium, und FDP-Staatssekretär Beerfeltz ist Vorsitzender des Institutsbeirats. Der DEval-Chef gibt sich aber durchsetzungsstark: „Es darf ab sofort auch das Wort ,Fehler' verwendet werden, vielleicht muss man dann auch eher mal ein Projekt dichtmachen."
 

Wie wirkt deutsches Engagement in Ruandas Gesundheitwesen?

 
Asche will aber ebenso „Erfolge dokumentieren“. Oberstes Ziel sei „mehr Evidenz der Entwicklungszusammenarbeit“. Dass es ein „Spannungsfeld“ zwischen politischer Nützlichkeit und wissenschaftlichem Qualitätsanspruch geben kann, sieht der neue Institutsleiter aber durchaus.  

DEval will sich zunächst der entwicklungspolitischen Arbeit im Umfeld des BMZ annehmen. Später sollen auch entwicklungsrelevante Aktivitäten anderer Ressorts auf Kohärenz und Effizienz untersucht werden. Der frühere Vizepräsident des Bundesrechungshofes, Norbert Hauser, sprach auf der Berliner Eröffnungsveranstaltung zu DEval „von einen  Flickenteppich“ dieser Aktivitäten. (mit di)

Erste Evaluierungsvorhaben werden derzeit noch hausintern gesucht und ausgewählt. Auch die kirchlichen und andere Hilfsorganisationen sollen Vorschläge einbringen können. Bereits beschlossen ist eine Untersuchung zur Wirkung des deutschen Engagements in Ruandas Gesundheitswesen. Erste Ergebnisse soll es im kommenden Jahr geben. Alle Berichte sollen veröffentlicht werden.  

Verbesserungsbedarf bei der Wirksamkeit deutscher Hilfe bescheinigte erst kürzlich der Data-Bericht 2012 der Lobbyorganisation ONE: Deutschland liege hier insbesondere bei den Kriterien „Stärkung von Institutionen“ und „Transparenz und Lernen“ gerade mal im Mittelfeld und arbeite zu wenig in den ärmsten Ländern. Nur sehr  zögerlich werde auch die internationale Transparenzinitiative für die Entwicklungsfinanzierung (IATI) umgesetzt – diese soll die Entwicklungszahlen nachvollziehbarer und international vergleichbar machen. 

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