Lateinamerika-Institut gerettet

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Ralf Leonhard

Herbert Schweiger von der VHS und Andrea Eberl (rechts) vom LAI. 

Österreich 
Mit einer freundlichen Übernahme durch die Wiener Volkshochschulen (VHS) ist das Weiterbestehen des Österreichischen Lateinamerika-Instituts (LAI) gesichert. Trotz nur geringer Verschuldung hätte das LAI sonst dichtmachen müssen.

„Als Wiener Volkshochschulen war es uns ein Anliegen, diese traditionsreiche Einrichtung, die ein wichtiger Faktor in der Bildungslandschaft in dieser Stadt ist, beim Fortbestand zu unterstützen“, sagte VHS-Geschäftsführer Herbert Schweiger bei einer Pressekonferenz Ende Juni. Als spezialisierte Einrichtung der Wiener Volkshochschulen könne das LAI in Zukunft sein Programm weiterführen und dabei wertvolle Synergien mit der VHS nutzen.  Das LAI kann seinen Standort beibehalten, sämtliche Sprachlehrerinnen und -lehrer sowie der Großteil des Verwaltungspersonals werden übernommen. LAI-Direktorin Andrea Eberl zeigte sich erleichtert, dass diese „wichtige Anlaufstelle für mehr als 8700 Latinas und Latinos in Wien und für alle Österreicherinnen, die lateinamerikanische Kunst, Kultur und Sprachen lieben“ erhalten bleibt. 

Das LAI wurde 1965 als Erwachsenenbildungseinrichtung gegründet und ist mit seinem Fokus auf Lateinamerika mit keiner anderen Institution in Österreich vergleichbar. Andrea Eberl spricht von einem „Brückenbauer zwischen Lateinamerika, Österreich und der EU“. Darüber hinaus leiste das LAI einen wichtigen Beitrag zur sogenannten Third Mission, um wissenschaftliche Erkenntnisse zu aktuellen Trends und Entwicklungen aus der Region in Wien und darüber hinaus zu verbreiten.  

Alleinstellungsmerkmal des LAI

Nach der Insolvenzeröffnung im Januar 2020 hatten mehr als 2000 Personen einen Appell zur Rettung des LAI unterzeichnet. Eine Spendenkampagne unterstützte die kurzfristige Zielsetzung, den Betrieb bis zum Sommer zu garantieren und damit die Suche nach einer Lösung zu ermöglichen. Das Angebot zur Fusion ging letztlich von den VHS aus. Deren Aufsichtsrat gab dem Vorhaben Anfang Juni einstimmig grünes Licht. 

Im Verband der VHS wird das LAI neben anderen speziellen Einrichtungen wie dem Jüdischen Institut für Erwachsenenbildung oder der Urania und der Sternwarte einen Sonderstatus genießen. Schweiger sieht keine Notwendigkeit, das Angebot an einschlägigen Sprachkursen seiner Bezirksniederlassungen zu reduzieren. Dass ausgerechnet die VHS Alsergrund in unmittelbarer Nähe des LAI die bestbesuchten Spanischkurse hatte, ist für ihn ein Beweis, dass es kein Konkurrenzverhältnis gibt. Durch den Fokus auf lateinamerikanisches Spanisch und brasilianisches Portugiesisch sieht Eberl auch ein Alleinstellungsmerkmal des LAI.

Die Webseite www.lai.at wird in die VHS-Domain übernommen. Der Verein „Österreichisches Lateinamerika-Institut“ wurde in einen ehrenamtlichen Förderverein überführt. Als ersten Modernisierungsschritt hat die VHS das LAI flächendeckend mit W-LAN ausgestattet. 

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erschienen in Ausgabe 9 / 2020: Die wahre Macht im Staat?
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