Der Klimaschutz sei in Doha auf der Strecke geblieben, kritisiert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). "Die wachsweichen Beschlüsse der Konferenz leisten keinen Beitrag, um den globalen Temperaturanstieg zu bremsen", sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Vage Ankündigungen und die Bereitstellung viel zu geringer finanzieller Mittel reichten nicht aus, um die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu halten. "Das Zögern der Staatengemeinschaft macht die Überschwemmung von Küstenstädten und kleinen Inselstaaten immer wahrscheinlicher", erklärte Weiger. "Schon in wenigen Jahren könnten Hunderttausende Menschen ihre Heimat verlieren."
Zwar wurde das Kyoto-Protokoll bis Ende 2020 verlängert. Es enthalte aber zu große Schlupflöcher und zu niedrige Reduktionsziele für Treibhausgase, sagte Weiger. Und an Kyoto II beteiligen sich nur noch Länder, die gerade mal 15 Prozent der Emmissionen weltweit ausmachen; um auch die großen CO2-Emittenten USA und China sowie langfristig alle Staaten zu verpflichten, soll bis 2015 ein neues Abkommen ausgehandelt werden und 2020 in Kraft treten.
WWF bekagt Mangel an politischem Willen
„Gemessen an den Erwartungen ist die Konferenzbilanz enttäuschend, gemessen an den Herausforderungen des Klimawandels ist sie vernichtend", sagte Eberhard Brandes, Vorstand der Umweltschutzorganisation World Wide Fund For Nature (WWF). "Es wurde zwar ein Doha-Paket geschnürt, das den internationalen Klimaschutzprozess weiterführt, das Paket ist aber fast leer. Der Mangel an politischem Willen wichtiger Staaten, wie der USA, Kanada und Russland hat größere Fortschritte verhindert.“
Selbst wenn dieses Paket tatsächlich zustande kommt: Das ist reichlich spät. Wenn die Erderwärmung mit einer Chance von 67 Prozent unter zwei Grad bleiben soll, dann dürfen von 2010 bis 2050 weltweit nur noch rund 750 Gigatonnen Treibhausgase emittiert werden, schätzte das Potsdam-Institut vor einigen Jahren. Der WBGU hat vorgeschlagen, die Klimapolitik auf die Einhaltung dieses Gesamtbudgets auszurichten. Doch je später die Emissionen zu sinken beginnen, statt weiter zu steigen, desto schwieriger ist das Budget einzuhalten. Sinken sie erst ab 2020, dann müsste das ganz unrealistisch schnell gehen – rund 10 Prozent globale Minderung jedes Jahr wären nötig.
Weltbank: Erderwärmung um vier Grad ist möglich
Die Weltbank hatte vor Gipfel-Beginn gemeinsam mit dem Potsdam Institut für Klimafolgenforschung davor gewarnt, dass die Erderwärmung mit der bisherigen Klimaschutz-Anstrengungen nicht unter der Obergrenze von zwei Grad Celsius gehalten werden kann. In dem Bericht werden zahlreiche Anzeichen aufgeführt, dass die Erwärmung schon im Gang ist. Und die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre nimmt weiter zu, wie die WMO kürzlich bestätigt hat.
Selbst wenn alle Staaten ihre bisherigen Selbstverpflichtungen einhalten und die Emissionen bremsen, ist laut Weltbank die Chance, bis Ende des Jahrhunderts unter drei Grad zu bleiben, nur 50 Prozent. Wenn die Emissionen wie bisher weiter steigen, müsse man sich auf vier Grad mehr einstellen. Diese Klimaerwärmung hätte etwa dieselbe Größenordnung wie die nach dem Ende der letzten Eiszeit – mit anderen Worten: Der Temperaturunterschied bedeutet den Übergang der Erde und ihrer Ökosysteme in einen ganz anderen, bisher unbekannten Zustand.
Vor den Folgen warnen die Autoren des Berichts eindringlich. So würden Hitzewellen, Dürren und extreme Niederschläge in vielen Regionen zur Regel. Das Leben im Meer würde durch die Versauerung der Ozeane geschädigt und der Meeresspiegel bis zum Jahr 2100 um möglicherweise mehr als einen Meter steigen – und danach noch lange Zeit weiter. Der Bericht soll „uns so schockieren, dass wir etwas tun“, schreibt Weltbankpräsident Jim Yong Kim im Vorwort. Davon konnte in Doha allerdings keine Rede sein.
Neuen Kommentar hinzufügen