Die aus den drei staatlichen Entwicklungsorganisationen Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), Inwent und Deutscher Entwicklungsdienst (DED) hervorgegangene GIZ sei schon heute „mehr als nur eine Zusammenlegung“, betonte Bernd Eisenblätter bei der Jahrespressekonferenz Anfang Juli. Kerngeschäft bleibe die internationale technische Zusammenarbeit und die Bildungsarbeit. Doch solle ein „erweitertes Mandat“ künftig für mehr Kooperationen mit der Wirtschaft sowie mit Industrie- und Schwellenländern sorgen, sagte Eisenblätter, der schon der größten der Vorläuferorganisationen, der GTZ, vorstand.
Autor
Johannes Schradi
war bis Frühjahr 2013 Berlin-Korrespondent von „welt-sichten“.Wieweit diese Pläne tatsächlich umgesetzt werden, bleibt abzuwarten. Noch hat man in der GIZ alle Hände voll damit zu tun, die unterschiedlichen Unternehmenskulturen der drei Vorgängerorganisationen zusammenzuführen. „Es rumpelt hier und da“, räumt Eisenblätter ein. Dabei geht es keineswegs nur um die Angleichung unterschiedlicher Tarifsysteme. Besonders ehemalige DEDler, die sich vor allem als Entwicklungshelfer sähen, fürchteten, am Ende nur noch Teil einer gut geölten und auf Effizienz getrimmten Durchführungsmaschinerie zu sein, sagt ein Insider. Ein „gemeinsames Unternehmensleitbild“ müsse noch erarbeitet werden, heißt es denn auch in einem internen GIZ-Papier.
Ein Personalbbau droht laut dem GIZ-Vorstand nicht
„Synergieeffekte“ der Fusion, die sich besonders das Entwicklungsministerium erhofft, seien bereits zu spüren, betont Eisenblätter. Die Abstimmungsprozesse seien „schlanker“ geworden, intern und mit dem BMZ. Ein Personalabbau drohe nicht – vorausgesetzt, das Geschäftsergebnis lässt sich durch eine stärkere Zusammenarbeit mit Wirtschaft und Schwellenländern sowie erweiterte Bildungsangebote steigern. Eisenblätter verspricht sich ein Plus von 230 Millionen Euro bis 2014. Zu erzielen wäre es vor allem über die Ausweitung des Drittgeschäfts, also mit anderen Auftraggebern als der Bundesregierung, inklusive der privaten Wirtschaft.
Dass damit die höhere politische Steuerungsfähigkeit leiden könnte, die sich das BMZ gegenüber der GIZ dringend wünscht, befürchtet Staatssekretär Hans-Jürgen Beerfeltz nicht: Auch Drittgeschäfte müssten schließlich mit dem BMZ abgestimmt werden. „Der Schwanz wedelt mit dem Hund“, hieß es bislang zum Verhältnis zwischen dem Ministerium und der früheren GTZ. Das soll nun endgültig vorbei sein. In der Absicht, Wirtschaft und Entwicklung stärker zu verzahnen, demonstrieren BMZ- und GIZ-Führung große Einigkeit.
Der Gesamtumsatz der drei GIZ-Vorgängerorganisationen betrug im vergangenen Jahr 1,85 Milliarden Euro. Hauptauftraggeber war mit knapp 1,3 Milliarden Euro (68 Prozent) das BMZ, etwa zehn Prozent steuerten andere Bundesministerien bei, rund 15 Prozent machten Geschäfte mit anderen Regierungen, internationalen Organisationen und der Privatwirtschaft aus. Der Rest sind Kofinanzierungen anderer Geber an laufenden GIZ-Projekten.
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