Der Sahelstaat durchläuft nach dem Putsch vom 22. März dieses Jahres derzeit die schwerste Krise seit seiner Unabhängigkeit von Frankreich im Jahr 1960. Bewaffnete sezessionistische und islamistische Gruppen hatten im Frühjahr den gesamten Norden des Landes erobert und die bis dahin stabile und demokratische Regierung unter Präsident Amadou Toumani Touré zu Fall gebracht. Die Vereinten Nationen schätzen, dass mindestens 450.000 Menschen aus dem Norden innerhalb und außerhalb Malis auf der Flucht sind vor Zerstörung und Gewalt.
Der UN-Sicherheitsrat entscheidet Ende November über ein Mandat
Die Staats- und Regierungschefs der Westafrikanischen Staatengemeinschaft Ecowas wollen 3.300 Soldaten in den Norden Malis entsenden. Die Afrikanische Union hat den Einsatz gebilligt, der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen wird voraussichtlich Ende November über ein UN-Mandat entscheiden. Die Einzelheiten der Militärintervention sind derzeit noch unklar.
Das Rote Kreuz warnte vor den Folgen eines militärischen Einsatzes. Für eine Befreiung des Nordens Malis von der Herrschaft der Islamisten müsste "ein humanitärer Preis" bezahlt werden. Eine halbe Million Menschen in Mali seien auf Lebensmittelhilfe angewiesen. Das Welternährungsprogramm erklärte, der Zugang für Helfer zu den Bedürftigen müsse unter allen Umständen sichergestellt werden. Beide Organisationen arbeiten teilweise bereits in den Rebellengebieten.
Radikale Islamisten "bedrohen unsere Lebensform", sagt Niebel
Deutschland hat sich grundsätzlich bereit erklärt, den Einsatz zu unterstützen und will Bundeswehrsoldaten für Transport, Logistik und Trainings bereitstellen. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) begründet die deutsche Beteiligung mit eigenen Sicherheitsinteressen: "Mali ist ein Land am Abgrund, und wir wollen nicht, dass es ein verlorener Staat wird. Wenn wir es verlieren, dann droht uns ein zweites Afghanistan."
Die radikalen Islamisten, die den Norden kontrollieren, hätten nicht Mali zum Ziel, sondern "unsere Lebensform", erklärt Niebel. "Deshalb haben wir ein fundamentales eigenes Interesse daran, hier für Stabilität zu sorgen." Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) schließt sich ihrem Minister an: "Wir wissen, dass die Streitkräfte Malis zu schwach sind zu handeln. Sie brauchen Unterstützung." Den möglichen Einsatz Deutschlands nennt Merkel "Ausbildungs- und Unterstützungsmission" - was so viel bedeutet wie: Deutsche Kampftruppen und Waffenlieferungen stehen nicht zur Debatte. (mit epd)
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