Nach dem Massenmord der Hamas an mehr als tausend Männern, Frauen, Jugendlichen und Kindern in Israel am vergangenen Wochenende wurden schnell Rufe laut, nun müssten Zahlungen an palästinensische Organisationen, etwa im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands und der Europäischen Union, neu geprüft oder gar gestoppt werden. Hinter dieser Forderung steht eine berechtigte Sorge: Wer Geld nach Gaza überweist, kann nie sicher sein, dass auch die Hamas davon profitiert, die dort alles und jeden kontrolliert. Das gilt auch für die humanitäre Hilfe etwa des Auswärtigen Amts oder der Vereinten Nationen. Dieses Risiko muss durch sorgfältige Kontrollen möglichst klein gehalten werden, ganz auszuschließen ist es aber nicht.
Trotzdem wäre es falsch, die Hilfe jetzt einzustellen. Im Gaza-Streifen leben gut zwei Millionen Menschen, davon waren schon vor dem Massaker der Hamas und den folgenden Luftangriffen der israelischen Armee mehr als die Hälfte auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Zahl der Menschen, die in Gaza auf der Flucht vor den israelischen Bombardements sind, hat sich laut den UN seit Beginn der Angriffe auf fast 340.000 verdoppelt. Unter diesen Bedingungen – die sich angesichts der Totalblockade des Gazastreifens durch Israel in den kommenden Tagen dramatisch verschlechtern werden – die humanitäre Hilfe einzustellen, käme einer Kollektivbestrafung der palästinensischen Bevölkerung in Gaza gleich. Und das ist inakzeptabel.
Unfähig, den Konflikt zu lösen
Ebenso falsch wäre es, nach dem Ende der Kämpfe längerfristige Entwicklungsvorhaben zu stoppen, die auf eine Verbesserung der Lebensbedingungen in Gaza, aber auch im Westjordanland zielen. Die EU und das deutsche Entwicklungsministerium haben dort in den vergangenen Jahren unter anderem die Wasser- und Gesundheitsversorgung sowie Schulen und Berufsbildung gefördert. Nicht dieses Engagement oder möglicherweise zweckentfremdetes Geld aus den Budgets für solche Vorhaben haben die Hamas stark gemacht, sondern die Unfähigkeit der politischen Führungen der Palästinenser und Israels, eine Lösung für den seit 75 Jahren dauernden Konflikt zwischen beiden Seiten zu finden.
Auch die Zusammenarbeit zwischen nichtstaatlichen Hilfs- und Menschenrechtsorganisationen in Deutschland und Europa mit palästinensischen Partnern dürfte jetzt wieder ins Visier der Kritiker geraten. Dabei verfügen kirchliche Hilfswerke wie Brot für die Welt oder die in den palästinensischen Gebieten und in Israel stark engagierte Hilfsorganisation medico international über jahrzehntelange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit palästinensischen Organisationen und suchen sich ihre Partner entsprechend sorgfältig aus.
In diesen zivilgesellschaftlichen Partnerschaften geht es um friedliche Konfliktbearbeitung, um Menschenrechte und Demokratieförderung, um Bildung sowie um Traumabewältigung und andere gesundheitliche und psychologische Hilfe. Oft sind israelische Organisationen beteiligt; diese Zusammenarbeit dient also der Verständigung und Versöhnung, ohne die der Konflikt nicht gelöst oder auch nur entschärft werden kann. Schon lange versuchen genau deshalb die Hardliner in Israel und bei den Palästinensern, diese Partnerschaften zu torpedieren, wo es nur geht. Doch angesichts des Grauens seit dem 7. Oktober sind sie wichtiger denn je.
Gedicht für Frieden im Heiligen Land
FRIEDE DEM HEILIGEN LAND
Krieg und Terror, Menschen in Not,
in Nahost ein Flächenbrand droht.
Zu viel Blut ist schon geflossen,
bitt're Tränen sind vergossen.
Nichts rechtfertigt tödlichen Streit,
Gewalt bringt allen Seiten Leid.
Zum gleichen Gott geht ihr Gebet,
der für Liebe und Eintracht steht.
Da sollte doch hier auf Erden
Freude sein und Friede werden;
dass Christen, Moslems und Juden
nicht länger sinnlos verbluten.
Friede für das Heilige Land
und für die Länder nebenan;
die Religionen Hand in Hand,
Bibel lesend oder Koran.
Friede Tel Aviv und Gaza,
Israel und Palästina.
Rainer Kirmse , Altenburg
Herzliche Grüße aus Thüringen
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