Das Lateinamerika-Institut, das mittels Spanisch- und Portugiesisch-Kursen Tausenden Menschen einen sprachlichen Zugang zum lateinamerikanischen Kontinent verschafft hat, ist ein Opfer des Desinteresses öffentlicher Stellen. Denn ohne Subventionen ist das Institut nicht lebensfähig. Öffentliche Fördermittel für außeruniversitäre Einrichtungen wurden in den vergangenen Jahren in Österreich sukzessive gekürzt oder ganz gestrichen. „Leider war auch das LAI massiv davon betroffen“, bestätigt Josef Mayer, Vorstandspräsident des Instituts.
Schon vor drei Jahren stand das LAI vor dem Aus. Es konnte jedoch mit einem rigiden Sparkurs und Personalabbau ein Sanierungsverfahren erreicht werden. Das ist auch der Grund, warum jetzt bei einem vergleichsweise lächerlichen Schuldenstand von 16.000 Euro die Notbremse gezogen werden musste. Während der Sanierung erhält das Institut keinen Kredit, um die Schulden zu begleichen und eine Durststrecke bis zur Auszahlung allfälliger Projektmittel zu überleben. Vorstand und Geschäftsführung hatten sich in den vergangenen Wochen noch intensiv um eine Lösung bemüht. Die Stadt Wien zog dann aber eine Finanzierungszusage vor Weihnachten überraschend zurück. Auch die Suche nach privaten Mäzenen blieb erfolglos.
Entsetzen und Unverständnis
Das LAI hat nicht nur Sprachkurse angeboten, sondern war auch eine wichtige Anlaufstelle für die mehr als 5000 Menschen zählende lateinamerikanische Community in Wien; Medien nutzten das Institut als Informationsquelle. Die meisten Einnahmen brachten die Sprachkurse, zu denen sich in den vergangenen Jahren aber immer weniger Teilnehmer angemeldet haben.
Der Vorstand bemüht sich jetzt, über Kooperationen mit befreundeten Institutionen zumindest einen Teil der Aufgaben zu retten. „Es ist uns ein großes Anliegen, dass eine so wichtige Region weiter in Österreich repräsentiert wird und Gehör findet, in welcher Form auch immer“, sagt Mayer. „Das LAI war die einzige Institution in Österreich, die umfassend zu Lateinamerika gearbeitet hat. Auch für die Botschaften war es ein wichtiger Ansprechpartner.“ In der Lateinamerika-Szene hat die überraschende Nachricht Entsetzen und Unverständnis ausgelöst. Mit der Schließung des Instituts verlieren acht fest angestellte Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sowie 19 Vertragslehrerinnen und -lehrer ihre Jobs.
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