Hunger
Der neue Bericht der FAO über die globale Verbreitung des Hungers ist ein echter Fortschritt. Die UN-Organisation liefert ein differenziertes Bild und gezielte Ratschläge für den Kampf gegen den Hunger.
Mit Milliarden von Franken sind Schweizer Banken und Anleger an der Spekulation mit Nahrungsmitteln beteiligt. Die Hilfswerke Brot für alle und Fastenopfer fordern ein Ende der Finanzgeschäfte – und nehmen auch die Verbraucher in die Pflicht.
Weltweit haben 842 Millionen Menschen zu wenig zu essen, meldete jetzt die FAO, dennoch seien Fortschritte zu erkennen. Bereits im vergangenen Jahr hatte die UN-Organisation berichtet, sie habe die Zahl der Menschen, die chronisch Hunger leiden, überschätzt. Fachleute aus Nordamerika ziehen das in Zweifel.
Die Gruppe der acht führenden Industrieländer (G8) möchte Unternehmen für private Investitionen in Afrikas Landwirtschaft gewinnen. Die bisher neun afrikanischen Partnerländer haben Reformen zugesagt, um dafür attraktiver zu werden. Ob das wirklich den Armen hilft, ist zweifelhaft.
Das Schweizer Hilfswerk Swissaid fordert in seiner Jahreskampagne politische Weichenstellungen, die es dem Biolandbau ermöglichen, sein volles Potenzial zu entfalten.
Thilo Hoppe, der für die Grünen dem Bundestag angehört, sagt im Interview: Wer den Hungernden helfen will, muss nachhaltige Anbauweisen von Kleinbauern fördern, nicht die Agro-Industrie.
Anlässlich der Grünen Woche in Berlin warnen Hilfswerke vor der wachsenden Macht der Agrar- und Lebensmittelindustrie. Deren Versprechen, in Entwicklungsländern zur Ernährungssicherung beizutragen, habe sich nicht erfüllt.
Weltweit hungern zurzeit 870 Millionen Menschen, das ist fast jeder achte Erdenbewohner. Für die meisten von uns ist dieser Hunger unsichtbar. Als flüchtiges Bild flimmert er in den Nachrichten vorbei.
Mit seinem neuen Buch "Wir lassen sie verhungern" vermag der Schweizer Soziologieprofessor Jean Ziegler zwar die Empörung über den weltweiten Hunger zu entfachen – eine differenzierte Betrachtung der Ursachen und vernünftige Lösungsvorschläge bleibt er aber schuldig.
Hauptkritik am Hungerreport der FAO: Die Aspekte Landraub, Export von in Entwicklungsländern angebauten Nahrungsmitteln oder Pflanzenanbau zur Herstellung von Biosprit werden zu wenig berücksichtigt.
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