Armer Pedro Passos Coelho! Als Bittsteller wollte der Premierminister Portugals sicher nicht nach Angola zurückkehren. Seine Grundschulzeit hat er dort verbracht, als das Land noch eine portugiesische Kolonie war. Sein Vater half als Arzt der Bevölkerung, während Portugals Militärregierung das Land unterdrückte und ausbeutete. Dann erkämpfte Angola seine Unabhängigkeit, versank in einem blutigen Bürgerkrieg und bediente seine Auslandsschulden jahrelang nicht. Portugal demokratisierte sich, trat der Europäischen Union bei und kam wirtschaftlich voran – Passos Coelho machte derweil Karriere bei den Sozialdemokraten.
Dass er es Mitte 2011 zum Regierungschef gebracht hat, verdankt er indessen der Wirtschafts- und Schuldenkrise in Europa: Portugals brutale Sparprogramme ließen die sozialistische Regierung stürzen. Nun bittet der neue Premier die frühere Kolonie, die traditionell einen Gutteil von Portugals eher kläglicher Entwicklungshilfe erhält, um eine Finanzspritze. Denn Angola hat sich im letzten Jahrzehnt zum größten Ölexporteur Afrikas gemausert, seine Wirtschaft wächst rasant. Dabei stellt Staatschef José Eduardo dos Santos sicher, dass die Profite bei seinen Getreuen landen.
Deshalb ist in Angola die Lebenserwartung niedriger und die Kindersterblichkeit höher als in vielen anderen Weltteilen – die Bevölkerung könnte dringend portugiesische Ärzte brauchen wie weiland Passos Coelho den älteren. Andererseits ist Angolas Staatsklasse reich genug, um Anteile der staatlichen Unternehmen zu kaufen, die Portugal versilbern muss. Und wer in Not ist, kann nicht wählerisch sein. Müssen nicht auch wir dos Santos dankbar sein, wenn er einen Teil des Geldes, das wir ihm für sein Öl zahlen, in die Rettung des Euro investiert?
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