„Böden scheinen die vergessene Ressource zu sein“, schreibt Klaus Töpfer in der Fachzeitschrift „Altlasten Spektrum“: Im Vergleich zu Wasser oder zu Klimawandel hätten sie bislang nicht die gleiche politische und öffentliche Aufmerksamkeit erlangt. Nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO ist bereits ein Viertel der Böden weltweit durch Wind- und Wassererosion, Nährstoffabbau, Versalzung und andere Belastungen weitgehend unfruchtbar geworden. Ist ein Boden erst einmal geschädigt, dauert es meist Jahrzehnte, oft sogar Jahrhunderte, bis er sich regeneriert hat. Ihn zu sanieren, ist aufwendig und teuer – teurer jedenfalls als die Vorsorge gegen Bodenschäden.
Mit der ersten internationalen Boden-Konferenz, der "Global Soil Week" vom 18. bis 22. November, will Töpfer nun gegensteuern. Als Partner schicken die Europäische Union, die FAO, das UN-Umweltprogramm, das Entwicklungsministerium sowie das Umweltbundesamt ihre Experten. Ebenfalls dabei sind Wissenschaftler und Vertreter von Umwelt- und Agrarverbänden.
Die Ackerfläche pro Kopf wird bis zum Jahr 2050 auf gerade mal 0,15 Hektar sinken
Das Bundesumweltamt beklagt, dass die bisherigen Regelungen für den Schutz der Böden und deren nachhaltige Nutzung auf internationaler Ebene noch unzureichend seien. Dabei sind gerade fruchtbare Böden eine unverzichtbare Grundlage für Ernährung; ertragreiches Land verhindert Armut und Hungersnöte. Bei wachsender Weltbevölkerung und schwindendem Boden erscheint es immer weniger möglich, gegen Armut und Hunger wirksam vorzugehen. Experten schätzen, dass die Ackerfläche pro Kopf von 0,33 Hektar (1986) auf 0,15 Hektar im Jahr 2050 sinken wird. Dem entgegen steht die Prognose der FAO: Um im Jahr 2050 den Bedarf aller Menschen zu decken, müsste sich die Lebensmittelproduktion verdoppeln.
Wer heutzutage in die Ressource Land investiert, hat aber oft anderes im Sinn als Menschen mit Nahrung zu versorgen. Land ist lukrativ geworden, das Agrobusiness expandiert. Die Organisation Oxfam schätzt, dass in den vergangenen zehn Jahren rund 230 Millionen Hektar Land in Entwicklungsländern verkauft oder langfristig verpachtet wurden – Tendenz steigend. „Landgrabbing befördert ein eigentlich überwunden geglaubtes Entwicklungsmodell der quasi-kolonialen Landnahme und der Konstruktion riesiger Agrarproduktionseinheiten“, kritisiert Oxfam. „Diese schaffen nur wenig Arbeitsplätze, tendieren wegen ihrer monokulturellen Ausrichtung zu hohem Pestizid- und Wassereinsatz und orientieren sich an den Bedürfnissen der ,Mutterländer‘ und nicht ihrer Standorte.“
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