Am 27. Januar 2024 gingen in ganz Kenia Tausende Frauen auf die Straße, um auf das enorme Problem der Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen. Anlass für die Demonstrationen war ein besorgniserregender Anstieg der Zahl von Frauen, die von ihren Partnern oder Verwandten getötet wurden. Journalisten der Online-Plattform Africa Data Hub haben dazu Nachrichtenberichte aus kenianischen Quellen zwischen Januar 2016 bis Dezember 2023 überprüft und in einer Studie über 500 Fälle dokumentiert.
Die Zusammenstellung deutet auf wiederkehrende Muster. So werden in Kenia ebenso wie in vielen anderen Ländern rund drei Viertel der Morde an Frauen von deren Partnern oder Familienmitgliedern verübt. Fast zwei Drittel der Täter waren zur Tatzeit oder früher in einer intimen Beziehung mit dem Opfer. Die häufigsten Täter sind Ehemänner, gefolgt von Freunden. Nur in etwa 15 Prozent der Fälle seien Frauen von einem völlig Fremden getötet worden, heißt es in der Analyse.
In den meisten Fällen sei ein Familienstreit und insbesondere die Absicht der Frau, sich aus einer Beziehung zu lösen, Grund der Aggression gegen die Frau gewesen. Hinterher rechtfertigten die Männer ihre Taten damit, dass sie sich nicht zurückhalten konnten oder extrem wütend waren.
Unsicheres Zuhause
Ungefähr vier Fünftel Prozent der Tötungsdelikte finden laut Africa Data Hub in den eigenen vier Wänden statt, meist mit Messern und Hacken. Die meisten Femizide würden aus den Städten Nairobi, Nakuru und Kiambu gemeldet. Das heiße aber nicht unbedingt, dass die Mordrate dort tatsächlich am höchsten sei, denn die Daten- und Berichtslage sei in den Regionen sehr unterschiedlich und gerade auf dem Land eher spärlich.
Schließlich zeigt die Analyse, dass den Morden an Frauen in den meisten Fällen häusliche Gewalt vorausgegangen ist. Viele Opfer waren zuvor von ihren Ehemännern und Partnern missbraucht worden. Das Büro der Vereinten Nationen für Drogen- und Verbrechensbekämpfung (UNODC) betont in einem Bericht, dass geschlechtsspezifische Tötungen durch Intimpartner selten spontan seien, sondern eher das Ergebnis kontinuierlicher geschlechtsspezifischer Gewalt, die zu oft ignoriert werde.
Zähe Strafverfolgung
Im Durchschnitt dauere es in Kenia 1900 Tage, bis ein angeklagter Verdächtigter verurteilt oder freigesprochen wird. Werde Berufung eingelegt, dauere das Verfahren nochmals deutlich länger. In der Regel werde mangelhaft ermittelt und darüber hinaus im Laufe eines Verfahrens oft wichtiges Schlüsselpersonal – etwas Justizbeamte, Staatsanwälte und Ermittlungsbeamte – versetzt.
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