Für immer Hausfrau

Weltbank-Studie: Auf dem Land spielt Gleichberechtigung keine Rolle
Weltbank-Studie: Auf dem Land spielt Gleichberechtigung keine Rolle

(10.3.2013) Die Weltbank hat sich in einer aktuellen Studie das Thema Gleichberechtigung vorgenommen. Dafür wurden 4000 Frauen und Männer aus 20 Ländern getrennt voneinander gefragt, wie sie das Zusammenleben der Geschlechter beurteilen, welche Aufgaben sie in ihrem Leben übernehmen und wie sie ihre Rechte einschätzen. Das Fazit: Besonders in dörflichen Gemeinschaften hat sich an der traditionellen Rollenverteilung nichts geändert.

„Wenn wir zur Schule gingen, wer würde dann den Haushalt führen?“, fragt ein Mädchen aus Tansania. Für sie ist eine Veränderung ihrer Rolle offenbar unvorstellbar, sie wächst mit ihr auf, so wie es schon ihre Mutter und deren Mutter getan hat. In ihrem Dorf stellen Frauen Tontöpfe her und verkaufen sie mit dem selbst angebauten Gemüse auf dem Markt. So sorgen sie für ihre Familien. Dass die Frauen Verantwortung übernehmen, bewirkt laut Studie aber keinerlei Veränderung der traditionellen Normen. Die Gemeinschaft betrachte Frauen nach wie vor nicht als - höhergestellte - Ernährerinnen, sondern als dem Mann unterstellte Hausfrauen.

Dieses Bild zeichneten alle Befragten, die aus ländlichen Gegenden stammen: Männern komme weiter die Rolle des Versorgers und Entscheiders zu, Freizeit und Verantwortung seien zwischen Frauen und Männern ungleich verteilt. So berichtet ein Mädchen aus Bhutan, in ihrem Dorf sei es sogar üblich, dass die Männer zuerst essen dürfen – und die Frauen warten müssen, ob sie ihnen etwas übriglassen. Von solchen Regeln ist laut Weltbank in Städten glücklicherweise weniger zu hören, im Gegenteil: Die befragten Frauen sehen dort eher wachsende Möglichkeiten, ein eigenes Einkommen zu erzielen und für sich selbst sorgen zu können.

„Die frauenspezifische Entwicklungsarbeit hat die traditionellen Rollen eher gefördert“

Maria Beatriz Orlando, Expertin für Entwicklung bei der Weltbank und Koautorin der Studie, fordert nun die Finanzierung „gender-sensibler Projekte“ und damit eine Abkehr von einer anderen Tradition: Die frauenspezifische Entwicklungsarbeit sei bislang viel zu sehr auf traditionelle Geschlechterrollen ausgerichtet, indem sie zum Beispiel Projekte vor allem im Handwerk oder in der Ernährung gefördert habe. Alarmierend sei zudem, dass für rund ein Drittel aller Befragten häusliche Gewalt zum Alltag gehöre und auch als Mittel eingesetzt werde, um diese Rollen zu bewahren.

Für Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Hilfsorganisation Brot für die Welt, bedeutet der Internationale Frauentag daher auch eine Mahnung  für den Kampf gegen häusliche Gewalt. Diese stelle ebenso wie strukturelle Benachteiligung ein „gravierendes Entwicklungshindernis“ dar. Gezielte Projekte müssten davor sorgen, Frauen „in ihrer gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Position weltweit stark zu machen“, sagte Füllkrug-Weitzel. (osk)

Neuen Kommentar hinzufügen

Klartext

  • Keine HTML-Tags erlaubt.
  • Zeilenumbrüche und Absätze werden automatisch erzeugt.
CAPTCHA
Wählen Sie bitte aus den Symbolen die/den/das LKW aus.
Mit dieser Aufforderung versuchen wir sicherzustellen, dass kein Computer dieses Formular abschickt.
Diese Sicherheitsfrage überprüft, ob Sie ein menschlicher Besucher sind und verhindert automatisches Spamming.
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!
„welt-sichten“ schaut auf vernachlässigte Themen und bringt Sichtweisen aus dem globalen Süden. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Warum denn das?
Ja, „welt-sichten“ ist mir etwas wert! Ich unterstütze es mit
Schon 3 Euro im Monat helfen
Unterstützen Sie unseren anderen Blick auf die Welt!