Zum ersten Religions-Klimagipfel kamen Anfang November Vertreter aus Judentum, Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus, Islam, Christentum, Bahai‘ und weiterer Religionen nach Abu Dhabi. In ihrem gemeinsam unterzeichneten Appell fordern sie unter anderem die Beschleunigung der Energiewende, den Schutz der Erde, den Übergang zu zirkulären Lebensmodellen im Einklang mit der Natur sowie die rasche Einführung sauberer Energie. Außerdem erklären sie, dass sie künftig bei allen UN-Klimagipfeln präsent sein wollen.
Das Treffen war vom Muslimischen Ältestenrat (MCE) in Zusammenarbeit mit dem Vatikan, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und dem Ministerium für Toleranz und Koexistenz der Vereinigten Arabischen Emirate organisiert worden. Dessen Industrieminister Sultan Al Jaber, der auch den Vorsitz auf dem kommenden Klimagipfel (COP28) hat, nannte das Dokument eine „kraftvolle Absichtserklärung, die die ganze Welt hören muss“. Die Religionsführer seien die Hüter der Überzeugungen und Bestrebungen der überwiegenden Mehrheit aller Menschen auf diesem Planeten. „Sie sind auch eine mächtige Stimme für viele Gemeinschaften, die nicht gehört werden“, sagte Al Jaber
Für den Vatikan, der zusammen mit der Al Azhar auf dieses Treffen besonders gedrängt hatte, war unter anderem Kardinal Angel Ayuso Guixot, der für den interreligiösen Dialog zuständig ist, nach Abu Dhabi gereist. Das Treffen sei sehr wichtig, weil die Bewältigung aller Spaltungen die menschliche Geschwisterlichkeit erfordere, sagte er. Gerade die Tatsache, dass sich Religionsführer zusammenschließen, um ein konkretes Problem gemeinsam zu lösen, sei ein wichtiges Zeichen in Zeiten von Krieg und Hass, sagte Guixot.
Den Religionsvertretern ging es vor allem um Fragen des Lebensstils
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vom Vatikan sagte, das Augenmerk der Religionsführer liege vor allem auf dem Lebensstil und der Erziehung. „Wir müssen unsere Lebensweise ändern, um der Schöpfung und der Natur nicht zu schaden, sondern um Verwalter zu sein.“ Außerdem müsse die junge Generation so erzogen werden, dass sie Ressourcen auf andere Weise nutze als ihre Eltern und Großeltern.
Das Gipfeltreffen der Religionsführer fand zwei Tage nach einem außerordentlichen Treffen von Regierungsvertretern statt, bei dem es um die Einrichtung eines Fonds für Klimaschäden ging. Mit den Mitteln aus dem Fonds soll Menschen bei der Bewältigung von Klimakatastrophen geholfen werden. Nach Einschätzung von Martina Giacomel, die im Vatikan für Fragen der ganzheitlichen Entwicklung des Menschen zuständig ist, sind die finanziellen Auswirkungen der Klimakrise die am schwierigsten zu klärende Frage beim kommenden Weltklimagipfel COP28 in Dubai. Selbst wenn sich alle einig seien, dass es eine Trendumkehr bei der Erderwärmung brauche, so Giacomel, gebe es eine Reihe finanzieller Fragen zu klären. „Das Geld bleibt immer der bestimmende Faktor.” Zuerst müsse es darum gehen, die finanziellen Verluste in Rechnung zu stellen. Erst danach könne über Investitionen in neue Technologien und Ressourcen gesprochen werden.
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