Waffen schaffen keine Zukunft, sondern zerstören sie

Rüstung
Die Industrie will es schon lange, seit dem Ukraine-Krieg auch die Politik und jetzt auch die Finanzwirtschaft: Investitionen in Rüstungsunternehmen sollen als „nachhaltig“ eingestuft werden. Ein gefährlicher Irrweg, meint Tillmann Elliesen.

Tillmann Elliesen ist Redakteur bei "welt-sichten".
 

Waffen und Rüstung sind die „Mutter aller Nachhaltigkeit“. Findet man jedenfalls beim Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, dessen Hauptgeschäftsführer das Anfang des Jahres zu „welt-sichten“ gesagt hat. Seit Jahren trommelt der Verband dafür, dass Investitionen in Panzer, Raketen und Pistolen als „nachhaltig“ eingestuft werden, genauso wie Geldanlagen in Solaranlagen, Gewässerschutz oder Müllvermeidung. Spätestens seit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine findet die Industrie damit zunehmend Gehör in der Politik. Denn die Europäische Union will kriegstüchtig werden und dazu die eigenen Waffenhersteller päppeln. 

Das kostet Geld, viel Geld, und das erwartet die EU auch von den privaten Finanzmärkten. Die deutsche Banken- und Fondswirtschaft hat das offenbar gehört: Laut Medienberichten plädiert sie dafür, Rüstungsunternehmen nicht mehr wie bisher generell von als nachhaltig deklarierten Geldanlagen auszuschließen.

Wenn Waffen notwendig werden, hat die Politik vorher versagt

Das ist ein Irrweg. Ernst genommen bedeutet der Begriff „nachhaltig“ etwa dasselbe wie „zukunftsfähig“. Waffen mögen in bestimmten Situationen notwendig sein, wie jetzt in der Ukraine. Aber auf längere Sicht in Waffen zu investieren, ist nicht zukunftsfähig, nicht „nachhaltig“. Wenn Waffen notwendig werden, hat die Politik vorher versagt. Eine Politik, die auf Waffengewalt setzt, ist nicht zukunftsfähig – im Gegenteil: Wo Waffen sprechen, werden Zukünfte zerstört, jeden Tag, in der Ukraine, in Gaza, im Sudan. Keiner dieser Kriege wird auf dem Schlachtfeld entschieden werden, sondern am Verhandlungstisch. So wie die meisten Kriege.

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Statt Waffenschmieden als „nachhaltige“ private Kapitalanlagen zu deklarieren, sollten sie verstaatlicht und dem Spiel der Märkte entzogen werden. Für die Industrie sind Waffen eine bloße Ware wie Rasenmäher oder Kühlschränke, von der sie möglichst viel verkaufen will – nicht nur an die Ukraine, sondern auch an fragwürdigere Kunden. Legitim sind Waffen aber nur als Werkzeug in politischen Ausnahmesituationen, so dass die Politik auch Herrin über die Herstellung sein sollte.

Es ist grotesk: Anders als Kriegsgerät soll Tabak von nachhaltigen Geldanlagen weiter ausgeschlossen sein. Mit anderen Worten: In die Panzerhaubitze, mit der der ukrainische Soldat schießt, soll der Anleger guten Gewissens investieren dürfen. Nicht aber in die Kippe, die er sich nach einem weiteren fürchterlichen Tag auf dem Schlachtfeld in seinem Unterstand gönnt.

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Selten zuvor war ich mit Ihnen einer Meinung wie bei Krieg und Waffen. Vielen ist gut in Erinnerung dass Hitler nachhaltig dafür gesorgt hat, Deutschland kriegsfähig zu machen. Leider ist diese Bühne wenig geeignet, dieses schwierige Thema sorgfältig zu bearbeiten. Für mich stellte sich 1968 die Frage, Wehrdienst leisten oder nicht. Damals habe ich Wehrdienst ohne Waffe geleistet- als Sanitäter. Das schien und scheint mir ein guter Ausweg zu sein.

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Während meiner kurzen Soldatenzeit gab es politische Aufklärung. Hauptmann Renkawitz wollte uns einmal mehr deutlich machen, wie wichtig Verteidigungsfäigkeit ist. Schon damals, 1968, sagte ich ihm, wenn Armeen mit Waffengewalt aufeinandertreffen, hat zuvor die Politik versagt. Lebendiges Beispiel ist der Nahostkonflikt, bei dem zahllose Menschen nutzlos geopfert werden. Nur Gespräche bringen Frieden, Waffen niemals.

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