Flüchtlinge verbringen im Durchschnitt 13 Jahre ihres Lebens in einem Flüchtlingslager und stehen nach Abschluss der obligatorischen Schulzeit meist ohne Perspektiven da. Die Genfer Künstlerin Yvelyne Wood will das ändern und gründete UniRef – eine Universität für Flüchtlinge. Bei den Verantwortlichen des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR stieß die Genferin mit ihrer Idee auf offene Ohren.
Bislang konnten Flüchtlinge nur dann studieren, wenn sie ein Stipendium an einer bereits bestehenden Universität ergattern konnten. Die wenigsten kehrten aber anschließend in ihre Herkunftsregion zurück, um sich vor Ort am Wiederaufbau zu beteiligten. Das soll sich mit dem Projekt im Flüchtlingslager von Musasa im Nordosten von Burundi ändern.
Praktika im örtlichen Krankenhaus
UNHCR hat für die Vorlesungen Unterrichtsräume errichtet. Für die Ausbildung von Pflegefachleuten arbeitet UniRef mit dem örtlichen Krankenhaus von Muyinga zusammen. Es stellt einen Teil der Dozenten, und die Studierenden können dort ihre Praktika absolvieren. Teilweise sind Seminare mit Schweizer Fachleuten vorgesehen. Die akademische Verantwortung für den Pflege-Ausbildungsgang liegt beim Institut für globale Gesundheit der Universität Genf.
Weiter bietet die Flüchtlingsuni Ausbildungen zum Französischlehrer und zum Agraringenieur an. Alle Ausbildungsgänge sollen auch der lokalen Bevölkerung offen stehen. UniRef ist laut Wood die erste frankophone Universität in einem Flüchtlingslager. Ein englischsprachiges Angebot existiert bereits in Ruanda. Dort organisiert eine kanadische Universität Fernkurse für Studierende in Flüchtlingslagern.
Wood ist überzeugt, dass die Absolventinnen und Absolventen problemlos Jobs finden werden. Sowohl in Burundi als auch in den umliegenden Ländern mangele es an Fachkräften, sagt sie, insbesondere bei der medizinischen Versorgung aber auch in Bildung und Landwirtschaft. Insgesamt bietet UniRef pro Jahr 80 Studienplätze an.
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