Auf Kosten der Kleinbauern

Landgrabbing
Was tun gegen Landgrabbing? Das diskutierten internationale Fachleute bei einer Tagung von Brot für alle. Keine einfache Frage, doch es gibt Druckmittel – und eine Datenbank für mehr Transparenz.

Markus Giger vom Interdisziplinären Zentrum für Nachhaltige Entwicklung und Umwelt der Universität Bern stellte bei der Tagung in Bern am 14. Januar die Plattform Land Matrix vor. Die unabhängige und globale Initiative trägt Daten zu Landverkäufen zusammen und veröffentlicht sie im Internet. Bisher sind dort über 1100 Geschäfte auf einer Fläche von 39 Millionen Hektare dokumentiert. Obwohl Investoren und Regierungen immer wieder behaupteten, es werde nur in nicht genutztes und „wertloses“ Land investiert, belegen die Daten laut Giger das Gegenteil: „Mindestens ein Drittel der Deals betreffen gut erschlossene Regionen mit einer hohen Bevölkerungsdichte.“

Der legale, aber fragwürdige Erwerb von Land durch Konzerne in Entwicklungs- und Schwellenländern betrifft je nach Schätzung eine Fläche von 40 Millionen bis über 200 Millionen Hektar Land - die letztere Zahl entspricht der Fläche der halben Europäischen Union. Dabei verdrängen Monokulturen für Exportprodukte zunehmend die kleinbäuerliche Bewirtschaftung. Die Bedürfnisse der lokalen Bevölkerung und eine nachhaltige Entwicklung bleiben so auf der Strecke.

Als mögliches Instrument gegen Landgrabbing diskutierten die Tagungsteilnehmer die Richtlinien der Welternährungsorganisation FAO für eine verantwortungsvolle und nachhaltige Bodenpolitik im Kampf gegen den Hunger. Obwohl die Richtlinien auf Freiwilligkeit basieren, sahen die Referenten darin ein Druckmittel für soziale Bewegungen und die Zivilgesellschaft – so auch der Äthiopier Nyikew Ochala. Seine Organisation ASO wehrt sich gegen die Kriminalisierung von Aktivisten. Drei von Ochalas Mitstreitern wurden im März 2015 in Addis Abeba verhaftet, als sie nach Nairobi fliegen wollten. Dort sollten sie an einem von Brot für alle mitorganisierten Workshop zu Ernährungssicherheit, Saatgut und Landrechten teilnehmen. Doch wer die äthiopische Regierung kritisiert, gerät rasch ins Visier von Anti-Terror-Fahndern. Die Aktivisten hatten die Enteignung großer Landflächen durch private Unternehmen kritisiert, die von der Regierung geschützt werden.

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